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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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zischte Engelin mit einem Blick zur Nachbarkemenate, in der die Holde mit Ännchen untergebracht war.
    »Ja, darauf bin ich auch schon gekommen. Er ist aber nicht bei ihr geblieben. Sie hat sich wieder an diesen Lucas gehängt.«
    »Wer weiß, warum. Wahrscheinlich ist ihr sehr schnell aufgegangen, was für ein lockerer Vogel Hardo ist.«
    »Er ist kein lockerer Vogel, Engelin. Er tut nur so. Und das weißt du ganz genau.«
    Engelin zog ihr Umschlagtuch fester um ihre Schultern, ging zum geöffneten Fenster und schaute hinaus. Der leise Vogelsang füllte die nächtliche Luft und mischte sich mit dem Zirpen der Grillen, dem Quaken der Frösche und dem Unken der Kröten unten im Wassergraben.
    »Nein, ist er nicht. Es ist nur so - ach, es ist so, dass er mich ausgelacht, sie aber angebetet hat. Das hat so wehgetan. Ich war die Törin damals. Ein unbedachtes Kind, das einen Mann anhimmelte.«
    »Der in dir nur die lästige Kröte sah, und dem erst klarwurde, wie sehr er dich brauchte, als du gegangen warst.«
    »Meinst du?«
    »Hat er es nicht vorhin mit seinen letzten Worten gesagt, Engelin?«
    »Vielleicht. Ich weiß nicht.«
    »Er ist schwer zu durchschauen, aber du machst es auch niemandem leicht.«
    »Fang du nicht auch noch an, mir Vorwürfe zu machen.«

    »Mach ich doch gar nicht.«
    Engelin drehte sich mit Schwung herum und warf sich auf das Lager ihrer Freundin.
    »Ja, ja, ich bin die Dumme, ich bin undankbar und eine Schande und alles.«
    Casta hockte sich neben sie und legte ihr den Arm um die Schulter. Das Nachtlicht in seiner durchbrochenen Tonschale verbreitete nur einen kleinen unsteten Lichtkreis.
    »Was ist geschehen, Engelin?«
    »Mein Vater hat mir vorhin noch einen Höllentanz gemacht wegen dieser Zeit damals.«
    »Ich dachte, du hast dich mit ihm versöhnt.«
    »Hab ich ja auch. Aber …«
    »Aber?«
    »Na ja, ich hab ihm damals gesagt, ich sei gleich ins Kloster gegangen, nachdem ich weggelaufen bin.«
    »Oh. Mhm. Dann hat er heute erst erkannt, dass jene Line …«
    »Mhm.«
    »Autsch.«
    »Er will morgen Hardo das Fell über die Ohren ziehen.«
    »Ich glaube, das wird ziemlich schwierig werden. Meister Hardos Fell sitzt recht fest auf seinem wohlgestalten Leib, habe ich den Eindruck.«
    »Ich will nicht, dass sie sich streiten. Es herrscht genug Zank und Böswilligkeit auf dieser vermaledeiten Burg.«
    »Aber du hättest es ahnen können, dass diese Geschichte ans Licht kommt, Engelin.«
    »Ja, ja, ja.«
    »Warum hast du sie nicht früher deinem Vater gebeichtet?«
    Engelin hatte sich schon, seit sie Hardo auf der Burg wiedergesehen hatte, dasselbe gefragt und sich immer wieder vorgenommen, ihrem Vater die Wahrheit anzuvertrauen. Aber immer wieder hatte sie sich davor gescheut. Weil sie ein schlechtes Gewissen hatte. Weil sie Hardo nicht bloßstellen
wollte. Weil sie mit ihrem eigenen Gefühlsdurcheinander viel zu beschäftigt war.
    Aber nun war es bekannt geworden.
    Sie sprang wieder von der Bettstatt auf und trottete mit hängenden Schultern in der Kemenate auf und ab. Der Teil der Geschichte, den sie heute gehört hatte, wühlte sie noch immer auf. Vierzehn, fast fünfzehn war sie gewesen, als sie den mageren, kaum seiner Stimme mächtigen, von Schrunden und Wunden bedeckten Hardo wiedergesehen hatte. Und durch Ismael von seiner Tortur erfahren hatte. Das Herz hatte es ihr schier aus dem Leib gerissen. Sie hatte angefangen, sich um ihn zu kümmern, hatte ihm zugehört, ihm neue Liedtexte aufgeschrieben, von ihrer Zeit im Kloster allerlei muntere Geschichtchen erzählt und versucht, ihm dabei zu helfen, seine Stimme zu üben. Sogar die Laute hatten sie mit einer wüsten Posse zurückgewonnen.
    Und dann hatte er sich dieser aufgeschminkten Ziege an den Hals geworfen.
    Ja, sie war schön, ja, sie war eine echte Frau, kein spilleriges Mädchen, ja, sie wusste um die minniglichen Spiele.
    »Engelin, du weckst noch unsere Nachbarin mit deinem Geschnaube und Geraunze.«
    »Uh.«
    »Setz dich wieder zu mir. Und dann erzähl mir doch endlich, warum du überhaupt auf die Idee gekommen bist, von zu Hause wegzulaufen. Aber leise!«
    Engelin krabbelte zurück auf das Bett, schob sich ein Polster zurecht und seufzte.
    »Ja, ich muss es dir wohl gestehen. Aber bitte sei mir nicht böse, Casta.«
    »Warum sollte ich dir böse sein, Liebes?«
    »Weil ich vor deinem Ritter davongelaufen bin.«
    »Was?«
    Casta sah sie mit großen Augen an.
    »Der Herr Ulrich hat meinem Vater gebeten, um mich freien zu

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