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Das Spiel des Schicksals

Das Spiel des Schicksals

Titel: Das Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. R. Powell
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verteilt werden, also ist das reine Glückssache.«
    »Erst findet man eine unheimliche Karte, und dann – Peng! – taucht die Münze auf?«
    »So ungefähr. Joker werden mit dem Trumpf des Narren eingeladen, aber ein Ritter steigt mit dem Trumpf der Ewigkeit ein, der das immerwährende Wesen des Spiels repräsentiert. Die Karte bringt dich allerdings nicht weiter als bis zum Temple House. Erst wenn man die Münze dem Türsteher übergibt, darf man das Arkanum betreten.
    Ich habe gehört, dass auf einem ganz besonderen Regal
in der Bodleian-Bibliothek in Oxford dieses ganz besondere Buch steht, zwischen dessen Seiten der Trumpf der Ewigkeit steckt. Und man erzählt sich die Geschichte, dass jedes Mal wenn ein bestimmtes Gemälde auf dem Kunstmarkt versteigert wird, der Käufer auf der Rückseite eine Einladung findet. Ich weiß nicht, ob irgendetwas davon wahr ist. Andererseits gibt es bestimmt Leute, die eine Karte und eine Münze erhalten, sie aber nicht benutzen.« Er stieß ein ungläubiges Lachen aus. »Als ob eine Eintrittskarte in das Arkanum nichts weiter wäre als eine Werbebroschüre!«
    Das könnte erklären, wie eine Münze des Arkanum unter das Bett ihrer Eltern gelangte. Obwohl immer noch nicht klar war, warum die Münze in einer Streichholzschachtel lag, die sorgfältig unter der Matratze versteckt war … Nachdem sie sich von Toby verabschiedet hatte, starrte Cat auf ihre Handfläche, dachte an das Pochen und Brennen, mit dem das Metall aus ihrem Fleisch geschoben worden war. Was den einen nichts bedeutete, war für die anderen einen Mord wert.
    Bel schlurfte in die Küche, als Cat gerade ein zweites Mal an diesem Morgen die Wohnung verlassen wollte. Sie sah aus, als hätte sie nicht viel geschlafen, und auf ihrem Gesicht lag ein zögerndes Lächeln, das so gar nicht zu ihr passte. Ob Cat einen Kaffee trinken gehen wollte? Oder einkaufen? Oder spazieren? Oder … ? Cat hatte ein schlechtes Gewissen, als sie dankend ablehnte und erklärte, sie wolle eine Weile allein sein. Aber als sie sich zum Gehen wendete, zog Bel sie in ihre Arme und drückte sie
ganz fest an sich. Und plötzlich sah die Welt nicht mehr ganz so grau aus.

    Toby wohnte im Norden der Stadt, im obersten Stock eines Häuserblocks aus roten Backsteinen. Cat verließ den quietschenden Fahrstuhl in Erwartung altertümlicher Pracht, doch die Wohnung, in die Toby sie führte, war zwar groß, aber unordentlich und ungepflegt. Überall lagen hohe Bücherstapel, die so aussahen, als würden sie jeden Moment umkippen. Auf Tischen, Kommoden und Ablagen häuften sich schmutzige Tassen, allerlei Krimskrams und Stöße von Papier.
    »Schriftsteller, alle beide«, sagte Toby mit schlecht verhohlenem Stolz. »Aber keine Sorge. Ma ist in der Bücherei, und Pa hat sich in seinem Arbeitszimmer verschanzt. Keiner wird uns stören.«
    Cat folgte Toby durch den Flur zu seinem Zimmer. Hier war es viel aufgeräumter als im Rest der Wohnung. Mittelpunkt des Raums – und augenscheinlicher Stolz seines Bewohners – war das Modell einer Landschaft, aufgebaut auf einem großen Tisch, wo Miniatur-Ritter und – Trolle in Schlachtlinien aufgestellt waren. Irgendein Kriegsspiel, vermutete Cat und dachte an die Figuren im Dark Portal. Im Regal stand eine Reihe Bücher, hauptsächlich Science Fiction und Fantasy. An der Wand hingen Poster von B-Movies aus den 1950ern. Wie bei Tobys schrulligen Klamotten hatte Cat auch beim Anblick des Zimmers den Eindruck, dass alles irgendwie gekünstelt wirkte. Ihre Augen glitten von einem Poster
des Films Die Rache des Killerschleims – dralle Bräute im Kampf gegen Giftschlamm – zu dem Schwarz-Weiß-Druck einer fantastischen Stadt. Es war ein Labyrinth aus irrwitzigen Winkeln und schwindelerregenden Perspektiven, wo echsenähnliche Kreaturen Treppen hinaufhuschten, die ins Nirgendwo führten, Fenster den Blick auf unmögliche Aussichten freigaben und Gestalten wie im Schlafwandel über Abgründe liefen.
    »Eine Postkarte aus dem Arkanum?«, fragte Cat.
    Aber Toby nahm ihre Frage für bare Münze. » Vielleicht. Das Spiel der Trümpfe dauert seit Jahrhunderten an. Alle möglichen Leute haben es gespielt, warum also nicht auch Escher?«
    Die Vorstellung, dass sich diese Sache durch die gesamte Menschheitsgeschichte zog, ließ Cat erschauern. Aber sie sagte sich, dass sie ja aus genau diesem Grund hier war: Toby war der Experte.
    Er schaute sie erwartungsvoll an. »Okay. Wann und wo sollen wir einsteigen? Und was nehmen wir

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