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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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beigebracht, weshalb ich bleiben durfte, auch als sie nach einer Fehlgeburt im Winter darauf starb. Mein Vater verschwand kurz danach ohne Abschied. Er mochte mich nicht besonders.«
    »Eine glaubhafte Version. Danke, Ismael.«
    Der Ritter verbeugte sich leicht in seinem Sessel, und Ismael grinste ihn an.
    »Ihr werdet es nicht weitertragen, denn jetzt bin ich auf dem Weg, ein reicher und geachteter Mann zu werden.«
    »Ein großes Ziel. Und es wirft natürlich die Frage auf, wie du auf diesen Weg gekommen bist.«
    »Alles zu seiner Zeit, Herr Ulrich, alles zu seiner Zeit. Denn auch diese Zusammenhänge müssen wohlüberlegt dargestellt werden.«
    »Er ist ein Großmaul und ein Klugschwätzer«, fuhr ich dazwischen. »Ich fürchte, irgendwann wird er sich noch mal in die Schlinge reden.«
    »Euch hat er zumindest aus dem Kerker herausgeredet.«
    Ismaels Hände verkrampften sich in seinem Schoß.
    »Herr Ulrich, das habe ich zwar getan, aber besser habe ich es damit nicht gemacht. Das werdet Ihr morgen erfahren.«

    »Ich übe mich in Geduld. Heute habt Ihr diesen Kerker hier besichtigt, wie ich hörte?«
    »Hat Euer Knappe sich beklagt?«
    »Nur ein wenig. Und ich werde ihm den Hinweis geben, dich nicht noch einmal der Feigheit zu zeihen. Ich würde auch kein solches Verlies ohne Grund aufsuchen, wenn ich etliche Wochen unfreiwillig darin zugebracht hätte.«
    Um Ismael die Verlegenheit zu nehmen, erwähnte ich den Geheimgang noch einmal.
    »Ihr solltet den Kaplan befragen, ob er den Zugang unter dem Altar kennt.«
    »Das tue ich morgen.«
    »Und Ihr solltet Ida bitten, Ismael den Schlüsselring der Burg für eine Weile zu überlassen.«
    »Warum das, Hardo?«
    »Weil man mir meine Laute gestohlen hat.«
    »Sancta Maria, was soll dieser Unfug nun schon wieder?«
    »Ja, das Zusammenleben nimmt seltsame Formen an. Ich glaube aber, dass wir die Laute wiederfinden werden, wenn der Dieb sie nicht zerschlagen und im Kamin verfeuert hat. Davor könnte sie ihr magischer Ruf schützen.«
    »Hoffentlich. Ismael, du erhältst die Schlüssel …«
    »Ich brauch sie nicht, Herr Ulrich.«
    »Vermutlich nicht, aber es wird besser sein, die Räume nach deiner Überprüfung wieder zu verschließen.«
    »Ah, na gut.«
    »Und lass dich nicht erwischen.«
    »Ich?«
    »Nein, er wird sich nicht erwischen lassen, und sollte das doch passieren, vertraue ich fest auf sein geöltes Mundwerk.«
    Ulrich erhob sich und wünschte uns eine gute Nacht. Aber Ismaels verflixtes Mundwerk wollte noch nicht stillstehen. Immerhin stellte er die Frage, die mich auch brennend interessierte, also unterbrach ich ihn nicht.
    »Herr Ulrich, Ihr wisst weit mehr über meinen Meister, als Ihr zugebt.«

    »Mehr als er glaubt und weniger als er fürchtet.«
    »Woher?«
    »Von meinem Oheim, dem Sänger Urban.«
    Und damit ging er.
    Mir fehlten kurzzeitig die Worte.
    »Sein Oheim?«
    »Heilige Apollonia von den Zahnschmerzen!«, entfuhr es mir endlich. »Urban, der alte Sänger, war es, der Hardo, dem dummen Tropf im Wald, die Rätsel aufgab und ihn schließlich auf die Suche nach der magischen Laute schickte«, erklärte ich Ismael.
    Wie ich Überraschungen hasste!
    Was für ein Spiel spielte Ulrich?

Freundschaft unter harten Männern
    »Lügenmaul«, empfing Dietrich Ismael, als er in die Unterkunft trat.
    »Aber begabt.«
    »Dieb und Schandmaul«, stellte auch Puckl fest.
    »Auch darin begabt.«
    Neugierig sah Ismael von einem zum anderen. Würden sie ihn nun verachten und der Kammer verweisen, oder würde das junge, zart geknüpfte Band der Freundschaft halten?
    Nicht dass es ihm etwas ausgemacht hätte, wenn es gerissen wäre.
    »Du solltest dich entweder zwei Jahre älter machen oder zwei Jahre in Hardos Begleitung unterschlagen, wenn du die Geschichte das nächste Mal erzählst«, erklärte Puckl nüchtern. Und Dietrich pflichtete ihm bei: »Es klang ein bisschen unglaubwürdig, dass ein elfjähriger Junge die Liebe einer morgenländischen Prinzessin weckt.«
    »Ihr seid genauso grässlich wie der Ritter. Der hat gesagt,
mein Ahnherr sei wohl über hundert Jahre alt geworden. Verdammt, warum können so viele Leute so gut rechnen?«
    Doch mit einer für ihn selbst überraschenden Erleichterung setzte er sich nieder und ergriff den Becher mit Bier, den ihm Puckl reichte.
    »War trotzdem eine gute Geschichte. Ich habe die Gewürze auf dem Bazar förmlich gerochen. Irgendwie bewundernswert, wie ihr Geschichtenerzähler so etwas erfinden könnt, ohne es je

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