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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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schlich ich mich hinauf zu den Kemenaten. Es war alles völlig ruhig, doch befürchtete ich, möglicherweise auf das Novizchen zu stoßen.«
    »Was hättest du dann getan?«
    »Ihr eine fromme Lüge erzählt. Aber es kam nicht dazu; die Kammer der ehrwürdigen Mutter war leer. Doch ach, Meister, unter dem Umhang an dem Wandhaken wölbte sich ein zart gerundeter Leib. Und als ich unter das weiche Tuch griff, fanden meine Finger die sanfte Wölbung Eurer Geliebten.«
    »Die Laute!«, sagte ich trocken.
    »Habt Ihr eine andere, Meister?«
    »Nur in meinen Träumen. Du nahmst sie an dich?«
    »Ja, und damit verließ mich mein Glück.«
    »Wie das?«
    »Aus dem Nebenraum kam Ännchen getänzelt, gurrte: ›Edles Fräulein, wollt Ihr …‹ Und dann quiekte sie bei meinem Anblick auf.«
    »Vor Entsetzen?«
    »Ach nein, vor Entzücken. Ich band ihr ein kleines Bärchen auf, dergestalt, dass ich die Laute, die Ihr, mein Meister, der ehrwürdigen Mutter leihweise überlassen hättet, Euch zurückbringen sollte. Sie glaubte es, denn ich lenkte sie mit einigen heißen Küssen von weiteren Fragen ab.«
    »Ich habe dich vor ihr gewarnt, mein Junge!«
    »Doch ja, Meister. Aber es gibt Momente, da muss ein Mann sich opfern.«
    »In welcher Art?«
    »Sie liebt das Kosen, und meine anmutige Gestalt hatte Begehrlichkeit geweckt, seit sie meiner ansichtig wurde. Wer bin ich, einer schönen Maid die Freude zu verderben?«
    »Es hätte eine der Frauen zurückkommen können.«
    »Das eben dachte ich auch, und darum überredete ich Ännchen, sich Euer Gemach einmal in Ruhe anzuschauen.«
    »Schlingel!«
    »So etwas Ähnliches sagte sie ebenfalls zu mir, doch klang es lange nicht so vorwurfsvoll wie aus Eurem Mund, als meine Hand sich unter ihren Kittel stahl. Ach, Meister, sie hatte ein festes kleines Hinterteil, einem jungen Apfel gleich. Und sie konnte so voll Lust seufzen, als meine Finger ihre Geschicklichkeit bewiesen. Drum erlaubte sie mir auch, Euer Lager zu nutzen und ihr zu huldigen. Ich tat es mit Hingabe, wie es die Minne verlangt.«
    »Auf meinem Lager!«, knurrte ich, und der Neid auf diesen Bengel wuchs. Genau das, was er dort getrieben hatte … Manneszucht, Hardo, Manneszucht!
    »Gute Taten tragen ihren Lohn in sich, Meister, darum werdet Ihr mir vergeben. Denn als Ännchen ihr letztes erfülltes Stöhnen verhauchte, begann sie zu kichern.«
    »Nicht ungewöhnlich bei den Frauen, die das Tändeln leicht nehmen.«
    »Nein, aber sie erinnerte sich daran, ein ebensolches Stöhnen aus der Äbtissin Gemach gehört zu haben, und war darob sehr erheitert.«
    »Die ehrwürdige Mutter wird ein inbrünstiges Gebet gesprochen haben.«
    »O ja, Gott den Herrn hat sie dabei auch angerufen, mehr aber noch den Herrn Anselm van Huysen.«
    »Den Stiftsherrn von Sankt Gereon, Vertreter des Erzbischofs. Eine sehr passende Paarung.«
    Jetzt kicherte auch Ismael.
    »So könnte man es beschreiben. Und Ännchen, die damals allein in Lorettas Kemenate gewesen war - ein kleiner Schlummer hatte sie übermannt, während, wie wir ja wissen, ihre Herrin sich mit Cuntz im Heu wälzte, befriedigte ihre Neugier, indem sie durch den Vorhang spitzte und dabei lernte, dass Frau Äbtissin und der Herr es trieben wie Rüde und Hündin. Wobei mich diese Vorstellung nicht sonderlich ergötzte, denn das Hinterteil der ehrwürdigen Mutter gleicht doch eher einer überreifen Birne denn einem
frischen Äpfelchen. Immerhin erschien Ännchen und mir die Übung bemerkenswert, und wir stellten sie mit großem Genuss nach.«
    Ich warf einen kritischen Blick auf die Lenden des jungen Hochstaplers.
    »Doch, doch, Meister. Er ist stark und kräftig und stand stracks wie ein junges Bäumchen.«
    »Angeber! Und hast du an die Folgen gedacht?«
    »Nö, aber Ännchen hatte kein Blümchen mehr zu verlieren, und ich denke, Frau Loretta kennt das eine oder andere Kraut, das mögliche Folgen beseitigt.«
    »Sonst hätte sie wohl auch schon eine Schar Kinder um sich versammelt, das ist wohl wahr.«
    Ismael grinste nur und fuhr dann mit seinem Bericht fort.
    »Kurzum, was die frommen Herrschaften taten, frommte auch uns, vor allem, weil wir dabei nicht so unzart wie die beiden durch den Sturz des Burgvogts vom Bergfried unterbrochen wurden.«
    »Oh!«
    »Seht Ihr, deshalb lohnt es sich, Opfer zu bringen.«
     
    Und dann brachte auch ich noch ein Opfer.
    Denn nach Ismaels Besuch wollte ich mich zunächst einmal versichern, dass meiner Laute kein Missgeschick widerfahren war, und

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