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Das Spiel der Nachtigall

Das Spiel der Nachtigall

Titel: Das Spiel der Nachtigall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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Kaiser Otto seinen Gegner Philipp im Besitz der staufischen Erblande lassen würde, war mehr als unwahrscheinlich.
    »Wenn es keine Welfen gäbe«, fragte Irene, »und weder der Herzog von Zähringen noch der von Sachsen zur Verfügung stünden, wem würde der Erzbischof von Köln wohl dann als Nächstem die Krone antragen? Den Herzögen von Österreich oder denen von Bayern?«
    »Nein, diese Herzogtümer wurden von uns Staufern geschaffen, und für die Rheinländer ist es schon schlimm genug, wenn ein Schwabe regiert. Einen Bayern werden sie nie ans Ruder lassen, außerdem hat der am meisten zu verlieren, sollte ein Welfe wieder Anspruch auf das Herzogtum seines Vaters erheben. Anders wäre es aber mit dem Brabanter. Der Herzog kann seine Abstammung bis zu Karl dem Großen nachweisen. Er ist immer noch im Heiligen Land, Gott segne ihn, denn das bedeutet, dass er mir hier nicht im Magen liegen kann; die einzige Botschaft, die ich von ihm erhalten habe, kam direkt nach Heinrichs Tod und besagte, dass er sich nach wie vor berufen fühlt, für die Sache Christi zu fechten. Das ist ein Glücksfall. Er ist so reich wie der Zähringer und könnte Adolf bestimmt den Preis bezahlen, den er haben will.«
    »Hat er eine Tochter?«
    Nachdem ihn sein Bruder aus dem Kloster geholt hatte, war Philipp in Windeseile mit den Namen von allen in Frage kommenden reichen Erbinnen vertraut gemacht worden, ehe der Bescheid aus Italien eingetroffen war, dass eine byzantinische Prinzessin zur Verfügung stand. Er nickte. »Aber wenn ihr Vater im Heiligen Land ist, kann sie nicht verheiratet werden. Wer sollte die Verhandlungen für sie führen?«
    »Ihre Mutter«, sagte Irene nachsichtig.
    Philipp, der kaum Erinnerungen an seine eigene Mutter hatte, war von dieser so offensichtlichen Möglichkeit betroffen. Eine Ehe mit einer der Erbinnen von Brabant würde Otto die Unterstützung eines der wichtigsten Fürsten und vor allem dessen Geld sichern, zusätzlich zu dem, was auch immer die Kölner Kaufleute für ihn aufbringen würden. Er fluchte und entschuldigte sich dafür bei Irene.
    »Es gäbe eine Möglichkeit, herauszufinden, ob die Herzogin Verhandlungen mit dem Welfen führt«, sagte Irene. »Vielleicht sogar eine Möglichkeit, sie zu verhindern.«
    »Ich bezweifle, dass selbst Heinz von Kalden so schnell einen Spion am Hof von Brabant unterbringen kann, und die Herzogin hat keinen Grund, auf mich zu hören, wenn ich ihr rate, keine welfische Ehe für ihre Tochter zu schließen.«
    »Hmm«, machte Irene. Etwas in ihrem Gesichtsausdruck machte ihn neugierig. Sie erinnerte ihn an die Katze des Abtes, der ihn aufgezogen hatte, wenn es ihr gelungen war, etwas von der Milch zu naschen, ehe ihr davon gegeben wurde. »Bevor man mich verheiratet hat«, sagte seine Gemahlin, die einen kaiserlichen und einen königlichen Hof überlebt hatte, »da bestand König Tankred darauf, mich von einem seiner Ärzte untersuchen zu lassen. Dein Bruder hat ebenfalls wissen wollen, ob ich gesund war, ehe er mich aus Sizilien zu dir schickte. Was wäre natürlicher, als wenn auch der Tochter des Brabanters ein Medicus geschickt würde? Und gar eine der Frauen aus Salerno? Oh, ich bin sicher, mein Gemahl, die Herzogin von Brabant wird sie empfangen.«
    * * *
    Walther und Martin gelang es, sich wieder einer Pilgergruppe anzuschließen. Doch Martin ging es schlechter. Selbst starker Wein konnte ihn nur bedingt von seinen Schmerzen ablenken. »Ich glaube nicht, dass ich es bis Salerno schaffe.«
    »Es gibt gute Ärzte außerhalb Salernos. Es gibt sogar Ärzte aus Salerno außerhalb Salernos«, sagte Walther, um ihn aufzumuntern. »Ich kenne eine.«
    »Eine Frau? Wie gut kennst du sie?«, fragte Martin und ließ seine Augen vielsagend wackeln. Selbst heftige Schmerzen und wunde Glieder trieben ihm nur selten den Appetit auf Scherze und Zoten aus.
    »So gut, dass sie mir schon einmal den Hals umdrehen wollte«, entgegnete Walther. Natürlich zog Martin die falsche Schlussfolgerung und lachte, obwohl sein Lachanfall rasch zu einem Husten wurde, weil er sich verschluckt hatte.
    »Es gibt schlimmere Dinge, die eine Frau einem Mann umdrehen kann! Sag, ist sie wirklich eine der Frauen aus Salerno? Eine Ärztin?«
    »Das ist sie. Hat sogar die zukünftige Kaiserin behandelt, du Tropf, da wäre sie gerade gut genug für dich.«
    »Das mag ja sein«, sagte Martin, »aber sie ist nicht hier. Wo lebt sie denn?«
    »In Köln«, musste Walther zugeben, denn genauso gut hätte sie

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