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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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war.
     
    Meist schweigend ritten sie durch den Wald, der sich östlich von Pembroke Castle über die Hügel zog. Sie alle kannten in diesem Forst jeden Baum und Stein, Jasper und Madog aus den langen Jahren, da Jasper als Earl über Pembrokeshire geherrscht hatte, Richmond und Rhys aus der Zeit, die der Junge als Geisel in Black Will Herberts Haushalt auf dieser Burg gelebt hatte, und Blanche, weil sie sowohl die guten als auch die schlechten Tage in Pembroke mit beiden geteilt hatte. Als sie auf einer Hügelkuppe zu einer Lichtung kamen, hielten sie an, da sie wussten, dass man von hier den ersten Blick auf Pembroke Castle erhaschen konnte.
    »Seht nur ausgiebig hin«, brach Jasper schließlich die Stille. »Dieser Blick ist alles, was uns auf lange Sicht von Pembroke vergönnt sein wird. Uns ergeht es wie Moses mit dem Gelobten Land: Wir dürfen es nur anschauen, aber nicht betreten.«
    König Edward wusste natürlich, dass Jasper Tudor und seine loyale Anhängerschaft in Pembrokeshire die größte Gefahr für Yorks Macht in Wales darstellten, und weil er ein kluger Stratege war, hatte er noch am Tag der Schlacht von Tewkesbury Besatzungstruppen nach Pembroke Castle entsandt.
    Somit befanden sie sich hier in der Höhle des Löwen. Aber ihnen war nichts anderes übrig geblieben, als das Risiko einzugehen, denn die Red Rose lag in dem kleinen Schmugglerhafen nahe der Burg versteckt, und um den Erben des Hauses Lancaster in Sicherheit zu bringen, brauchten sie ein Schiff.
    »Madog«, sagte Jasper leise. »Reite hinunter und stell fest, ob die Rose noch da ist.«
    »Ich geh«, erbot sich Rhys. »Wenn hier plötzlich eine Patrouille auftaucht, braucht ihr Madog dringender als mich.«
    Jasper sah ihn verwundert an – Selbstironie war er von seinem mürrischen Bruder nicht gewohnt –, aber nach kurzem Zögern willigte er ein. »Wir warten an der Furt südlich der Köhlerei, wo die dicken runden Steine im Wasser liegen. Kennst du die Stelle?«
    Rhys nickte und wendete sein Pferd.
    Die anderen ritten weiter, bis sie erneut auf einen schmalen, eiligen Fluss stießen, dessen Verlauf sie im Schutz des Waldes folgten. Sie sahen und hörten keine anderen Reiter; der Sommernachmittag war friedlich, erfüllt vom trägen Summen der Bienen und dann und wann dem Ruf eines Vogels. Trotzdem schärfte Jasper ihnen ein, sich still zu verhalten und wachsam zu sein.
    Bald stieg ihnen der bittere Brandgeruch der Kohlenmeiler in die Nase, und wenig später kamen sie an die Furt. Jasper und Madog postierten ihre Pferde Schweif an Schweif und ließen die Blicke über den Wald dies- und jenseits des Flüsschens gleiten. Richmond saß ab und hob den rechten Vorderhuf seinesWaringham-Rosses an. »Er verliert ein Eisen«, berichtete er gedämpft.
    »Großartig …«, knurrte sein Onkel.
    »Lass sehen.« Blanche glitt ebenfalls zu Boden und betrachtete den Huf mit geübtem Kennerblick. »Du hast Recht«, sagte sie besorgt. »Lass uns beten, dass das Schiff noch unentdeckt im Hafen liegt. Mit diesem Huf kannst du nicht mehr weit reiten.«
    Jasper dachte einen Moment nach. Dann wies er auf die Bäume zur Rechten. »Blanche, bring den Gaul hundert Schritte weit in den Wald und binde ihn irgendwo an, wo die Köhler ihn finden. Richmond, du nimmst Blanches Pferd, sie sitzt hinter mir auf.«
    »Du willst ein Pferd, das dreihundert Pfund wert ist, einfach so hier im Wald zurücklassen, weil es ein loses Eisen hat?«, fragte sein Neffe ungläubig.
    »Tu, was ich sage, und widersprich mir nicht«, entgegnete sein Onkel, leise, aber unverkennbar scharf.
    Richmond zögerte einen Moment, hatte offenbar eine hitzige Erwiderung auf der Zunge. Aber er beherrschte sich. Bedauernd klopfte er dem wundervollen Tier den Hals und drückte Blanche dann die Zügel in die Hand.
    Sie strich dem Rappen mit der hübschen schmalen Blesse über die Nüstern, und er folgte ihr willig zurück in den Wald. Sie konzentrierte sich darauf, sich ihren Weg einzuprägen, denn in diesem dichten Gehölz, wo selbst mittags Dämmerung zu herrschen schien, konnte man sich innerhalb von zehn Schritten verirren. Als sie in einer Baumlücke vor sich eine dünne Rauchfahne aufsteigen sah, hielt sie an, legte dem Pferd von unten den Arm um den Hals, zog den edlen Kopf zu sich herunter und berührte die Stirn mit der ihren. Dann befestigte sie die Zügel, sodass der junge Hengst nicht darüber stolpern konnte, trat zurück und versetzte ihm einen Klaps. Folgsam trottete er Richtung Köhlerei

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