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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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die, die Ihr Euch von gefälligen Huren kaufen könnt.«
    Sie drehte sich wütend um und wollte den Turm verlassen.
    »Jungfer Engelin!«
    »Nein, ich entschuldige mich nicht.«
    Er lächelte sie jetzt mit echter Herzlichkeit an.
    »Eine sehr dornige Rose seid Ihr, da muss ich Hardo zustimmen.«
    »Beide, Herr Ulrich, er und Ihr, müsst die Kratzer erdulden, solange ihr blind seid gegenüber dem, was man euch freiwillig schenkt.«
    Sie ließ ihn endgültig stehen und eilte hinunter in den Obstgarten. Aufgebracht über die Sturheit des Ritters und unzufrieden mit sich selbst, weil sie nicht erreicht hatte, was sie erstrebte, lehnte sie sich an einen knorrigen Apfelbaum.
    Konnte es sein, dass Ulrichs Herz wirklich so verhärtet war? Waren Castas Hoffnungen so sinnlos? Konnte er denn nicht sehen, dass sie ihm genau das entgegenbrachte - Achtung, Vertrauen und Liebe?

    Patta schlich durch das Gras, sah sie und kam mit einem kleinen Maunzen zu ihr, um ihr um die Beine zu streichen. Sie beugte sich nieder und hob den grauen Kater auf den Arm. Seine Schnurrhaare kitzelten sie an der Wange, sein tiefes, behagliches Brummen besänftigte sie.
    »Nein, Patta, verhärtet ist es nicht, aber ganz sicher vernarbt. Mit den rechten Mitteln wird man es erweichen können. Anders als das flatterhafte Herz von Meister Hardo, dem Minnesänger. Der tut nur so, als ob er die Liebe kennt.«
    Patta zappelte und sprang aus der Umarmung, schaute sie missbilligend an und streunerte davon.
    »Kater und Männer!«, schnaubte Engelin.

Fünfter Abend
    Als ich an diesem Abend den Rittersaal betrat, kam Dietrich sogleich auf mich zu.
    »Meister Hardo, mein Herr bittet Euch, heute am rechten Tisch zu sitzen.«
    »Welche Ehre, Dietrich.«
    »Gewiss.« Der Knappe verbeugte sich, doch nicht spöttisch. »Ismael bittet mich, Euch zu fragen, ob er, wenn er später Eure Laute nach vorne bringt, ebenfalls Trommel und Schellenkranz dabeihaben soll.«
    Ismael hatte ich seit unserem Treffen auf dem Wehrgang nicht mehr gesehen, was mich aber nicht weiter verwunderte. Er ging gerne seiner eigenen Wege und fand dabei manche Belustigung.
    »Ja, das wäre wohl nützlich. Sag ihm, die Laute findet er unter dem Bett deines Herrn.«
    »Ach so.«
    Dietrich bemühte sich, keine Überraschung zu zeigen. Er war wirklich ein wohlerzogener Jüngling.

    Meinen Platz nahm ich diesmal zwischen dem Domgrafen und van Dyke ein; neben dem saß am hinteren Ende der Tafel der Gelehrte. Auf Tafelmusik hatte man heute Abend verzichtet, Casta spielte nicht die Harfe, sondern saß mir gegenüber, dann folgte Engelin und schließlich Hildegunda. Von dem edlen Fräulein wurde mir ein freundliches Nicken zuteil, Engelin übersah mich hochmütig, doch mit lieblich geröteten Wangen, die Novizin schaute schüchtern auf ihre gefalteten Hände.
    Das Tischgespräch verlief hier in ganz anderen Bahnen als am Nachbartisch. Van Dyke sprach von den Folgen des Italienfeldzugs König Ruperts auf den Handel. Er beurteilte diesen gescheiterten Versuch, die Visconti zu den ausstehenden Zahlungen zu zwingen, nicht eben freundlich. Seine Beziehungen zu Mailand litten derzeit unter den politischen Verwicklungen.
    »Andererseits dürfte für Euch der England- und der Ostseehandel wieder lukrativ werden, seit die Vitalienbrüder besiegt wurden«, meinte ich, und er sah mich leicht verdutzt an.
    »Stimmt, Meister Hardo, da haben wir weniger Risiken zu erwarten. Andererseits habe ich mein Geschäft auf die Spezereien aus dem Süden ausgerichtet und handle nicht mit Fisch und Pelz.«
    »Das heißt, Ihr führt die Waren nicht über den Seeweg ein? Es gibt doch einen regen Schiffsverkehr von Genua und Venedig nach Flandern.«
    »Ach nein, wir nutzen den Alpenpass, den Brenner. Der ist für Fuhrwerke auch befahrbar gemacht worden.«
    »Aber wie man hört, machen da Raubritter und Straßenräuber die Wege gefährlich«, ließ der Domgraf einfließen.
    »Wie überall.« Und dann grinste van Dyke mich an. »Zum Beispiel in der Gegend von Neuwied.«
    »Zum Beispiel dort. Aber wie es heißt, ist dieses Räubernest nun auch ausgeräuchert.«
    Ich hob meinen Becher und trank ihm zu. Er hatte wohl
verstanden, was passiert war, und trug es mir nicht nach. Dennoch war ich ganz froh, dass der Domgraf ihm die nächste Frage stellte.
    »Das heißt, Ihr führt Eure Waren über Verona, Meran und dann auch über Speyer ein?«
    »Ganz richtig.«
    »Und bringt dabei vor allem Spezereien mit?«
    »Überwiegend, Meister Hardo. Aber

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