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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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dem, was uns miteinander verband. Aber er war gewitzt, und er zog rasch Schlüsse. Und eines war bisher noch nicht zur Sprache gekommen. Weshalb mich seine unvermittelte Frage nicht überraschte.
    »Wann starb denn der Ritter Eberhart, Herr Ulrich?«
    »Im Jahre des Herrn dreizehnhundertvierundneunzig.«
    »In einer Schlacht?«
    »Nein, hier auf der Burg.«
    Wieder sah Ismael zwischen uns hin und her.
    »Ein Unfall?«
    »Nein, mein Junge. Er wurde ermordet.«

    »Von wem?«
    Ich nahm dem Ritter Ulrich von der Arken die Antwort ab.
    »Er starb durch die Hand meines Vaters.«
     
    In dem Schweigen darauf erhob sich der Ritter, verbeugte sich und verließ das Gemach.
    »Aber … aber Meister Hardo, ich dachte, das sei nur eine Eurer verrückten Geschichten, um die Räuber zu narren«, stammelte Ismael.
    »Nicht alle verrückten Geschichten sind erfunden, mein Junge.«

Gespräche unter harten Männern
    Ismael war erschüttert und wanderte etwas ziellos durch den nächtlich dunklen Zwinger. In den Ställen scharrten und schnaubten leise die Pferde, über ihm schlurrten die Füße der Wachen den Wehrgang entlang.
    In der Zeit, die er mit Hardo zusammen war, hatte er sehr viele seiner Geschichten gehört und hatte geglaubt, Wahrheit und Lügengespinst auseinanderhalten zu können. Dass der Meister selbst der Tölpel in der Mär war, die er gerade erzählte, hatte er gewusst. Diese Geschichte hatte er schon einmal gehört, daher kannte er auch die Stelle über den Kampf mit dem Lindwurm. Und dass dieser Tölpel vermutlich einst auf just dieser Burg hier aufgewachsen war, ahnte er seit heute. Doch dass Hardos Vater der Mörder des Burgherrn gewesen war - das hatte er nicht für wahr gehalten, auch wenn sein Meister darum ebenfalls einmal eine gar grausige Geschichte gesponnen hatte.
    Nicht, dass er ihn deshalb nun verachtet hätte, im Gegenteil. Es erklärte weit mehr als alles andere, warum er hier in die Rolle des Minnesängers geschlüpft war.

    Deshalb hatte er ihm so wenig zu dem Besuch gesagt, und deshalb galt es auch darüber zu schweigen.
    Die eine oder andere Prellung, die er sich bei der Rangelei mit Dietrich zugezogen hatte, schmerzte Ismael, und darum brach er seine Wanderung durch den verlassenen Burghof ab und suchte das Quartier auf.
    Der Knappe reichte ihm wortlos einen Topf mit gelber Salbe.
    Puckl schwärmte, während er sie vorsichtig einmassierte, von dem beeindruckenden Spektakel und lästerte über den dummen Tor, der sich von einem Gewitter und einigen alten Bäumen so ins Bockshorn hatte jagen lassen.
    Ismael schwieg dazu.
    Dietrich auch.
    »Was ist los, ihr beiden?«, wollte der Secretarius schließlich wissen, als ihm aufging, dass er ganz alleine vor sich hin schwatzte.
    »Ich habe seit dem ersten Hahnenschrei gearbeitet, Puckl, ich bin etwas müde. Und die Geschichte habe ich schon ein gut Dutzend Mal gehört.«
    »Oh, ach so. Ja, dein Herr ist ja ein Geschichtenerzähler. Und aus dieser Sache heute wird er sicher auch eine prächtige Mär machen können. Der fliegende Burgvogt oder so etwas. Was meint ihr? Wer hat den Sigmund vom Söller gestoßen?«
    »Dein Herr war im Bergfried«, bemerkte Dietrich trocken.
    »Och, der doch nicht. Engelin sagt, er hatte Dünnpfiff und saß auf dem Abort.«
    »Weshalb sich auch Jungfer Engelin um ihn gekümmert hat, während du lieber die Geduld des Waffenmeisters auf die Probe gestellt hast.«
    »Ich bin van Dykes Secretarius, nicht sein Bader oder Kammerherr.«
    »Wie schön für dich.«
    »Für einen Knappen gehört auch die Pflege eines verwundeten Ritters zu seinen Aufgaben, nicht wahr?«
    Dietrich bestätigte das.

    »Ja, und auch ich habe meinem Herrn schon das eine oder andere Mal beigestanden. Aber ich bin ja auch kein gebildeter Secretarius.«
    Puckl hatte den Anstand, etwas verlegen auf seinem Lager hin und her zu rutschen.
    Es stand wieder ein Krug Bier für sie bereit, aber Ismael lehnte den Becher ab, den Dietrich ihm reichte. Er hatte genug von dem Wein getrunken und war müde. Eigentlich hätte er am liebsten die Decke über seine Ohren gezogen, aber die beiden anderen waren augenscheinlich noch zu munter zum Schlafen. Also gähnte er einmal ausgiebig und fragte dann: »Der Herr Ulrich, auf welcher Burg ist er eigentlich zu Hause?«
    »Mein Herr geht dem Hofdienst beim Herzog in Jülich nach. Dort sind wir untergebracht.«
    »Er hat kein Lehen?«
    »Er hatte eins. Ach, was soll’s, es ist ja kein Geheimnis.«
    »Was, dass er ein Ritter ohne Land

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