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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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anders.«
    »Nun, er hat Recht«, erklärte Roland grimmig. »Und ich schätze, wir können getrost davon ausgehen, dass Gloucester dieses absurde Märchen über das angebliche frühere Verlöbnis seines Bruders in die Welt gesetzt hat, um die Krone zu bekommen. Dass ein mächtiger Lord wie Buckingham sich dafür hergibt, es zu verbreiten, spricht Bände über Gloucesters Macht. Darum wäre mir wohler, ihr beide wäret sicher zurück in der Bretagne, bevor er sich die Krone aufsetzt. Ich verstehe einfach nicht, wieso wir nichts von eurem Vater hören.«
    »Wenn er Zweifel hätte, dass wir hier noch sicher sind, hätte er uns Nachricht geschickt«, entgegnete Alice.
    »Falls er kann«, schränkte Roland ein.
    »Wie meinst du das?«, fragte Edmund stirnrunzelnd, eher verwundert als besorgt. »Wenn die Yorkisten ihn erwischt hätten, wüssten wir davon, oder?«
    »Vermutlich, ja. Aber womöglich muss er sich verbergen.«
    »Wenn er selbst aus irgendeinem Grunde nicht kommen könnte, hätten wir von Lucas gehört«, sagte Alice.
    Roland nickte zögernd, aber er war nicht beruhigt. »Wie dem auch sei. Wir warten noch zwei Tage. Wenn wir bis dahin keine Nachricht von ihm erhalten, bringe ich euch nach Leicestershire auf eins meiner Güter, wo meine Schwester Agnes mit ihrer Familie lebt. Oder zu unserem Onkel, dem Earl of Burton. Und wenn eurem alten Herrn das nicht passt, hat er Pech gehabt, aber ich denke, ihr solltet schleunigst von hier verschwinden. Waringham ist zu nahe an Westminster.«
    Alice tauschte einen unsicheren Blick mit ihrem Bruder. »Was denkst du?«, fragte sie.
    »Ich denke, einer von uns sollte nach Sevenelms reiten und mit Lucas’ Bruder sprechen. Vielleicht weiß er etwas über Vaters Verbleib. Zumindest wird er mehr über die Ereignisse in Westminster und London wissen als die tratschenden Marktweiber.«
    »Das ist ein guter Gedanke«, stimmte Roland zu. »Ich reite nach dem letzten Training. Wenn du willst, kannst du mitkommen.«
    Edmund willigte ein und ging hinaus, um beim Satteln der Zweijährigen für das Training zu helfen.
    Roland folgte ihm bald, und auch Merle verabschiedete sich kurz darauf, weil sie sich um verschiedene Belange ihres großen Haushalts zu kümmern hatte. So kam es, dass Alice allein in der Halle zurückblieb. Normalerweise machte ihr das nichts aus, aber heute empfand sie das Alleinsein plötzlich als bedrückend. Rolands Besorgnis war ansteckend, musste sie feststellen. Mit einem Mal erschien es ihr ominös, dass sie seitüber vier Wochen nichts von ihrem Vater oder seinem treuen Ritter gehört hatten, und zum ersten Mal wurde ihr bewusst, wie gefährlich es für sie und ihren Bruder war, sich hier in England, vor allem in Waringham, aufzuhalten. Das schlichte Leben auf dem Gestüt, die sommerliche Fröhlichkeit hatten ihr eine Sicherheit vorgegaukelt, die ihr jetzt trügerisch vorkam.
    Sie verließ das Haus, sattelte sich eine der zweijährigen Stuten, die ihrem Vater gehörte, und ritt in den Wald. Am Ufer des Tain hatte sie vor einigen Wochen eine Lichtung entdeckt, einen abgeschiedenen Ort von verwunschener Schönheit, und plötzlich verlangte sie nach seiner stillen Geborgenheit. Sie wollte sich ins weiche Ufergras legen, die Sonne auf dem eiligen Flüsschen glitzern sehen und den Bienen und Vögeln lauschen. Sie hatte festgestellt, dass das eine wirksame Methode war, ihre Gedanken zu beruhigen und zu ordnen. Der magische Ort schien sogar ein Heilmittel gegen Liebeskummer zu sein, und auch deswegen kehrte sie immer wieder dorthin zurück.
    Doch zu ihrer Enttäuschung musste sie feststellen, dass ihr Lieblingsplatz heute bereits belegt war. Sie war ein Stück vor der Lichtung abgesessen und führte ihre Stute am Zügel, als sie eine fremde Männerstimme sagen hörte: »Ich weiß, es ist schwer, Malachy. Doch Ihr werdet einsehen, dass es sein muss, nicht wahr?«
    »Aber … aber wieso, Mylord?«, fragte eine zweite Stimme. Sie klang furchtsam. Alice wusste, es konnte sich um niemand anderen als Malachy Devereux handeln, und dessen Bruder Andrew, der seit Ewigkeiten in Jasper Tudors Diensten stand, hatte ihr genug erzählt, um sie zu warnen, dass sie schleunigst verschwinden sollte. Sie legte der Stute die Hand auf die Nüstern, damit das Tier nicht in diesem unpassenden Moment schnaubte oder wieherte, und wollte es wenden, als sie Malachy fortfahren hörte: »Sie können Euch doch nicht mehr gefährlich werden, jetzt da feststeht, dass sie Bastarde sind.«
    Der andere

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