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Das Spiel des Schicksals

Das Spiel des Schicksals

Titel: Das Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. R. Powell
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Alastor abgesetzt hatte, und was für ein Leben er aufgegeben hatte, um das Arkanum zu beherrschen. Was für ein Mann war er gewesen? In welcher Art von Welt hatte er gelebt? Es sind Narren, allesamt, dachte sie. Trotz all der Intrigen und der protzigen Reden war es in Wahrheit das Spiel, das sie kontrollierte.
    Sie drehte sich um und schaute wieder aus dem Fenster. Der Himmel war lila gefleckt, durchzogen mit orangefarbenen Streifen. Eine Spirale aus Herzen blitzte vor ihren Augen auf, verwandelte sich dann wirbelnd in einen Kreisel aus Kelchen. Dahinter wurde eine Kaskade aus Piks zu einem Bogen aus tanzenden Schwertern.
    »Also, wenn Sie mir nicht mit Drohungen auf den Pelz rücken wollen, was wollen Sie dann?«
    »Was für ein sprunghaftes Mädchen du bist«, sagte er.
»Ich dachte eigentlich, dass du unser Gespräch genießt. Aber vermutlich ist auch die Ungeduld eine Art Tugend. « Er beugte sich vor und klopfte gegen die Glasscheibe. Im nächsten Moment fuhren sie auf den Piccadilly Circus zu.
    Nachdem sie ausgestiegen war, fühlte sich Cat noch beunruhigter als zuvor. Die Statue des Eros, der normalerweise über der Kreuzung wachte, war von einer Skulptur der Gerechtigkeit ersetzt worden, samt Schwert und Waage. Auf den Stufen unterhalb des Brunnens saßen der andere König und die Königinnen – Odile in Weiß, Ahab in seriöser Kleidung, Lucrezia in Pelze eingehüllt. Sie waren so bewegungslos wie die Statue selbst. Unter dem Schimmern der Lichtertafeln, wo die Werbeslogans für Samsung und Coca Cola durch die Symbole der vier Höfe ersetzt worden waren, pulsierte das träge Gesicht des Königs der Schwerter vor weißen Lichtern, schwarzen Schatten und Neonrot.
    »Das Spiel gibt uns die Möglichkeit, unser Glück zu machen, Cat. Unser Schicksal zu verändern. Unsere geheimsten Sehnsüchte wahr werden zu lassen, gegen alle Logik und gegen alle Vernunft. Und doch hast du einen Weg beschritten, der das Spiel seiner beständigsten Eigenschaften berauben könnte.«
    »Einen Weg, der Sie Ihrer Macht berauben würde, meinen Sie wohl. Ist das der Moment, in dem Sie mich auf die Dunkle Seite der Macht ziehen wollen? Wollen Sie mir Trümpfe versprechen? Heldentum und eine glückliche Zukunft?«, höhnte sie.
    Bei diesen Worten schenkte er ihr ein schiefes Lächeln
und streckte die Hand aus, um leicht ihr Haar zu berühren. »Armes Kätzchen … Wenn ich dich für meinen Hof gewinnen könnte, würdest du eine herrliche Ritterin abgeben, glaube ich. Im Augenblick hält der Hof der Kelche die Gerechtigkeit, aber … wer weiß, was morgen sein wird?« Er nickte in Richtung der drei Gestalten auf den Stufen. »Wir alle sind Fortunas Narren, und es ist nicht an mir, ihr Rad anzuhalten. Aber vergiss nicht, dass ein Grundsatz des Spiels besagt, dass jeder nur für sich selbst spielt. Denk das nächste Mal daran, wenn deine Freunde dich durch geheime Türen locken, dir Versprechungen machen oder dich bitten, ihren Worten zu vertrauen.«
    Der König beugte sich zu ihr. Seine Stimme war sehr leise; sein Atem duftete nach Zimt, während der Himmel von dem gleißenden Funkeln der Schwerter erleuchtet wurde.
    »Und da ist noch etwas – keine Drohung, sondern eine Warnung, und zwar die einzige, die ich aussprechen werde. Der Gehängte hat einen anderen, einen älteren Namen. In vergangenen Zeiten nannte man ihn den Verräter. «
    Mit großer Mühe wandte Cat ihre Augen ab. Die Welt kreiselte um sie herum und funkelte, aber irgendwie schaffte sie es, die Schultern zu straffen und den Kopf zu schütteln. »Wenn er Sie und Ihre Kumpane betrogen hat, umso besser. Und wenn das Arkanum seinen eigenen Gesetzen folgt, wird es sich wohl auch nicht darum scheren, wenn Ihre Regeln bedroht werden.«
    Schwarz, Weiß und Rot zuckten vor ihren Augen.
Alastor lachte leise. »Dann fordere das Schicksal heraus und mache deinen Einsatz, wie wir alle.« Er holte eine Münze aus der Tasche und warf sie hoch in die Luft. »Frohe Weihnachten, Cat.«
    Und als die Münze wieder in seine Handfläche fiel, stand Cat unter der Statue des Eros, allein in der Menschenmenge.

KAPITEL 12
    Weihnachten begann für Cat und Bel wie jedes Jahr: nicht mit einem Haufen Geschenke, sondern mit einer Packung Knallbonbons. Greg verbrachte den Tag bei seiner betagten Mutter, sodass die beiden unter sich waren. Bei einer Mahlzeit aus Fertiggerichten – Hoisin-Ente und Pfannkuchen für Bel und gebratenes Hähnchen mit Beilagen für Cat – schalteten sie die Stereoanlage

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