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Das Spiel des Schicksals

Das Spiel des Schicksals

Titel: Das Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. R. Powell
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den Weg zurücklegten, kam es Cat so vor, als würde die Straßendecke sie verschlucken. Die Skyline schien zu wachsen und der Platz immer breiter zu werden. Aber wenigstens hatten sie ein Problem gelöst: Das Kribbeln auf ihrer Handfläche besagte ihr im Näherkommen, dass sich an der Brücke eine Schwelle befand. Vielleicht war dies das Ziel, auf das Flora zusteuerte.
    Als Flora die beiden kommen sah, schüttelte sie leicht den Kopf und fing an zu lachen. »Batgirl und Robin auf Abenteuersuche. Wart ihr nicht zu einer Gartenparty eingeladen ? «
    »Hallo, Flora. Tut uns leid, dass wir … ähm, dich schon wieder belästigen müssen, aber wir könnten echt ein bisschen Hilfe gebrauchen. Weißt du, Cat will …«
    Cat unterbrach Toby. »Ich suche etwas.«
    »Tun wir das nicht alle?« Floras Make-up war verschmiert; ihre Stimme klang gepresst, und sie zitterte in ihrem dünnen Miederkleidchen. Trotzdem erfüllte ihre Unbekümmertheit Cat mit Neid. Mit Neid und Ärger.
    »Aber es stimmt doch, dass du seit Jahren im Arkanum ein und aus gehst, oder?«, fragte Toby eifrig.
    »Klar. Früher bin ich zwischen hier und Narnia hin-und hergependelt, bis es mir langweilig wurde, mich mit sprechenden Löwen zu unterhalten.« Flora trank noch einen Schluck aus der Flasche und hickste. »Hups!« Sie lächelte kokett. »Heutzutage habe ich nur noch eine Welt in meinem Schrank versteckt.«

    Cat hatte genug von diesem arroganten, besserwisserischen Gerede. »Lass gut sein, Toby. Sie ist zu betrunken, um noch irgendwas Sinnvolles von sich zu geben, selbst wenn sie es wollte.«
    »Wie bitte?«
    Cat zuckte betont mit den Schultern und wandte sich ab. Im Umdrehen erhaschte sie einen Blick auf eine schemenhafte Gestalt, die über den Asphalt rannte und auf die Ecke des Büroturms links zusteuerte, wo er oder sie die Wand hinaufzuklettern schien. Dann erkannte Cat, dass die Person wahrscheinlich eine Leiter erklomm.
    »Was ist das?« Der Unterton in Floras Stimme veranlasste sie dazu, sich wieder umzudrehen.
    Zu dritt standen sie vor der Brücke. Links von ihnen führte eine Reihe von Stufen hinauf zur Straße, und rechts stand eine einsame Straßenlaterne, deren schwacher Schein kaum den Eingang zur Unterführung erleuchtete. Aber jetzt sah Cat dort in der säuerlich riechenden Dunkelheit zwei gelbe Augen glühen. Ein Klicken wie von Krallen auf Asphalt erklang, und dann ein schweres Atmen.
    Instinktiv rückten die drei näher zusammen. »Nur ein Hund«, sagte Toby, aber seine Stimme klang unsicher.
    Obwohl man kaum etwas erkennen konnte, sah das Tier wie ein Schäferhund aus, nur größer und zotteliger. Aus den Tiefen seiner Kehle drang ein leises, dumpfes Grollen.
    Flora stand dicht neben Cat, und Cat fühlte, wie ihr Arm zitterte. In stiller Übereinkunft wichen sie zurück,
während der Hund vorwärtsschlich, den Bauch dicht am Boden, die Zähne gebleckt. Das Knurren schwoll an und vibrierte. Aber als das Tier die Stelle erreichte, an der die Mündung der Unterführung ins Freie führte, blieb es stehen. Zusammengekauert, bereit zum Sprung, wartete es bewegungslos und starrte ihnen mit bösen gelben Augen nach.
    Jeder Nerv, jeder Muskel in Cats Körper schrie »LAUF ! «. Sie hörte das raue, schwere Atmen der anderen.
    Langsam. Langsam …
    Alle drei fuhren mit ihrem unbeholfenen, fast komisch anzusehenden Rückzug fort, halb gehend, halb rennend. Sie wurden immer schneller, je weiter sie sich von der Brücke entfernten.
    Dann, als sie den Schatten der Bürotürme erreichten und gerade wieder etwas leichter atmeten, sprang das Tier vor, mitten in den Lichtkreis der Straßenlaterne, warf den Kopf zurück und heulte – ein langer, zitternder Schrei, der in ihrem Blut widerhallte.
    Sie fuhren zusammen und wären wahrscheinlich in unterschiedliche Richtungen auseinandergespritzt, hätte sich Cat nicht an die Gestalt erinnert, die sie vor wenigen Augenblicken beobachtet hatte. »Hier entlang! «, würgte sie hervor. »Nach oben!« In halsbrecherischem Tempo, mit dem Bild der riesigen Bestie vor Augen, die jeden Moment nach ihren Beinen schnappen konnte, rannten die beiden anderen hinter ihr her auf die untersten Sprossen der Feuerleiter zu. Kurz bevor sie die Leiter erreichte, stolperte Flora. Sie keuchte auf, warf sich nach vorn,
stolperte noch einmal. Aber da war Cat auch schon zur Stelle, fing sie auf und zog sie mit sich.
    Toby erreichte die Leiter als Erster und schwang sich mit einem Aufkreischen rostigen Eisens auf die Plattform,

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