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Das Spiel des Schicksals

Das Spiel des Schicksals

Titel: Das Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. R. Powell
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schwarz-weißen Mosaiksteinen wand sich zwischen den Beeten und Lauben hindurch; irgendwo spielte klassische Musik. Der Klang vermischte sich mit dem leisen Plätschern eines Springbrunnens. Die Luft war warm und duftete süß. Es konnte keinen größeren Kontrast zu dem schrillen Getöse im Club Hecuba oder zu der Zerstörung geben, die sie im Trumpf des Magiers gesehen hatten.
    Flora, Toby, Blaine und Cat gingen hintereinander den Pfad entlang, duckten sich unter dicken Büscheln pinkfarbener Blüten hindurch. Als sie die kreisrunde Fläche unter der Kuppel erreichten, hatten alle Blütenblätter im Haar.
    »Meine Lieben! Ich bin überglücklich, dass ihr kommen konntet!«
    Eine ältere Dame lächelte ihnen aus einem Korbsessel
entgegen. Sie hatte ein vornehmes, blasses Gesicht und eine Fülle silbrigen Haars, das sie zu einem üppigen Knoten aufgetürmt hatte. Es sah aus, als machte sie gerade eine Pause von der Gartenarbeit, denn neben ihren Füßen, die in Pantoffeln steckten, befanden sich eine Gartenschere und ein Korb mit Grünabfällen.
    Flora beäugte die Teekanne und die vier Tassen auf dem Tisch neben ihr. »Sie haben uns erwartet?«
    »Aber sicher. Nach all diesen Jahren wollte ich unbedingt die Erste sein, die die neuen Besucher willkommen heißt. Eine kleine Erfrischung ist das Mindeste, was ich tun kann.«
    »Vielleicht ist der Tee vergiftet«, murmelte Toby.
    Das Lachen der alten Dame plätscherte so fröhlich wie der verborgene Springbrunnen. »Vergiftet! Warum sollte ich euch denn vergiften wollen? Es passiert ja nicht oft, dass ich Gäste begrüßen kann, wisst ihr? Und wenn dann welche kommen, ist es immer so ein großes Vergnügen! Jetzt steht doch nicht länger so herum. Setzt euch!«
    Schließlich akzeptierten sie jeder eine Tasse des goldfarbenen Tees, obwohl niemand beabsichtigte, ihn auch zu trinken. Flora hockte geziert auf der Kante des anderen Korbsessels, während die anderen sich auf der kleinen Mauer niederließen, die das Blumenbeet begrenzte. Besonders Blaine sah mit der zierlichen Teetasse auf den Knien recht unbeholfen aus.
    »Ist das nicht schön?« Ihre Gastgeberin seufzte zufrieden. »So still und friedlich und weit weg von den Intrigen der Höfe.«

    »Aber hier ist doch eine Karte im Spiel, nicht wahr?«, fragte Cat.
    »Aber sicher, und zwar eine sehr hübsche Karte. Tja, wo habe ich sie denn …?« Die alte Dame klopfte die Falten ihrer mit Spitzenkanten besetzten Bettjacke ab. »Ich hatte sie doch eben noch … Aha! Hier ist sie. Meine Neun der Kelche.«
    Es war in der Tat ein hübsches Bild. Eine prächtig gekleidete Dame, umgeben von einem prall blühenden Garten, mit einem Vogel auf dem Arm.
    »Wie die Zeit verfliegt!«, kicherte die alte Dame. »Es ist kaum zu glauben, dass ich nur ein paar Jahre älter war als ihr, als ich diese Karte ausgeteilt bekam.«
    »Also sind Sie … waren Sie eine Ritterin? Eine Ritterin, die um einen Trumpf spielte?«
    Einen Moment lang bewölkte sich ihr Gesicht. » Vermutlich war ich das – ich glaube, die Sache war mir damals ziemlich wichtig. Der ganze Kampf, das Risiko, die Aufregung! Aber hier geht es mir doch viel besser … Es dauerte eine Weile, bis ich mich eingewöhnt hatte, aber ich habe meine Pflanzen, die mich auf Trab halten, und von Zeit zu Zeit kommt Besuch, der mich unterhält. Ihr werdet schon sehen.«
    Toby räusperte sich. »Wegen dieser Gäste. Wir glauben, dass kürzlich jemand hier war. Ein Ritter, der das Ass der Schwerter benutzte. Vielleicht haben Sie den … ähm, Hurrikan bemerkt … «
    »Oh, aber hier scheint doch immer die Sonne.«
    »Bitte«, versuchte es Flora, »es ist wichtig. Wir müssen
den Spieler finden, der zuletzt hier war, oder wenigstens erfahren, wohin er gegangen ist. Möglicherweise hat er eine Karte zurückgelassen.«
    »Ihr jungen Leute heutzutage, immer auf dem Sprung.« Die alte Dame schüttelte den Kopf. »Bei dem letzten Gast war es genauso. Ach, na ja. Wenn es so wichtig ist, zeige ich euch wohl doch besser den Weg – man verirrt sich hier so leicht.«
    Sie standen auf. Toby nahm die Gelegenheit wahr und schüttete seinen Tee in einen Topf mit Lilien. Die alte Dame ging mit etwas steifen Schritten voraus. Sie steuerte auf die zierliche schmiedeeiserne Brücke zu, die über einen kleinen Teich führte, in dem sich Fische tummelten. Der Pfad auf der anderen Seite der Brücke führte zu einer weißen Tür in einer Backsteinmauer. »Dorthin gehen sie alle. Seid ihr sicher, dass ihr nicht

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