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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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gründlich abgelenkt wurden. Aber dazu brauchte er die Hilfe seiner beiden neuen Kumpanen. Puckl zu einem solchen Vorgehen zu überreden würde ihm nicht schwerfallen, der Secretarius hungerte nach Aufregung. Dietrich aber war nüchtern und ernst.
    Ihn galt es erst einmal aus der Reserve zu locken.
    Ismael fand eine Gelegenheit noch vor der Abendandacht.
    Er traf den Knappen im Zwinger, wo er ganz für sich alleine mit einem hölzernen Schwert Ausfälle gegen einen Pfosten übte. Seine Bewegungen waren fließend und kraftvoll, aber die Bandmarkierungen traf er nicht immer ganz genau. Ismael schlenderte näher.
    »Holzhacken wird auch zu unseren nächsten Pflichten gehören. Spar dir deine Kräfte dafür. Ein Scheit zu treffen ist leichter als einen Gegner.«
    Ohne in seinen Übungen innezuhalten knurrte Dietrich: »Dann wird das ja deine Aufgabe sein.«
    »Du bist dir wohl zu fein dazu, was? Kann dir dein zerkratzter Ritter überhaupt noch das Schwertführen beibringen?«
    »Mehr als genug davon!«
    Das Holzschwert traf mit einem Knall den Pfosten, Dietrich verzog schmerzhaft das Gesicht und umfasste sein Handgelenk.
    »Bisschen linkisch, das Edelknäppchen, was?«, höhnte Ismael und nahm den Reisigbesen zur Hand, der an der Mauer lehnte.
    Wut blitzte in Dietrichs Augen auf, aber noch hielt die Selbstzucht.
    Ismael vollführte eine lässige Drehung und tippte mit dem Besenstiel an die Bandmarkierung.
    »Ist nicht schwer, einen unbeweglichen Gegner zu treffen. Das schaffe ich sogar mit links.«
    Sprach’s und tat es.

    Das Holzschwert knallte auf den Besenstiel.
    Ismael stemmte die Beine in den Boden und grinste. Dann stach er zu. Nicht nach den Regeln. Dietrich machte einen Satz nach hinten und ging zum Angriff über.
    Nach den Regeln.
    Ismael umging ihn, fegte ihm mit dem Reisig des Besens über die Beine, der Knappe stolperte in seinem Vorwärtsschwung mit dem Schwert.
    Ein paar abfällige Bemerkungen stachelten dessen Wut weiter an, aber noch hielt seine Selbstzucht so weit, dass er die Formen des Schwertkampfes einhielt. Ismael musste zugeben, dass sich sein Gegner nicht ohne Talent wehrte. Aber er war es gewöhnt, sein Leben mit Tricks und unfeinen Täuschungsmanövern zu verteidigen. Und er wollte Dietrich reizen.
    Holz prallte auf Holz, der Besenstiel zersplitterte. Ismael sprang behänd aus der Reichweite des Schwertes. Oben von der Wehrmauer kamen Anfeuerungsrufe der Wachen. Er warf mit dem Reisig nach Dietrich, der die trockenen Ästchen beiseitefegte und auf ihn eindrang. Ismael lief rückwärts um den Wassertrog, griff dabei hinein und spritzte den Knappen nass. Der stutzte einen winzigen Moment, und in diesem setzte Ismael über den Trog, warf sich auf ihn und entwand ihm das Schwert. Die Rangelei ging am Boden weiter. Meckernd flohen die beiden Ziegen, während die Fäuste zum Einsatz kamen. Ismael hatte alle Hände voll zu tun, denn nun ließ sein Gegner tatsächlich alle Selbstzucht fahren und attackierte ihn mit seiner weit geschickteren linken Hand.
    »Linkshänder haben einen Pakt mit dem Teufel«, keuchte er, nachdem er einen derben Schlag in den Magen abbekommen hatte, und drehte Dietrich die Unterlippe zwischen den Fingern herum.
    Der schlug trotz der Schmerzen noch mal zu, und Ismael ließ los. Es war Zeit, aufzugeben. Er machte sich schlaff unter dem Griff des Knappen.
    »Gnade!«, wimmerte er.

    Dietrich hielt inne. Doch seine Augen sandten immer noch wütende Blitze.
    »Gnade mit dem Besiegten?«
    »Ja, bitte.«
    »Und deine Entschuldigung?«
    »Sollst du bekommen. Du bist nicht linkisch.« Ismael grinste. »Das wollte ich nämlich wissen.«
    »Was wolltest du wissen?«
    Der Knappe rappelte sich auf und klopfte sich Gras und Erde vom Wams.
    »Ob du es über dich bringst, mit deiner besseren Seite zu kämpfen, wenn es notwendig ist.«
    Auch Ismael erhob sich und begutachtete seine zerraufte Kleidung. Ein paar ordentliche blaue Flecke würde er später darunter finden.
    »Warum wolltest du das wissen?« Dietrich war weiterhin mürrisch.
    »Man sollte immer wissen, welche Stärken und Schwächen der Mann an seiner Seite hat. Und ich habe den Verdacht, edler Dietrich, dass wir in den nächsten Tagen aufeinander angewiesen sein werden.«
    »Du hast mich absichtlich geärgert.«
    »Ja, und dafür entschuldige ich mich nicht.«
    Der Knappe schüttelte den Kopf.
    Ismael legte ihm den Arm um die Schulter.
    »Ist Scheiße, wenn man wegen solcher Sachen gehänselt wird.«
    »Das verstehst du

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