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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ist? Wie kam es dazu?«
    Ismaels Müdigkeit war mit einem Mal verflogen.
    »Seinen Eltern gehörte die Burg Eibach als Erblehen. Soweit ich weiß, starb sein Vater vor vierzehn Jahren, und er übernahm es als ältester Sohn. Aber dann begann vor sieben Jahren die Kleverhammer Fehde, und er zog an der Seite des Herzogs Wilhelm von Berg, seinem Lehnsherrn, gegen die Kleverhammer. Dabei wurde der Herzog gefangen genommen. Um ihn wieder freizukaufen, musste ein immenses Lösegeld gezahlt werden. In Form von Geld, aber auch von Land. Dabei wurde auch die Burg Eibach verpfändet, und mein Herr verlor so sein Lehen und seine Einkünfte daraus.«
    »Wie ungerecht!«, ereiferte Puckl sich.
    »Nein, so ist das nun mal geregelt. Mein Herr hat dem Herzog Gefolgschaft und Treue geschworen. Um ihn zu retten, hat er seine Burg aufgegeben.«
    »Ein hartes Brot, so eine Gefolgschaft«, murmelte Ismael. Diese Nachricht würde Hardo höchst interessant finden.
    »Der jetzige Herzog Rainald ist ein gütiger Herr.«

    »Was heißt? Ich bin mit diesen ganzen Herzögen und Grafen und Dings und Das nicht so auf dem Laufenden.«
    »Wilhelm der Dritte ist vor zwei Jahren gestorben. Das Amt hat sein jüngerer Bruder, eben der Rainald, übernommen. Der kümmert sich mehr um sein Land und seine Leute statt um die Bekehrung der Heiden und hat meinem Herrn einiges an Rechtsgeschäften übertragen.«
    »Weshalb er sich also hier um die Lehensvergabe kümmert.«
    »Richtig.«
    »Nur ein eigenes erhält er nicht.«
    Dietrich zuckte mit den Schultern.
    »So genau kenne ich mich da nicht aus. Kann sein, dass er sich mit seinen Aufgaben Verdienste erwirbt.«
    »Wirst du eine Burg erben?«, wollte Puckl dann auch gleich wissen.
    »Vielleicht. Ich bin der älteste Sohn. Aber ich weiß nicht, ob ich es je zum Ritterschlag schaffe.«
    Ismael zog eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts. Die Linkshändigkeit konnte vielleicht wirklich ein Grund sein, warum man ihm diese Ehre verweigern würde. Dietrich strengte sich zwar an, alles mit seiner Rechten zu tun, doch geschickter war er mit links.
    Na, das sollte Ismaels Problem nicht sein. Er streckte sich noch mal und meinte: »Der blöde Hahn kräht morgen schon wieder vor Sonnenaufgang. Lasst uns schlafen.«
    Und er wollte, ganz gegen seine sonstigen Gewohnheiten, noch etwas grübeln.

Nächtliche Gedanken
    Ich hatte Ismael ohne weitere Erklärungen fortgeschickt, anderntags würde ich ihm Rede und Antwort stehen. Aber die Nacht war vorangeschritten, und ich brauchte
meine Einsamkeit, um das Geschehen des Tages in Ruhe zu durchdenken. Leise schlich ich die Stiege hinunter und wandte mich dem Obstgarten zu. Die Luft war warm, und der Rosenbusch duftete köstlich. Am Himmel war Dunst aufgezogen, dennoch erkannte man den Schweifstern noch immer deutlich. Allerdings hatte er seine Richtung geändert und wanderte weiter auf seinen geheimnisvollen Wegen am Himmelszelt. Nun ja, seinen Dienst hatte er getan, das Unheil war geschehen.
    So sahen es einige der Anwesenden natürlich. Ich hatte Doktor Humbert sogar darüber dozieren hören, wie ein solches kosmisches Ereignis sich auf die geistige Gesundheit auswirkt. Ob er aber den Mörder für wirren Geistes hielt oder dem Burgvogt Selbstmord unter dem Einfluss des Kometen unterstellte, hatte ich nicht herausfinden können.
    An beides aber glaubte ich nicht.
    Ida, die Witwe des Burgvogts, kam mir in den Sinn. Ida, die um den jungen Simpel weinte. Nicht um ihren harschen Gatten. Ida hatte mich erkannt, sofort bei meiner Ankunft auf der Burg. Doch inzwischen wussten auch andere um meine wahre Identität, und Weitere ahnten wohl, wer ich war.
    Einer von ihnen hatte versucht, mich umzubringen.
    Ida war es nicht gewesen.
    Ida, die auf ihre Art mir immer mehr Mutter war als die Frau, die mich geboren hatte. Sie war es, die mich mit süßen Kuchen, den gleichen, die sie mir heute gereicht hatte, getröstet hatte, wenn mein Vater wieder einmal meine Dummheit schmähte oder mich wegen meiner Tölpelhaftigkeit durchgeprügelt hatte. Wenn er mich mit meinem jüngeren Bruder verglich, der blöd geblieben war und nie älter als sieben Jahre werden wollte. Im Geiste, nicht am Leib. Der reifte weit schneller als bei anderen Jungen. Mit zwölf hatte er schon einen Bart, und sein Augenmerk richtete sich fast ausschließlich auf sein Geschlecht. Auch schlich er sich oft davon, um kopulierende Tiere zu beobachten. Das schien ihm ein besonderes Vergnügen zu bereiten. Ich hasste es,
wenn

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