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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Nusstinktur abgekauft. Ein scheußliches Zeug, aber hilfreich.«
    »Trotzdem hat Herr Ulrich dich gefunden.«
    »Er ist ein guter Fährtenleser, und vermutlich hat er meine Kammerjungfer erwischt. Sie ist übrigens nie wieder zu uns zurückgekommen, das arme Ding. Ich hoffe, sie hat in einem anderen Haus eine Arbeit gefunden.«
    »Und was wolltest du auf der Drachenburg?«
    »Nichts. Ich hatte mich verlaufen. Ständig war ich auf der Suche nach Verstecken - ja, und da fand mich dann Hardo.«
    »Und ihn hast du auch beschummelt.«
    »Ich hätte ihm doch nicht die Wahrheit sagen können. Ich hatte Angst, er würde mich dann dem Ritter ausliefern. Und - na ja, später machte es mir dann richtig Spaß, mit ihm im Wald zu leben, und auch bei der Witwe war es eigentlich ganz lustig.«
    »Zumindest hast du auf diese Weise mehr von der Welt gesehen als ich.«
    »Ja, nicht? Deshalb graut es mir auch davor, auf einer Burg wie dieser eingesperrt zu sein. Ich meine, als Weib eines Burgherrn oder so.«
    »Ja, ich verstehe dich. Obwohl mir das nichts ausmachen würde. Eine Burg ist ein sicheres Heim.«

    »Das schon, aber die Welt ist so groß, Casta. Ich habe nach meiner Rückkehr oft meiner Mutter im Kontor geholfen und war auch häufig mit meinem Vater in den Lagern. Du - was es da alles gibt. Nicht nur die Spezereien, sondern auch Glaswaren aus Venedig und hauchdünne Seiden aus dem Morgenland und Früchte, Casta. Früchte, die hier nicht wachsen, Apfelsinen und Mandarinen, Limonen und Zitronen und Datteln und Feigen. Und Zucker aus Rohr, wunderbar süß, viel köstlicher als Honig. Und die Geschichten, die die Fernhändler erzählen - von einer Stadt, die keine Straßen, sondern nur Kanäle hat, und einem Berg, der raucht, und dem Meer.« Engelin seufzte. »Ich möchte das Meer sehen und die springenden Fische und die bunten Korallen.«
    »Mach eine Pilgerreise nach Rom.«
    »Pfff.«
    Casta lachte leise.
    »Hardo Lautenschläger kommt als Sänger sicher viel herum.«
    Engelin seufzte noch einmal.
    »Mein Vater würde es nie erlauben, selbst wenn er um meine Hand bitten würde.«
    Trübsinnig starrte Engelin auf die tanzenden Schatten an der Wand. Casta wusste natürlich nichts darauf zu erwidern.
    »Wir sind zwei Maiden mit einem traurigen Schicksal«, murmelte Casta schließlich.
    »Du weniger als ich. Ich glaube nicht, dass man gegen eine Ehe mit deinem Ritter etwas einzuwenden hätte. Auch wenn deine Mutter derzeit mit ihm grollt. Seit Rainald von Jülich sein Herr ist, hat er wieder Möglichkeiten, ein ritterliches Leben zu führen. Der Herzog scheint ihm wichtige Aufgaben zu übertragen. Zumindest hat mein Vater das behauptet.«
    »Möglich. Aber …«
    »Sei doch nicht so ein Häschen, Casta! Deinen Ritter musst du nur betören.«

    »Aber was soll ich denn machen? Nach unten gehen und mich in sein Bett drängen wie eine Dirne?«
    »Hättest du dabei etwas zu verlieren außer deinem Jungfernkränzchen?«
    »Meinen Stolz, meine Ehre, meine Tugend.«
    »Und zu gewinnen?«
    Casta schwieg eine Weile. Dann schüttelte sie den Kopf.
    »Ich kann das nicht.«
    »Nein, wahrscheinlich nicht. Aber … Ich habe mich heute mit ihm unterhalten. Ich musste das mit meiner Flucht doch klarstellen, weißt du? Er hat das verstanden. Aber er hat sein Herz wegen all dem Leid, das ihm widerfahren ist, allzustark gewappnet. Er sieht nur seine Pflichten, nicht den Lohn, den er erhalten könnte.« Engelin schwieg, schnäuzte eine flackernde Kerze und folgte dem kleinen Funken, der dabei zu Boden fiel. Ein Glühpünktchen und ihm gleich ein Gedankenfünkchen. Dann setzte sie sich wieder zu ihrer Freundin und meinte: »Das ist es, Casta. Du musst ihn bei seinem Pflichtbewusstsein packen.«
    »Aber er hat keine Verpflichtung mir gegenüber«, antwortete sie trostlos.
    »Er hat eine ritterliche Verpflichtung allen Jungfern in Not gegenüber.«
    »Ich bin aber nicht in Not.«
    »Dann gerate bitte in eine solche!«
    »Was denn, soll ich mich auf die Zinnen stellen, mit den Armen wedeln und versuchen zu fliegen?«
    »Hübscher Gedanke, aber viel zu gefährlich. Du könntest ausgleiten und fallen. Nein, ich dachte an etwas viel Harmloseres. Du müsstest ihn nur dazu bringen, sich zu dir zu bekennen.«
    »Wie das?«
    »Mit einer Hinterlist. Mich würde neugierig machen, wie er darauf reagiert, wenn du mit Hardo anbändeln würdest.«
    »Heilige Mutter Gottes, nein. Dazu hast du viel zu scharfe Krallen, Engelin.«

    »Mhm, ja, stimmt. Dann mit dem

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