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Das Spiel der Nachtigall

Das Spiel der Nachtigall

Titel: Das Spiel der Nachtigall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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nicht ruhiger. »Gibt es einen Beweis dafür, dass die Kölner Kaufleute Botho bezahlt haben?«
    »Ihr könntet Botho foltern lassen«, sagte Walther mitleidlos. Die Magistra warf ihm einen undeutbaren Blick zu, irgendwo zwischen Missbilligung und Entsetzen.
    »Das geht nicht. Er ist von Adel«, entgegnete Irene sachlich. »Sein Onkel würde eher seine Hinrichtung hinnehmen als eine Folterung.«
    »Ich verstehe«, sagte die Magistra; ihr Tonfall machte klar, dass sie nur zu gut verstand. »Hingerichtet wird er wohl auch nicht werden. Aber, Euer Gnaden, wenn Botho von Ravensburg straflos davonkommt, dann ist es gleich, wer für den Mord gezahlt hat. Das ganze Reich wird glauben, dass der Auftrag von Eurem Gemahl stammt.«
    »Philipp wird zu einem neuen Kreuzzug auffordern«, sagte Irene, was sie eigentlich nicht hatte tun wollen, denn es sollte erst zum Weihnachtsfest verkündet werden. Das war der Plan, mit dem sie sowohl ihrem eigenen Vater und Bruder als auch Philipp hatte helfen wollen, der Plan, über den sie jahrelang gegrübelt hatte. Einem Aufruf zu einem Kreuzzug würden auch Fürsten folgen, die Otto anhingen. Es war eine Möglichkeit, selbst in diesen zerrissenen Zeiten ein gemeinsames Heer aufzustellen, wie es keine zweite gab. Natürlich konnte Otto versuchen, die Führung an sich zu reißen, aber er hatte keine Verbindung zu Byzanz, und das war der zweite Teil von Irenes Plan. Wenn das Heer der Kreuzfahrer den traditionellen Weg ins Heilige Land nahm, konnten sie ihrem Vater zur Freiheit und ihrem Bruder auf den Thron verhelfen. Das war eine gerechte Sache, Gott wohlgefällig.
    »Aber sie werden es nicht aus der Güte ihres Herzens tun«, hatte Alexios protestiert.
    »Sie werden es tun, wenn du ihnen versprichst, das Schisma zu beenden, und die Kirche wieder vereinst.«
    Ihr Bruder hatte sie mit seinen trüben Augen entsetzt angeblickt. »Ich kann nicht glauben, dass du so etwas ernsthaft vorschlägst, Irenikon. Du, die du in der Hagia Sophia getauft worden bist!«
    »Bruder, es ist mir klar, dass der Patriarch von Konstantinopel und die Priester des Reiches niemals zustimmen werden. Aber es geht auch nicht vorrangig darum, es Wirklichkeit werden zu lassen. Du wirst versprechen, es zu versuchen, und wenn du selbst hier die Messe besuchst und das römische Credo sprichst, was schadet das. Das musste ich tun, als ihr mich nach Sizilien schicktet, also sollte es dir möglich sein, um dein Reich zu erobern und unseren Vater zu retten. Wirst du es tun, so werden sie dir glauben. Dem Papst wird keine andere Wahl bleiben, als meinen Gemahl aus dem Bann zu lösen und als König der Deutschen zu unterstützen, der Krieg hier hört auf, du gewinnst Byzanz und alles findet ein glückliches Ende.«
    »Dein Wort in Gottes Ohr, Irenikon.«
    »Mit Verlaub, Euer Gnaden«, sagte Irenes Magistra jetzt, und ihr Gesicht war sehr weiß, »ein Kreuzzug wird nichts an der Meinung der Menschen über den Tod Bischof Konrads ändern, wenn den Mördern keine Strafe droht.«
    »Wir können den Reichshofmarschall nicht zwingen, seinen Neffen auszuliefern«, entgegnete Irene. In diesem Moment hasste sie die Magistra dafür, sie gezwungen zu haben, das laut auszusprechen. Was war ein Thron wert, wenn der König darauf nicht die Macht hatte, eine solche Entscheidung zu treffen? Diese Frage glaubte sie nun auch in den Augen der Magistra zu lesen, und sie brannte sich in ihr Herz und ihren Verstand.
    »Euer Gnaden«, warf Walther überraschend ein, »es gibt eine Lösung, die gerecht wäre und der der Reichshofmarschall zustimmen müsste. Wer Blutschuld auf sich geladen hat, kann nach Rom pilgern, um sich vom Papst selbst entsühnen zu lassen. Es gibt sogar zwei Generalablässe im Jahr und einen weiteren, wenn der Papst es will. Ihr könnt von Botho verlangen, sich dem Urteil des Heiligen Vaters zu stellen. Das würde jeden Christen hier im Reich zufriedenstellen, denn es ist bekannt, dass der Papst ein Freund Bischof Konrads war.« Unausgesprochen, doch deutlich im Raum stehend war der Zusatz: und Heinz von Kalden, der weiß, wie sehr der Mord Philipps Ansehen schadet. Er konnte unmöglich ablehnen, seinen Neffen auf diese Pilgerfahrt zu schicken.
    »Herr Walther«, sagte Irene mit aufrichtiger Dankbarkeit und Bewunderung, »das ist ein wundervoller Gedanke.«
    »Ich lebe, um Euer Gnaden zu dienen«, sagte er auf höfische Manier, was sie trotz ihrer Dankbarkeit sofort misstrauisch stimmte. Mittlerweile kannte sie den Sänger gut genug,

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