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Das Spiel der Nachtigall

Das Spiel der Nachtigall

Titel: Das Spiel der Nachtigall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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bekümmert. »Das beweist doch mehr als alles andere, wie sehr ich Hilfe benötige, nicht wahr?«
    »Ich dachte, ich soll einer Frau helfen.«
    »Ihr und mir.« Walther unterließ weitere Schnörkel und erklärte, er und seine Gemahlin hätten sich in dem Tumult aus den Augen verloren, doch da es in Würzburg ein paar alte Feinde aus Köln gebe, mache er sich eben Sorgen um sie und würde sich mit einem starken, ehrlichen Mann an seiner Seite wohler fühlen.
    »Was für alte Feinde?«
    »Ihre Familie. Der Onkel ist ein alter Geizkragen, der nicht wollte, dass wir heiraten, und nun sieht es so aus, als habe er seinen Sohn geschickt, um sie mit Gewalt zurückzuholen, obwohl unsere Ehe von Bischof Konrad selbst gesegnet wurde, ist das zu fassen?«
    Der Mann blickte noch immer ein wenig zweifelnd drein, aber ließ sich von einer weiteren Münze überzeugen und folgte Walther. Er hieß Jakob und war Hufschmied, was die Muskeln an seinen Armen erklärte.
    »Wenn Ihr so gut darin seid, Akzente zu hören, Jakob, und Pferde beschlagt … könnt Ihr Euch erinnern, ob Ihr in der letzten Woche irgendwelche Rheinländer in Eurer Schmiede hattet?«
    Jakob rieb sich das Kinn. »Mag wohl sein. Der Wirt vom Ochsenschwanz hat mir zwei geschickt. Eigentlich mag ich keine Rheinländer, aber die haben gleich gezahlt, gar nicht erst versucht, den Preis herunterzuhandeln. Das gefiel mir.«
    »Ihr mögt keine Rheinländer, keine Bayern und keine Österreicher. Gibt es ein Fürstentum, das Gnade vor Euren Augen findet?«
    »Franken«, sagte Jakob schlicht.
    »Selbstverständlich.« Walther fragte, ob die zwei Rheinländer denn immer noch im Ochsenschwanz untergebracht seien. Jakob zuckte nur die Achseln. Das ließ Walther die Wahl, entweder zu den Bootsanlegestellen zu gehen oder dem Ochsenschwanz einen Besuch abzustatten.
    Wenn Judith wie verabredet zum Treffpunkt ging und ihn dort nicht vorfand, würde sie warten. Wenn sie erst gar nicht zu den Bootsanlegestellen kommen konnte, weil Paul Verstärkung bekommen hatte, dann würde Walther dort wertvolle Zeit verschwenden. Jetzt, wo der Bischof tot war, gab es für Stefans Leute keinen Grund, weiter in Würzburg zu bleiben. Keinen außer Judith.
    »Bringt mich zum Ochsenschwanz.« Walther hoffte mit jeder Faser seines Seins, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Auf jeden Fall kam er schneller mit Jakob vorwärts, als er es alleine geschafft hätte; der Hufschmied war so groß und kräftig, dass ihm selbst die wütenden, aufgebrachten Menschen auswichen, und niemand fragte, wohin er und Walther wollten. Niemand, bis auf einen bewaffneten Mann, der in ein Lederwams gekleidet war und den roten Löwen von Passau auf seinem Umhang trug.
    »Walther? Walther, bist du das?«
    Warum Wolfger ausgerechnet Hugo geschickt hatte, war Walther schleierhaft, aber er war zu erleichtert über den Beweis, dass der Bischof überhaupt tätig geworden war und somit sein Versprechen erfüllt hatte, um etwas anderes zu empfinden.
    »Beim Blute Christi«, sagte Hugo, weil das seine Vorstellung von einem derberen Fluch war, »wo hast du nur gesteckt? Wir haben in St. Kilian auf dich gewartet!«
    »Wann?« Walther entschied, dass die Auskunft warten konnte, und fragte Hugo stattdessen, ob er denn Bischof Konrad nicht mehr hatte warnen können.
    »Natürlich haben wir ihn gewarnt«, entgegnete Hugo beleidigt.
    »Aber warum …«
    »Seine Gnaden war überzeugt, dass es sich bei meiner Warnung nur um einen Versuch des Reichshofmarschalls handelte, ihn einzuschüchtern, damit er den Ravensburgern nicht ihre Güter wegnimmt. Das hatte er nämlich vor, nach dem, was Botho sich in den letzten Jahren ihm gegenüber geleistet hat. Er hat uns nur ausgelacht, und ganz ehrlich, ich habe mich auch gefragt, ob du da nicht einer ausgemachten Lüge auf den Leim gegangen bist. Ich meine, wer bringt denn schon einen Erzbischof um?«
    »Henry II. von England«, sagte Walther finster, »und Botho von Ravensburg.« Hugo errötete.
    »Ich dachte, Ihr sucht nach Eurer Gemahlin«, mischte sich Jakob ein. »Was habt Ihr da mit diesem Fremden zu tun? Was soll das Gerede von Warnungen? Habt Ihr etwa etwas mit dem Mord an unserem armen Bischof zu tun?«
    »Der Fremde, der vor Euch steht, hätte den Mord eigentlich verhindern sollen«, entgegnete Walther. Derartige Verschwendung von Chancen machte ihn zornig. Er hatte weder etwas für noch gegen Bischof Konrad, der weder der beste noch der schlimmste von den Kirchenfürsten seiner

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