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Das Spiel des Schicksals

Das Spiel des Schicksals

Titel: Das Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. R. Powell
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Der Manager vom Aliette’s. Na ja, er denkt, dass da vielleicht ein Job für mich frei wäre.«
    Cat betrachtete die gegenüberliegende Wand, die Bilder von weichgezeichneten Paaren, die lachend ihre Wetten abschlossen. Sie hatten nicht viel Ähnlichkeit mit den einsamen Gestalten mit den toten Augen, die sie schon oft vor den Türen des Casinos hatte warten sehen. »Glaubst du, dass es dort so viel anders ist als hier? Ich meine, es ist wahrscheinlich größer und schicker. Ganz sicher sogar. Aber hinter der Fassade ist es … ist es überall dasselbe, oder?«
    Bel tat so, als hätte sie Cat nicht gehört. Sie ging zu
den Fenstern und streckte nervös die Hände aus. »Wenn man anfängt damit, wenn man zum ersten Mal Chips ausgibt, dann werden die Finger gedehnt. Sie tun weh. Heute merke ich das nicht einmal mehr … « Sie runzelte die Stirn. »Ich bin eine gute Geberin, Cat: geschickt mit den Karten und mit den Zahlen. Die Spieler mögen mich. Im Aliette’s haben sie richtige Fortbildungskurse, zum Manager und so etwas. Und ich müsste nicht mehr so oft nachts arbeiten. Und nach all dem Umherziehen, den Neuanfängen und … nun, das könnte meine Chance sein. Unsere Chance, weißt du?«
    »Ja«, sagte Cat leise. »Ich weiß.«

    Am zweiten Weihnachtsfeiertag erhielt Cat etwa eine Stunde, bevor sich das Team Arkanum treffen sollte, einen Anruf von Toby. Sie hätte ihn beinahe nicht angenommen, weil sie keine Lust hatte, sich mit seinen kindischen Begeisterungsstürmen über zukünftige Abenteuer auseinanderzusetzen. Die Karten sind g-gegen Sie, hatte der Fremde in ihren Träumen gemurmelt, und sie war mit geschwollenen und verklebten Augen aufgewacht, als hätte sie im Schlaf geweint.
    Aber Toby klang nicht begeistert, sondern im Gegenteil ziemlich bedrückt. »Cat«, sagte er. »Ich muss dir was sagen. Ich bin in fünf Minuten am Piccadilly Circus – treffen wir uns dort?«
    Sie dachte, dass das immer noch besser war, als die nächste Stunde grübelnd in ihrem Zimmer zu sitzen. Aber obwohl sie es als Erleichterung empfand, aus der
Wohnung zu kommen – wo Greg und Bel über irgendeine Show im Fernsehen lachten und Gin tranken – war das Grau der Stadt, die sich in nachweihnachtlichen Trübsinn zurückgezogen hatte, nicht dazu angetan, ihre Stimmung zu heben. Tobys ernste Stimme hatte sie mehr beunruhigt, als sie zugeben mochte.
    »Um was geht’s denn eigentlich?«, fragte sie, als sie am Piccadilly Circus ankam.
    Toby ließ sich mit der Antwort Zeit. Er hatte die Schultern hochgezogen und einen verkniffenen Gesichtsausdruck aufgelegt. »Um ein Internat. Ich war mal in einem, verstehst du?«
    Cat verstand gar nichts, nickte aber trotzdem.
    »Nichts Tolles. Es war am Stadtrand – klein und künstlerisch und voller Leute, die einander so unheimlich lieb hatten. Die hatten einen Geheimclub: die Chamäleons. Die Mitglieder haben sich Aufgaben ausgedacht, die man lösen musste.«
    »Aufgaben?«
    »Ja. Am Anfang war alles ganz harmlos. Die Aufgaben hatten irgendwas mit Filmen zu tun. Wenn man Mrs Doubtfire zog, musste man zur Schulversammlung in Frauenklamotten antanzen. So was in der Art. Aber am Ende des Jahrs war alles ganz anders. Die Prüfungen dauerten eine ganze Woche. Die Leute hatten Angst, sie abzulehnen. Und es wurde … nun, es gab diesen Film, Der Unsichtbare, und das Mädchen, das die Karte zog, durfte mit niemandem sprechen, und niemand durfte mit ihr sprechen, solange die Prüfung dauerte. Es war so, als ob
sie gar nicht existierte. Sogar die Lehrer achteten nicht mehr auf sie.
    Ein andermal zogen zwei Leute den Film Begegnung, und sie haben tatsächlich eine leidenschaftliche Affäre angefangen, waren eine Woche lang zusammen und sind danach wieder zu ihren ursprünglichen Partnern zurückgekehrt. «
    »Himmel, Toby, das ist ja krank.«
    »Ja, aber es war auch aufregend. Was irgendwie die Erzählung des Gehängten bestätigt, über die Lotterie, meine ich. Die Anziehungskraft des Risikos und all das.« Sein Gesicht wurde träumerisch. »Du musst verstehen, dass sich das Leben im Internat in einer klaustrophobischen Cliquenwirtschaft abspielt … diese Aufgaben waren eine Möglichkeit, die Regeln zu brechen, die alten Hierarchien über den Haufen zu werfen. Kein Wunder dass ich – wir, meine ich – davon besessen waren.«
    Er verstummte und schien unsicher, wie er fortfahren sollte. »Okay«, sagte er schließlich. »Da gab es ein Mädchen … sie war ein paar Jahre älter als ich, unheimlich

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