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Das Spiel der Nachtigall

Das Spiel der Nachtigall

Titel: Das Spiel der Nachtigall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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nichts anderes gelernt, als Mönch zu sein, doch dann zerrt man ihn aus dem Kloster, weil die anderen Brüder alle tot sind und der Kaiser immer noch keinen Sohn hat, und will ihn verheiraten mit einem Weib aus Byzanz. Ihr könnt darauf wetten, wenn die beiden Kinder haben, dann wird keiner sie schief anschauen und Priesterbastard denken, nein, da wird gedienert und gebuckelt. Aber bei meinem Vater, der kein Gelübde gebrochen hat und nicht erst von seinen Schwüren entbunden werden musste, den hält man für einen geilen Bock, der noch dazu so schamlos ist, der Welt seinen Bastard vorzuführen. Ach, die Welt ist ungerecht!«
    »Das ist sie«, stimmte Walther zu, der über den jüngsten Bruder des Kaisers eigentlich nur wusste, dass es ihn gab, und dessen Mitleid für Hugo schon dadurch begrenzt war, dass es dem Sohn eines der mächtigsten Bischöfe des Reiches nie an Wohlstand oder Erziehung gemangelt hatte. »Aber an Eurer Stelle würde ich den Hohn des Herzogs nicht so schwer nehmen, in seinem Zustand. Er weiß ja kaum mehr, was er sagt.«
    »Ha, schön wäre es! Mein Vater hat mir erzählt, dass der Mann so zäh sei, dass er noch mit einem Fuß über dem Höllenfeuer versuche, das Beste für sich auszuhandeln. Der hat sich jedes Wort genau überlegt, Euer Herzog. Er dachte, wenn er meinen Vater beschämt und ihm klarmacht, auch nur ein Sünder zu sein, dann muss er nicht mit dem Silber herausrücken. Vielleicht ist schon ein Bote nach Rom unterwegs, der den Papst über mich angeblichen Bastard mit wahrheitswidrigen Behauptungen in Kenntnis setzt. Zuzutrauen wäre es ihm. Aber wenn er das getan hat, dann hat er sich ins eigene Fleisch geschnitten, weil der Heilige Vater genau weiß, dass ich … ha! Ins eigene Fleisch! Nichts für ungut, Herr Walther, aber das ist gelungen!«
    Mit einem Mal konnte sich Walther in Reinmar versetzen, ein wenig jedenfalls. »Ein Wortspiel, auf das nur Ihr kommen könntet. Vielleicht, und ich spreche hier natürlich nur aus reiner Vermutung, war der Herzog auch neidisch auf das große Vertrauen, das Euer Vater Euch entgegenbringen kann? Seine eigenen Söhne …« Walther zuckte die Schultern und seufzte vielsagend, während Hugo sich nachschenkte.
    »Dachte ich mir doch, dass hier am Hof jeder darüber Bescheid weiß«, stimmte der Bischofssohn zu. »Natürlich war es für uns auch offensichtlich, so schnell, wie der Herzog einverstanden war, Friedrich für ihn auf den Kreuzzug gehen zu lassen. Ich wette, er hat nichts dagegen, dass Friedrich lange im Heiligen Land bleibt, wenn nicht bis in alle Ewigkeit, nachdem er erfahren hat, dass in seinem Sattel ein Eroberer gesessen hat, der dort nichts zu suchen hatte. Vermutlich hofft er, dass bis dahin Leopold bereit ist. Schließlich ist da auch noch die Sache mit der Steiermark …«
    Walther hatte keine Ahnung, worauf sich Hugo bezog. Es kam nur darauf an, sich das nicht anmerken zu lassen, sondern vorzugeben, er wisse bereits alles. »Ja, die Steiermark«, stimmte er daher in einem bedeutungsschweren Tonfall ein, »die liegt Herrn Friedrich wirklich im Magen!«
    Hugo schnaubte belustigt. »Wem ginge das nicht so, wenn der eigene Vater einen Teil des Herzogtums unverhohlen abschneidet und dem jüngeren Bruder zuschanzt? Wahrscheinlich versucht der alte Mann, ihm die Suppe zu versüßen, indem er vorgibt, das sei eine neue päpstliche Bedingung, um die Herzöge von Österreich kleiner zu halten, aber das kann ich Euch versichern, Herr Walther, daran ist kein Stück Wahrheit! Was kümmert es die Kirche, wer oder wie viele hier in Österreich regieren, solange es gute Christen sind, die sich nicht anmaßen, Bischofssitze mit eigener Hand zu besetzen?«
    »Fürwahr, fürwahr«, nickte Walther, der sich bemühte, nicht zu fasziniert dreinzublicken. Wenn er Hugo recht verstand, dann hatte der Herzog also vor, Österreich zu halbieren, die Steiermark als separates Herzogtum einzurichten und sie Leopold zu geben. Nun waren Walthers Kenntnisse von adligen Erbangelegenheiten beschränkt, doch er war sich vergleichsweise sicher, dass der Herzog dies nicht ohne Unterstützung seines obersten Lehnsherrn tun konnte, des Kaisers.
    »Nun, aber der Kaiser …«, gab er also vage zurück. Hugos Mundwinkel krümmten sich nach unten.
    »Der Kaiser schuldet dem Herzog eine Menge. Seine Hälfte des englischen Lösegelds, um genau zu sein, das er nie bekommen hätte, wenn Euer Herzog nicht so unverfroren gewesen wäre, einen Kreuzfahrer gefangen zu nehmen. Also

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