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Das Spiel des Schicksals

Das Spiel des Schicksals

Titel: Das Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. R. Powell
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beliebt. Mia war kein Snob. Sie war anders als die anderen. Sie war richtig nett.« Jetzt errötete er unter seinen Sommersprossen. »Eines Abends war ich noch im Kunstraum und habe an einem Projekt gearbeitet. Ich hatte gerade das Licht im Nebenraum ausgeschaltet, als ich sie und den Kunstlehrer, Mr Marlow, hereinkommen hörte. Mia klang ziemlich erregt. Sie meinte, sie hätte genug, sie sei völlig durcheinander, und sie müssten das ein für allemal klären. Und ich dachte, klar, da ist irgendeine Affäre im
Gange. Besonders weil Mr Marlow so ein Schleimbolzen war, so einer, der sich für cool hält, weil er mit der Oberstufe Hasch raucht.
    Aber dann fingen sie an, über Karten zu reden, über ein Duell, über irgendwelche Regeln und wie man dagegen angehen könnte. Und ich dachte, das muss irgendwie mit den Chamäleons zu tun haben. Ich war nicht überrascht, dass Mr Marlow mit drinhing. Das war genau seine Kragenweite.
    Mia schlug vor, das Duell durch das Werfen einer Münze zu entscheiden. Hier und jetzt. Aber Marlow lachte, sehr gemein, und meinte, dass er darauf nie im Leben reinfallen würde. Nein, sagte er, sie müssten schon ins Arkanum gehen und die Spielführer als Zeugen anrufen.«
    »Oh Gott … sie waren beide im Spiel!«
    »Genau. Natürlich dachte ich immer noch, das alles hinge mit dem Chamäleon-Club zusammen … Mia klang sehr widerstrebend, aber Marlow blieb hartnäckig. Und so verabredeten sie sich um Mitternacht im Glockenturm. Ich vermute, dass dort eine Schwelle aktiv war, weil ihr Zug – das Duell – noch nicht vollendet war. Der Glockenturm war der älteste Teil der Schule und befand sich auf der anderen Seite des Sportplatzes, außerhalb des eigentlichen Schulgeländes. Er war ziemlich unheimlich und total verfallen – genau die richtige Umgebung für einen Geheimbund. Ich wusste, dass dies meine große Chance war, herauszufinden, wer hinter den Chamäleons steckte, wie die Prüfungen organisiert wurden und so weiter. Ich dachte, sie würden mich vielleicht mitmachen
lassen, nachdem sie erlebt hatten, wie ich ihnen auf die Schliche gekommen war.
    Sich aus dem Haus zu schleichen, war nicht schwer. Wie ich schon sagte: An dieser Schule sah man alles ziemlich locker. Jedenfalls schlüpfte ich kurz vor Mitternacht hinaus und fand die Tür des Glockenturms offen vor. Ich ging die Treppe hinauf, bis ganz nach oben. Ich hörte Geschrei und ein Krachen, und dann schrie Mia.
    Es war offensichtlich, dass die beiden allein waren und dass Marlow … ich weiß nicht … sie angriff. Also fing ich an, gegen die Tür zur Turmspitze zu hämmern und zu brüllen, die Polizei wäre unterwegs und sie wären in großen Schwierigkeiten und so etwas. Ich hoffte, dass sie mich für den Hausmeister hielten. Daraufhin herrschte Totenstille. Ich konnte nicht hinein; die Tür war abgeschlossen. Also lief ich wieder runter, um Hilfe zu holen. Und als ich gerade draußen war, fing der Turm an zu wanken. Die Mauern sahen auf einmal nicht mehr … fest aus. Sie … zitterten in der Luft, als ob das ganze Gebäude aus Stoff bestehen würde. Ich war so gebannt, dass ich nicht einmal Angst verspürte.
    Im nächsten Moment kam Mia aus der Tür gestürzt. Sie war käsebleich und hatte eine blutende Wunde auf der Stirn. ›Es ist zu spät‹, sagte sie. ›Es ist zu spät.‹ Sie rannte weg, ehe ich sie aufhalten konnte. Dann hörte das Zittern und Beben auf, und alles sah wieder ganz normal aus – einen Moment lang. Da jedoch ertönte ein schreckliches Knirschen, ein Knacken, und das Dach des Turms stürzte ein.«

    »Und … und Mr Marlow war noch drin?«
    »Nein. Man fand später keine Spur von ihm. Er hatte wohl noch rechtzeitig die Schwelle übertreten können.«
    »Und Mia?«
    »Man fand sie, wie sie am Rande des Sportplatzes herumwanderte. Sie war ganz ruhig, obwohl ihre Stirn noch immer blutete. Sie erklärte, dass Mr Marlow sie zum Glockenturm gelockt und dort angegriffen hätte. Sie hätten sich beide aus dem Gebäude retten können, ehe es einstürzte. Mich erwähnte sie mit keinem Wort – und in dem ganzen Tumult schaffte ich es, ungesehen wieder ins Haupthaus zu kommen. Mia wurde umgehend ins Krankenhaus gebracht, und nachdem die polizeiliche Untersuchung vorbei war, kehrte sie nicht wieder ins Internat zurück. Es war ein unglaublicher Skandal, besonders weil Mr Marlow nie wieder auftauchte. Sogar die Presse schaltete sich ein.«
    »Und welche Karte hast du gefunden?«
    »Den Ritter der Münzen. Mia ließ

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