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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Eberhart, der dafür gesorgt hatte, dass ich nach Siegburg in die Klosterschule ging.
    Und jämmerlich versagte.
    Jonata wusste inzwischen, wer ich war, aber sie hatte gewiss nicht die Armbrust zur Hand genommen, um mir einen Bolzen in den Leib zu jagen.
    Der Ritter mochte seine ritterlichen Bedenken gegen die Verwendung einer Armbrust hegen; in der Lage damit umzugehen war er gewiss. Ein schnelles Pferd besaß er ebenfalls.
    Das traf natürlich auch auf den Burgvogt zu. Doch der würde dazu nichts mehr sagen.
     
    Einer das Wachmänner wanderte oben auf dem Wehrgang entlang, sein Helm schimmerte im Licht des schleierverhangenen Mondes. Es herrschte Frieden draußen im Land - zumindest hier und zu dieser Zeit. Dennoch, eine Burg musste bewacht werden.
    Wie klein und eng diese Welt war.
    Und die Gefahr lauerte innerhalb der Mauern mehr als vor ihnen.
    Morgen würde ich Ritter Ulrich bitten, mir zu erlauben, ebenfalls den Wehrgang benutzen zu dürfen. Das Eingesperrtsein
in einem streng bewachten Gemäuer, so weitläufig es auch sein mochte, machte mich unruhig. Ich war zu lange unterwegs gewesen. Acht Jahre waren verstrichen, seit ich mein Heim verlassen hatte, zehn, seit der Mord an dem Burgherrn mein Leben verändert hatte.
    Was hatte Ulrich von der Arken dazu bewogen, mich zu diesem Treffen einzuladen?
    Beobachter hätte jeder andere kluge Mann sein können.
    Eine Eule schwebte über den Wachturm und stieß ihren mahnenden Schrei aus.
    Ich brach noch eine Rose vom Busch und kehrte in mein Gemach zurück.
    Vielleicht würde der nächste Tag neue Erkenntnis bringen. Auf jeden Fall aber würde es ein erneutes Treffen mit der Jungfer Engelin geben. Und das erfüllte mein Herz mit Heiterkeit.
    Sie war so ein kleiner Widerborst!

Der dritte Tag
    Rechter Wandel,
guter Handel,
alles nur ein Spott und Spiel.
Sich erheben,
sich ergeben;
kein Verweilen und kein Ziel.
Auf, ihr Leute,
und noch heute
rührt die Saiten jetzt und hier:
Glanz und Glücke,
Schicksalsstücke:
darum klaget all mit mir! 9

Niedere Minne
    Bei der Morgenandacht verzichtete Magister Johannes endlich darauf, die himmlischen Omen zu bemühen. Er traktierte uns mit der Apostelgeschichte und warnte uns vor den reißenden Wölfen, die bei uns eindringen und die Herde nicht schonen würden. Vermutlich hatte der Ritter ihm ins Gewissen geredet. Sehr viel erquicklicher war das Kapitel zwar auch nicht, und dass der Kaplan mich fixierte, als von den Wölfen gesprochen wurde, machte mich nachdenklich. Er hatte wohl nun auch den törichten Burschen von damals in mir erkannt. Viel gekümmert hatte er sich nie um mich, aber das hatte etwas damit zu tun, dass er überhaupt
keines der zahlreichen schmuddeligen Kinder wahrzunehmen schien, die sich in der Burg, im Zwinger und in den Ställen herumtrieben. Er fühlte sich zu Höherem berufen, als den Bälgern Gottesfurcht einzubläuen. Das überließ er dem Pfaffen im Dorf, einem bigotten alten Uhu, der, so vermutete ich mittlerweile, der lateinischen Sprache ebensowenig mächtig war wie ich und der die Bibel nie gelesen hatte. Von ihm hatte ich das Paternoster nachzuplappern gelernt und die Vorstellung von einem strafenden Gott vermittelt bekommen, dessen unablässig wachendes Auge bösartig jede meiner Handlungen verfolgte, um mich dafür später in einer Hölle, nicht unähnlich einem Schlachthaus mit großen Wurstkesseln, bis in alle Ewigkeit zu martern. Hin und wieder plagten mich diese Bilder noch immer in Albträumen, aber damals bewirkte es nur, dass ich immer mehr abstumpfte gegen solche Art von Drohungen. Es war gleichgültig, ob ich Gutes oder Böses tat, die Hölle war mir sowieso bestimmt.
    Magister Johannes wandte sich nun der Warnung vor falscher Rede zu, und schon wieder schweifte sein Blick zu mir. Da ich mir aber keiner Schuld bewusst war, falsche Rede geführt zu haben, nahm ich an, dass er sich vermutlich nur an meiner Gestalt ergötzte und seinen unsittlichen Gedanken neue Nahrung gab. Je nun, das war das Schicksal eines Mannes, der sich seiner Umwelt als Augenweide anbot.
    Ich ertrug es mannhaft. Sollte er jedoch von seinen Fantasien überwältigt werden und versuchen, von mir liebliche Dienste einzufordern, würde er sich auf eine herbe Abfuhr einstellen müssen.
    Nach der Andacht trat Ulrich von der Arken wieder vor die Gemeinschaft und verkündete, es habe sich tags zuvor ergeben, dass zwei weitere der Anwesenden eindeutig von dem Verdacht befreit seien, den Burgvogt ermordet zu haben. Er nannte

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