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Das Spiel des Schicksals

Das Spiel des Schicksals

Titel: Das Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. R. Powell
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beabsichtige, es zu g-gewinnen.
    Cat wusste, dass – egal was die Polizei oder Bel oder sonst jemand glaubte – ihre Eltern nicht von einem räuberischen Junkie umgebracht worden waren. Es war jemand gewesen, der sich selbst und die Situation unter Kontrolle gehabt hatte. Jemand auf der Suche nach einer Arkanum-Münze.
    Wenn sie die Augen schloss, sah sie wieder die gemütliche Dunkelheit unter dem Bett ihrer Eltern und erlebte noch einmal die Erregung jener Entdeckung. Ihre pummeligen Kleinkindfinger schlossen sich noch einmal um die Streichholzschachtel mit dem Schatz. Was hatte die Münze dort zu suchen gehabt? Ihre eigenen Eltern
– Spieler im Arkanum ? Die Vorstellung bereitete ihr Übelkeit. Ihr Leben war doch vollkommen gewesen; das hatte die Sechs der Kelche eindeutig bewiesen. Caroline und Adam Harper und das kleine Kätzchen hatten alles gehabt, was sie sich nur wünschen konnten. Ihre Eltern hätten doch nicht dieses Glück aufs Spiel gesetzt aus Verlangen nach irgendeinem dubiosen Preis.
    Nein. Toby hatte ihr erzählt, dass Einladungen zum Spiel willkürlich auftauchten. Und daher lag die Vermutung nahe, entschied Cat, dass einer von beiden irgendwie die Münze in die Hände bekommen hatte, ohne zu wissen, worum es sich handelte. Das ist ein Missverständnis, hatte ihre Mutter gesagt. Woher der Fremde von der Münze gewusst hatte und was aus ihr geworden war, war allerdings eine andere Sache.
    Das dreijährige Kätzchen und die 15-jährige Cat … beide hatten den Mord nur dank der kaleidoskopartigen Verschiebung des Arkanums gesehen. Und weil das Verbrechen im Namen des Spiels begangen worden war, von einem der Spieler selbst, lag Cats einzige Hoffnung, den Mord aufzuklären, im Arkanum. Wenn sie nach Antworten suchen wollte, dann wusste sie jetzt, wo sie zu finden waren.

    Die Kreuzung, in deren Mitte die Sonnenuhr stand, lag an einem Sonntagmorgen um acht Uhr genauso verlassen und einsam da wie in der Nacht zuvor auf der anderen Seite der Schwelle. Die Schaufenster und Türen der Geschäfte waren vergittert, und die Straßen waren
menschenleer, bis auf vereinzelte Taxis oder den einen oder anderen Nachtschwärmer, der sich jetzt erst auf den Heimweg machte
    Als Cat sich der Säule näherte, merkte sie, dass sie am ganzen Leib zitterte. Vor Trauer und Wut, aber auch vor Verlangen. Sie verspürte eine entsetzliche Hoffnung, in das goldene Haus zurückkehren zu können. Heimgehen zu dürfen.
    Und als ihre Handfläche so makellos blieb wie der Stein auf der Säule, weigerte sich ihr Verstand, die Wahrheit zu akzeptieren. Aber egal wie oft sie die Sonnenuhr umrundete, abwechselnd fluchte und flehte – nichts geschah. Am Ende musste sie sich eingestehen, worauf sie nicht vorbereitet gewesen war: Die Schwelle war verschwunden und hatte die Sechs der Kelche mit sich genommen.

    Anders als sie es erwartet hatte, war Toby nicht über alle Maßen erfreut, von ihr zu hören. Ihr Gespräch bestand anfangs lediglich aus etlichen Grunzgeräuschen von seiner Seite. Cat glaubte, im Hintergrund jemanden etwas murmeln zu hören. »Ein Freund«, betonte Toby, wobei er offensichtlich die Sprechmuschel zuhielt. »Ja, ich habe tatsächlich welche, okay?« Die Stimme im Hintergrund klang gereizt. »Das geht dich nichts an, mit wem ich … « Knistern. Schritte. Eine zuschlagende Tür. »Entschuldige. Eltern, du weißt ja, wie das ist.«
    Cat biss sich auf die Lippe. »Ähm, na ja … Ich habe über gestern nachgedacht und überhaupt, und ich glaube, du hast recht. Von wegen ins Arkanum gehen, meine ich.«
    Diesmal war seine Reaktion so enthusiastisch wie erhofft. »Und?«, fragte er mit hoffnungsvoller Hast. »Kommst du zu mir? Wir können ein paar Ideen sammeln, Pläne schmieden und so … «
    Vielleicht war das gar keine so schlechte Idee. Wenn sie weiterkommen wollte, brauchte sie einen erfahrenen Führer. Und im Augenblick war Toby der Einzige, den sie hatte. Sie schrieb sich die Wegbeschreibung auf, und sie verabredeten, sich in einer Stunde bei ihm zu treffen.
    »Noch eine Frage.«
    »Ja?«
    »Wie gelangt man eigentlich ins Spiel? Wenn wir Joker so selten sind, was für Voraussetzungen müssen dann normale Spieler – Ritter – mitbringen?«
    »Ah!« Die Frage schien ihm zu gefallen. »Es gibt unheimlich viele Gerüchte über das Spiel: Andeutungen und Klatsch, sogar Internetforen. Eine Menge Leute verbringen ihr ganzes Leben damit, einen Weg ins Spiel zu suchen. Das Problem ist, dass Einladungen völlig wahllos

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