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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Erzbischof von Canterbury bereits fort, und er hatte ihren Bruder, den neunjährigen Duke of York, mitgenommen, um ihn zu ihrem Bruder Edward in den Tower zu bringen.
    Und am selben Abend gab der Kronrat bekannt, dass die Krönung des jungen Edward auf den 9. November verschoben worden sei.

Waringham, Juni 1483
    Alice war seit zwei
     Monaten in Waringham, und obwohl sie nicht wollte, hatte sie begonnen, ihren Kummer zu überwinden. Es waren so unbeschwerte Wochen gewesen, die sie hier bei herrlichem Sommerwetter auf dem Gestüt verbracht hatte, dass sie kaum anders konnte, als zu ihrer eigentlich frohen Natur zurückzufinden und neue Zuversicht zu schöpfen.
    Ihr Cousin Roland, der Stallmeister, war ein Mann, wie sie nie zuvor einem begegnet war. Er besaß Bildung und geschliffene Manieren; niemals hätte er seine vornehme Geburt verleugnen können. Aber all die Regeln und höfischen Tugenden, die man Alice immer als Ziel gesteckt hatte, schienen Roland nicht im Mindesten zu interessieren. Er führte seinen Haushalt und sein kleines Reich mit einer eigentümlichen Großzügigkeit, die Alice manchmal geradezu nachlässigund sträflich vorkam. Auch ihr und ihrem Bruder machte er keinerlei Vorschriften: Alice konnte tun und lassen, was ihr gefiel. Niemand erwartete von ihr, dass sie arbeitete, in der Küche oder – schlimmster aller Schrecken – bei der Wäsche half, denn all das erledigten die Mägde. Niemand erwartete, dass sie den lieben langen Tag stickte und las und sich vor der Sonne schützte. Also ließ sie sich treiben, erkundete Dorf und Gestüt und die wundervollen umliegenden Wälder und lernte jeden Tag etwas Neues: über Pferdezucht, über Waringham, über ihre Wurzeln und die Geschichte ihrer Familie. Nach wie vor vermisste sie ihre übrigen Geschwister, ihre Mutter, ihre Tante Blanche und vor allem natürlich Richmond, aber sie war noch nie in ihrem Leben so frei gewesen. Und sie staunte, wie stark diese Freiheit sie machte. Oder zumindest schien es ihr so.
    »Das werdet ihr einfach nicht glauben«, sagte Roland, als er mit Edmund zusammen nach dem zweiten Training ins Haus kam.
    Alice hatte mit Merle in der Halle gesessen, die Hände um einen Becher verdünntes Bier gelegt, und fasziniert der Geschichte gelauscht, wie ihr Vater – angeblich – mit einer schlauen List die Hinrichtung einer Küchenmagd vereitelt hatte.
    Merle unterbrach ihren Bericht an der spannendsten Stelle. »Was werden wir nicht glauben?«, fragte sie. Als sie das Gesicht ihres Mannes sah, verschwand ihr Lächeln. »Roland, was ist passiert?«
    »Adam kam eben vorbei, er hat es in Sevenelms auf dem Markt gehört: Der Duke of Gloucester hat den Bruder und den Sohn der Königin, Earl Rivers und Lord Grey, in Pontefract hinrichten lassen. Aber das ist noch nicht das Verrückteste. In London und Westminster wird erzählt, der kleine Thronfolger könne nicht gekrönt werden, weil er und all seine Geschwister Bastarde seien.«
    »Was?« , fragten Alice und Merle wie aus einem Munde und wechselten einen Blick, die Augen vor Erstaunen weit geöffnet.
    »Es heißt, der König sei bereits verlobt gewesen, als er Königin Elizabeth zur Frau nahm. Mit einer gewissen Lady Eleanor Butler«, fuhr Roland fort.
    Alice nahm die Unterlippe zwischen die Zähne und gluckste schadenfroh. »Das ist bitter für die yorkistische Königin und ihre Bälger, nicht wahr? Und außerordentlich erfreulich für uns.«
    »Wenn’s denn stimmt«, warf Edmund ein.
    Sie hob unbekümmert die Schultern. »Das kann uns eigentlich gleich sein, oder?«
    Ihr Bruder schien unfähig, die köstliche Ironie dieser unerwarteten Wendung zu würdigen. »Wenn du glaubst, das Parlament werde jetzt eine Abordnung in die Bretagne schicken, um Richmond einzuladen, seinen Thron zu besteigen, dann irrst du dich«, eröffnete er ihr. »Buckingham hat einen Antrag vor Lords und Commons eingebracht, den Duke of Gloucester zu bitten, die Krone zu nehmen. Als letzter legitimer Nachkomme des Duke of York, mithin als Erbe des yorkistischen Thronanspruchs.«
    Schlagartig hörte Alice auf zu lächeln. »Gloucester?« , fragte sie verständnislos. »Aber … aber er ist ein Ungeheuer.«
    »Wieso sagst du das?«, fragte Roland, der mit einem Mal auch seltsam angespannt wirkte. Sie konnte nicht sicher sein, aber es schien ihr, als hätte er die Zähne zusammengebissen. »Was weißt du über Richard of Gloucester, Alice?«
    »Nichts«, musste sie gestehen. »Aber Vater nennt ihn kaum je

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