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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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lassen.«
    Bourchier erhob sich aus seinem Sessel. Es dauerte ein Weilchen, aber das machte die Geste nicht weniger bedrohlich. »Wie ich höre, läuft Euer Kirchenasyl in siebenunddreißig Tagen aus«, knurrte er. »Macht Euch darauf gefasst, dass zu der Anklage wegen Hochverrats und Piraterie noch eine weitere wegen Missachtung der Kirche hinzukommt, Waringham.«
    Julian war nicht erschüttert. »Das macht nichts, Eminenz. Denn hinrichten könnt Ihr mich nur einmal.«
    »Schert Euch hinaus!«
    Julian verneigte sich mit übertriebener Ehrerbietung vor dem mächtigen Bischof. »Wenn Ihr hier heute Erfolg habt, werdet Ihr Anlass haben, es zu bereuen.« Dann wandte er sich ein letztes Mal an die Königin. »Meine Cousine Megan Beaufort wird Euch den gleichen Rat geben wie ich, Madam. Sie kann im Augenblick das Haus nicht verlassen, weil ihr Rheumatismus sie zu sehr quält, aber ich bitte Euch inständig, wartet mit Eurer Entscheidung wenigstens, bis Ihr mit ihr gesprochen habt.«
    Elizabeth bemühte sich immer noch um eine ablehnende, eisige Miene, aber er sah in ihren Augen, dass sie wankte. Das machte ihm ein wenig Hoffnung. »Ihr habt nichts zu verlieren, wenn Ihr auf sie hört«, fügte er noch hinzu.
    »Wenn das alles war, was Ihr zu sagen hattet, wäre ich dankbar, wenn Ihr mich nun von Eurer Gegenwart erlösen würdet, Sir«, antwortete sie.
    Er nickte. »Lebt wohl, Madam.« Er streifte die Prinzessin noch mit einem kurzen Blick, die nach wie vor reglos auf ihrem Schemel saß und die Debatte stumm, aber aufmerksam verfolgt hatte. Julian lächelte ihr zu. Sein Herz war schwer, denn er ahnte, dass er hier nichts ausgerichtet hatte, aber er musste dennoch lächeln. Sie war so ein schönes Kind. Und sie war ihrem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten.
    Niemand sagte etwas, als er hinausging, und seine Schritte hallten auf dem blanken Marmorboden. Mit schuldbewusster Erleichterung, sich dieser Pflicht entledigt zu haben, trat er hinaus in den strahlenden Sonnenschein, sah sich im stillen, grasbewachsenen Hof um und schlenderte Richtung Fluss. Es dauerte nicht lange, bis er hinter sich leichte, eilige Schritte hörte. »Lord Waringham! Wartet!«
    Er fuhr auf dem Absatz herum. Prinzessin Elizabeth kam mit wehenden Röcken auf ihn zu. Als sie vor ihm anhielt, war sie außer Atem.
    »So solltet Ihr mich nicht nennen, wisst Ihr«, bemerkte er trocken. »Euer Onkel Gloucester ist jetzt Lord Waringham.«
    Es hatte spöttisch klingen sollen, aber offenbar hatte sie seine Bitterkeit herausgehört, denn ihre Augen waren plötzlich voller Mitgefühl. »Man hat mich gelehrt, Euch und alle anderen Lancastrianer als Verräter zu betrachten, die nur bekommen haben, was sie verdienen, Sir, aber manchmal fällt mir das schwer. Es muss … schrecklich für Euch sein. Und für Eure Gemahlin und Eure Kinder.«
    Er war gerührt und fürchterlich verlegen. »Wieso sollte unser Schicksal Euch kümmern?«, fragte er brüsk und setzte sich wieder in Bewegung, als wolle er ihr davonlaufen.
    Aber sie ging neben ihm her. »Weil Ihr meine Mutter, meine Schwestern und mich einmal vor dem Earl of Warwick gerettet und ins Asyl gebracht habt. Hierher.«
    Julian fiel aus allen Wolken. »Das wisst Ihr noch? Ihr könnt höchstens fünf Jahre alt gewesen sein. Ihr musstet auf Fußschemel klettern, um an die Türklinken zu kommen.«
    Sie hob leicht die Schultern. »Meine Mutter weinte immerzu und musste sich andauernd … war furchtbar unpässlich. Meine kleinen Schwestern waren noch Babys. Die Amme fing morgens schon an, sich zu betrinken. Niemand war mehr da, der uns beschützte, und ich hatte das Gefühl, irgendetwas tun zu müssen. Weil ich doch die Größte war. Nur ich wusste nicht, was, Sir. Also habe ich gebetet, mein Vater möge heimkommen. Gebetet und gebetet. Aber er kam nicht. Das ist etwas, das man wohl nie vergisst. Diese … Einsamkeit.«
    Julian sah sie von der Seite an. »Man hat sie Euch nicht angemerkt. Ihr wart sehr tapfer. Die Tochter Eures Vaters.«
    Sie warf ihm einen kurzen, forschenden Blick zu, dann huschte ein kleines Lächeln über ihr Gesicht. »Danke, Mylord.«
    Wenn Richmond sie heiratet, bekommt er eine wundervolle Frau, erkannte Julian. »Denkt Ihr, Ihr könntet Eure Mutter überzeugen, nicht auf den Erzbischof zu hören, Lady Elizabeth?«, fragte er sie.
    Doch das junge Mädchen schüttelte den Kopf. »Ihr bleibt garnichts anderes übrig, als zu tun, was mein Onkel Gloucester wünscht. Er und Buckingham halten ihren

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