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Das Spiel des Saengers Historischer Roman

Titel: Das Spiel des Saengers Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Puckl an: »Wie es sich
so in einem Verlies anfühlt, habt ihr beide ja heute auch kennengelernt.«
    »Wie seid ihr da wieder rausgekommen?«
    »Das, nehme ich an, wird Meister Hardo morgen berichten.«
    »Er muss einen Glücksstern in seinem Leben haben«, mutmaßte Dietrich versonnen. »Ein Stallbursche, ein dummer Tropf, ein Räuber - und nun ist er ein berühmter Minnesänger. Ihr habt mich richtig neugierig gemacht, wie ihm das gelungen ist.«
    »Auch manche wahren Geschichten bergen die unglaublichsten Überraschungen«, bestätigte ihm Ismael. Puckl setzte an, ihm mehr zu entlocken, aber Ismael schwieg beharrlich, und schließlich gab der Secretarius es auf, ihn zu befragen, und machte sich mit Dietrich noch einmal auf, den Geheimgang in der Kapelle zu inspizieren.
    Es war alles ruhig, berichteten sie, als sie zurückkehrten, und Ismael zog die Decke über den Kopf, um anzuzeigen, dass er nun schlafen wollte. Aber er wusste schon, dass in dieser Nacht seine Träume nicht glücklich sein würden.

Nächtliche Gedanken
    Als uns der Ritter nach seiner Offenbarung, dass der Sänger Urban sein Oheim war, verlassen hatte, wäre Ismael noch gerne geblieben und hätte sich in wilden Spekulationen ergangen, aber ich schickte ihn fort zu seinen harten Männern.
    Ich selbst entschloss mich zu einem Rundgang auf der Wehrmauer. Den ganzen Tag über waren zwar noch Wolken über den Himmel gezogen, aber es hatte nicht mehr geregnet, und als ich auf den Gang trat, konnte ich den allmählich verblassenden Schweifstern sehen. Unten gaben die
Frösche wieder ihr Konzert, und Patta streifte an meinem Bein vorbei, ebenfalls auf seinem nächtlichen Rundgang. Er erlaubte mir, ihm den Pelz zu zauseln, streckte dann aber den Schwanz hoch und marschierte seiner Wege. Irgendwo raschelte es in einem Baum, dann ein Plumps. Der Kater war im Obstgarten gelandet.
    Oben im Palas, dort wo sich die Kemenaten befanden, fiel noch ein goldener Lichtstrahl aus dem Fenster. Loretta und die Äbtissin hatten dem Wein kräftig zugesprochen und schliefen vermutlich tief und fest. Die jüngeren Maiden aber tuschelten wahrscheinlich noch.
    Ich würde sie mit einer kleinen Melodie unterhalten.
    Lächelnd setzte ich die Flöte an die Lippen und spielte den Sang der Nachtigallen. Doch dann und wann ließ ich auch andere Melodien darin einfließen, und wenn die eine oder andere Jungfer genau zuhörte, dann wusste sie auch, was ich damit ausdrücken wollte.
    Ich bekam keinen Applaus, und darum stellte ich das Musizieren nach einer Weile ein und wanderte um den südlichen Wachturm am Palas vorbei auf den Bergfried zu, wo vor dem Wassergraben der Lindenhain begann. Die Feuchtigkeit der Regenfälle hing noch in den Blättern der Bäume, und ein leichter Nachtwind wirbelte den süßen Duft der Lindenblüten zu mir hinauf. Ich sog ihn in tiefen Zügen ein.
    Just als ich mich in dieser köstlichen Atmosphäre den neuen Erkenntnissen widmen wollte, hörte ich das unterdrückte Schluchzen.
    Leise ging ich in diese Richtung und erkannte eine an eine Zinne gelehnte weibliche Gestalt, die ein weites Tuch um Schultern und Haupt gewickelt hatte. Mein erster Verdacht war Ida, die sich trotz allem ihrer heimlichen Trauer hingab. Aber als ich näher kam, bemerkte ich den zierlicheren Wuchs des Weibes.
    Es gab mir einen leichten Stich.
    Engelin?
    Um wen weinte sie?

    Sehr sanft legte ich meinen Arm um die Jungfer, und schon zuckte sie angstvoll zurück.
    »Pschscht«, wisperte ich.
    Und sah in Castas verweintes Gesicht.
    »Edles Fräulein, wer bringt Eure Tränen zum Fließen? Vertraut es mir an; ich will ein böses Spottlied auf ihn singen.«
    Sie schnupfte und tupfte sich die Wangen mit dem Zipfel ihres Tuches ab.
    »Meister Hardo. Oh, verzeiht, ich bin ein so törichtes Weib.«
    »Ganz gewiss nicht, Fräulein Casta. Kummer ist ein schlimmes Gefühl, selbst wenn die Linden lieblich duften und die Nachtigallen singen.«
    Sie seufzte und schaute in den mondhellen Hain.
    »Doch, Meister Hardo, ich bin töricht. Im Vergleich zu dem Leid, das Ihr erfahren habt, ist das meine jämmerlich und keine Träne wert.«
    »Ihr habt eine mitfühlende Seele, edles Fräulein, und ich danke Euch. Nicht jeder hat erkannt, dass der dumme Tropf seinen eigenen Kummer verspürte. Aber der meine ist fast vorbei. Der Eure ist ganz frisch.«
    »Nein, das ist er nicht. Er nagt schon lange an mir, nur heute, in dieser milden Nacht, wurde er wieder übermächtig.«
    »Gibt es etwas, das Euch helfen

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