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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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vermutlich nicht gesagt, wo er ihn hinbringt. Er ist ein sehr argwöhnischer Mann. Darum lebt er noch.«
    »Hm, das klingt vollkommen plausibel. Aber es geht seit Jahren ein Gerücht, dass es einen geheimen Nachrichtenaustausch zwischen den Lancastrianern in England und in Wales gibt und dass Ihr und Eure Schwester – oder sollte ich Lady Devereux sagen? – dieses wundersame Nachrichtennetz gesponnen habt. Darum wollen wir ganz sichergehen, ob Ihr nicht vielleicht doch mehr wisst, als Ihr uns weismacht, ja?« Er machte eine einladende Geste. »Seht nur, Waringham. Exeters Tochter ist eine Hure, wie Eure Schwester und Eure Gemahlin. Immer begierig auf ihren nächsten Liebhaber.«

Pembroke, Juni 1471
    » Ich ?«, fragte
     Richmond und wich unwillkürlich einen Schritt zurück. »Aber … aber wieso ausgerechnet ich?«
    »Weil du jetzt der Nächste in der Erbfolge bist«, erwiderte sein Onkel Jasper mit einem Achselzucken, das zu sagen schien: Stell dich nicht dümmer, als du bist, Bengel.
    Blanche saß auf einem sonnenwarmen Findling und klopfte einladend neben sich. »Setz dich, dann erkläre ich es dir«, forderten sie den schlaksigen jungen Mann auf, dessen angstvoll geweitete Augen sie plötzlich daran erinnerten, dass er noch keine fünfzehn Jahre alt war. Man vergaß das leicht, weil er so ernst und so wenig jungenhaft war.
    Mit einem unsicheren Blick auf seinen Onkel folgte Richmond ihrer Aufforderung, legte die Hände auf die Knie und wandte ihr das Gesicht zu. »Aber ich kann keinen Anspruch auf die englische Krone haben«, stieß er hervor, als wolle er ihrenArgumenten zuvorkommen. »Mein Vater mag König Henrys Halbbruder gewesen sein, aber deswegen entstammt er doch keiner englischen Königsdynastie.«
    Blanche schüttelte den Kopf. »Es hat nichts mit deinem Vater zu tun, sondern mit deiner Mutter. Aber lass uns mit dem Anfang der Lancaster beginnen, dann ist es einfacher zu begreifen. Der erste Lancaster-König, Henry – der vierte König dieses Namens auf Englands Thron – hatte vier Söhne. Aber nur der älteste, König Harry, brachte seinerseits einen Erben hervor.«
    Richmond nickte. »Meinen Onkel, König Henry, den die Yorkisten nun im Tower ermordet haben.«
    »So ist es. Und sein Sohn wiederum wurde bei Tewkesbury erschlagen.«
    Jasper wandte ihnen den Rücken zu und trat ohne Eile ans Ufer des Flüsschens, wo sie rasteten. Er war noch so erschüttert über die Ermordung seines Bruders und Neffen, dass er unfähig schien, jemanden davon sprechen zu hören, ohne wenigstens ein paar Schritte auf Distanz zu gehen. Blanche war überzeugt, dass er sich dessen gar nicht bewusst war.
    »Damit, fürchte ich, ist die Hauptlinie der Lancaster erloschen«, fuhr sie fort. »Doch zum Glück hatte der erste Lancaster-König, von dem wir eben sprachen, noch Geschwister: Die Jüngste war seine Schwester, Lady Joan Beaufort, deren Nachkommen die zahlreichen und fruchtbaren Nevilles sind. Der jüngste Bruder war der Duke of Exeter, und er starb kinderlos. Der nächste Bruder war der Kardinal – mein Großvater. Und dann gab es noch den ältesten Bruder, John. Er war der Earl of Somerset und der Großvater deiner Mutter. Da die Hauptlinie der Lancaster erloschen ist, geht der Anspruch nun auf den ältesten männlichen Nachkommen dieses John of Somerset über. Und weil all seine anderen männlichen Nachkommen in den Schlachten der letzten fünfzehn Jahre gefallen sind oder hingerichtet wurden, bist nur noch du übrig, Richmond. Ich weiß, dass der Gedanke dich erschreckt und dir absurd erscheint. Aber es ist eine Tatsache: Du bist jetzt der rechtmäßige Erbe des englischen Throns.«
    Der Junge schwieg. Er sah auf seine Hände hinab, die immer noch lose auf den Knien lagen, rührte sich nicht und sagte kein Wort. Blanche wusste, er war erschüttert. Es waren ja auch weiß Gott erschütternde Neuigkeiten. Für einen walisischen Waisenjungen, der den Großteil seines Lebens als schlecht gelittene Geisel in den Klauen eines unbarmherzigen Feindes verbracht hatte, wo niemand ihm beigebracht hatte, wer genau er eigentlich war, galt das natürlich in besonderem Maße. Wir müssen ihm Zeit lassen, schärfte sie sich ein. Er muss sich damit vertraut machen.
    Schließlich stand Richmond auf und trat vor seinen Onkel. »Das könnt ihr euch aus dem Kopf schlagen!«, erklärte er wütend.
    Jasper betrachtete ihn aufmerksam und nickte schließlich. »Es liegt allein bei dir. Niemand kann dich zwingen, deinen Anspruch

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