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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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jenen Kreisen verheiratet sehen würde. Nur, Hardo, vornehme Herren sind von großem Dünkel und lieben nicht den Geruch von Krämerware in den ehelichen Betten. Ich hingegen konnte meine Abneigung überwinden.«
    »Ihr klingt bitter.«
    »Ihr seid ein weit gereister Mann, Hardo, und habt die Zeichen der Zeit zu lesen gelernt. Jene Stände, die ihren Einfluss schwinden sehen, klammern sich mit immer größerer Gier an ihre Privilegien. Und doch bröckelt das Standessystem. Hier und da werden Risse sichtbar, gewinnen immer mehr Bürgerliche Gewicht in den Entscheidungen der Herrschenden. Geld bestimmt die Entscheidungen. Männer wie van Dyke erkennen es mit todsicherem Gespür. Ich tat es auch. Ich hatte nichts mehr zu verlieren, Hardo.«

    »Loyalität gegenüber einem Irrwitzigen wie Graf Wilhelm von Jülich hat einen hohen Preis.«
    »Von meiner Loyalität gegenüber dem Herrn, dem ich Treue geschworen hatte, konnte ich nicht zurücktreten, aber mein Stolz gehört mir. Ein so großes Opfer schien es mir nicht, eine hübsche Jungfer aus reichem Haus zu heiraten. Van Dyke war erfreut.«
    »Engelin nicht.«
    »Richtig. Und das, obwohl wir uns nur einmal begegnet sind, in Gegenwart ihrer Eltern und Verwandten. Eine Woche später war sie verschwunden, van Dyke außer sich vor Wut und Sorge. Ich verpflichtete mich, sie mit meinen Mannen zu suchen.«
    »Sie floh vor dem schwarzen Ritter.«
    »Sie und ihre Kammerjungfer. Sie narrten mich gründlich. Irgendwo bei Bonn wechselten sie die Kleider. Ich stöberte zwar die Dienerin auf, die sich jedoch weigerte, auch nur einen Ton zu sagen. Ein tapferes Mädchen, denn auch ich verstehe es tatsächlich, Angst einzuflößen. Ich tat ihr kein Leid, Hardo, aber ich drohte ihr. Und so erfuhr ich zumindest, dass Jungfer Engelin die Fähre über den Rhein genommen hatte. Am Fuße des Drachenfels nahm ich ihre Fährte wieder auf, denn hier hatte sie nochmals die Kleider gewechselt - und sich die Haare abgeschnitten. Eine klatschsüchtige Matrone hatte sie beobachtet und bot mir für teures Geld den Zopf an.«
    »Wenn ein Weib die Haare opfert, muss es verzweifelt sein.«
    »Das kam mir nicht in den Sinn, Hardo. Ich bin wohl in diesen Dingen wirklich sehr blind. Ich wollte sie nur zu ihrem Vater zurückbringen. Und die Vereinbarung wieder lösen. Eine Frau, die mich derart verabscheute, dass sie vor mir floh, wollte ich nicht heiraten. Und dass ich verabscheuungswürdig aussah, wusste ich zwar, hatte aber in meinem Dünkel angenommen, dass mein hoher Stand diesen Fehl wettmachte.«

    »Wie lange habt Ihr sie gesucht?«
    »Nach zwei Wochen habe ich es aufgegeben. Ihr wart geschickt darin, Spuren zu verwischen, Hardo.«
    »Eines meiner Talente.«
    »Der anschließende Besuch bei van Dyke war nicht angenehm.«
    »Das kann ich mir denken.«
    »Ich mied die Stadt für geraume Zeit.«
    »Und seid noch immer unbeweibt. Warum, Ulrich?«
    Er schnaubte verächtlich.
    »Seht mich an, Hardo. Ein vernarbtes Gesicht, ein spärliches Einkommen, abhängig von der Gunst meines Herrn. Auf Turnieren glänze ich nicht mehr, in der Schlacht tauge ich nichts mehr - der schwarze Ritter hat ausgedient.«
    »Ich habe festgestellt, dass es Frauen gibt, die hinter die Maske schauen.«
    »Manche kann man kaufen - wie auch Loyalität.«
    »Nein, Ulrich, es gibt auch unbestechliche. Ihr müsst nur Euer Auge dafür öffnen.«
    »Was wollt Ihr mir damit sagen, Hardo?«
    »Dass Ihr nicht nur Euren eisernen Panzer ablegen solltet, sondern auch den, der Eure Seele umfängt.«
    »Ungepanzert ist man Verletzungen ausgesetzt.«
    »Gepanzert der Einsamkeit.«
    »Und außerdem habe ich mich immer gefragt, wie man, wenn man in der Rüstung steckt und vom hohen Ross fällt, eigentlich wieder raufkommt«, mischte sich Ismael ein.
    »Gute Frage, Junge. Ich werde sie überdenken. Denn eine sehr dornige Rose hat heute Nachmittag einen Stachel zwischen die Glieder meines Panzers gerammt.«
    Ich lachte auf.
    »Meine Herrin hat Euch ausgezankt?«
    »Mit großer Kunstfertigkeit, und ich gestehe, ich habe dadurch einiges an Verständnis für Euch gewonnen. Sie trägt nicht nur scharfe Dornen, die schöne Rose, sondern
hat auch einen scharfen Blick. Sie vermag Masken und Panzer zu durchschauen. Angenehm, Hardo, ist das nicht.«
    »Nein, angenehm ist das nicht, aber ich nehme die Kratzer liebend gerne hin, denn sie weiß auch den Schmerz zu lindern, die Wunden zu heilen und die Narben zu glätten. Wenn sie Euch wehgetan hat, Ulrich, dann

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