Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel des Schicksals

Das Spiel des Schicksals

Titel: Das Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. R. Powell
Vom Netzwerk:
Orangenbaum hinter Cat. An einem Ast hing ein kleiner vergoldeter Käfig. Das Türchen stand offen. »Weder auf der Heide, noch in dem anderen Gewächshaus hat ein Vogel gesungen – ist dir das nicht aufgefallen? Das letzte Mal, dass ich einen unserer gefiederten Freunde gesehen habe, war bei dem Magier auf dem Dach vom Club Hecuba. Und wenn es ihm ernst damit war, dass er uns die Sache erleichtern wollte, dann hat er die Asse an einem Ort im Arkanum versteckt, den wir erreichen können.«

    Wie zur Antwort zwitscherte ein Vogel. Erreichbar oder nicht – Cat kam es so vor, als ob der Vogel sie verspotten würde.
    »Dann wollen wir mal das Ass einfangen.« Blaine stand auf.
    »Warte – wo willst du hin?«, fragte Cat. »Das Gezwitscher kam von dort.«
    »Nein, es kam von hinten«, sagte Toby.
    »Ich bin mir ganz sicher, dass es von den Büschen dort kam«, warf Flora ein.
    Sie schwiegen und lauschten.
    Nichts.
    »Wisst ihr«, sagte Cat zögernd, »sich aufzuteilen, ist normalerweise vielleicht keine gute Idee, aber …«
    » … wir haben vermutlich keine andere Wahl«, beendete Toby den Satz. »Okay. Der Letzte, der zum Käfig zurückkommt, hat verloren.«
    Aber bevor er sich davonmachen konnte, packte ihn Flora am Arm. »Einen Moment mal. Ehe wir alle in unterschiedliche Richtungen verschwinden, sollten wir uns vielleicht eine Minute Zeit nehmen, um … nun, um uns unserer Verantwortung bewusst zu werden.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Toby ungeduldig.
    »Ach, na ja, es scheint mir eine gute Idee zu sein, kurz zu besprechen, wer wofür Sorge trägt. Nur für den Fall, dass irgendetwas schiefgeht.« Sie strich sich das Haar glatt. Ihre Stimme klang auffällig beiläufig. »Blaine zum Beispiel hat immer noch den Würfel … «
    Blaine stieß ein bellendes Gelächter aus. »Was? Glaubst
du, ich verschwinde im Gebüsch und tauche nicht mehr auf? Glaubst du, ich schleiche mich davon, um alle Asse allein einzusammeln und sie dann zum halben Preis im Temple House zu verschleudern?«
    »Natürlich nicht. Ich dachte nur, wir sollten … «
    »Schön. Ich hab’s kapiert.« Er griff in die Brusttasche seines Hemdes und warf Cat etwas zu. »Fang auf.«
    Es war der Würfel. »He, ich will ihn nicht.«
    »Zu dumm. Ihre Hoheit denkt, dass er in vertrauenswürdigere Hände gehört.«
    »Herrgott noch mal! Du hast mich absichtlich missverstanden … «
    Aber er war schon mitten in das Blumenbeet hinter ihnen gestapft und pfiff. »Hierher, Vögelchen, tschieptschiep … «
    Flora schürzte die Lippen und machte sich dann in die entgegengesetzte Richtung auf den Weg. Toby und Cat schauten sich an.
    »Willst du nach rechts oder nach links?«, fragte er.
    »Ist mir egal.«
    Sie ging schließlich nach rechts und kam zunächst gut voran. Vor ihr, ganz in der Nähe, hörte sie das Zwitschern, und ein – oder zweimal war sie sich sicher, das Flattern von weißen Federn zu sehen. Die Geräusche der anderen, die sich ebenfalls durch das Gewächshaus kämpften, wurden immer schwächer, je weiter sie in das grüne Dickicht vordrang. Die Pflanzen in den Beeten waren dichter, als sie es je für möglich gehalten hätte; die Glaskuppel über ihr war beinahe völlig von dem Geäst verdeckt.

    Ärgerlicherweise hatte die Musik jetzt von Geigen zu Flöten gewechselt, und die Melodie war Vogelgesang zum Verwechseln ähnlich. Das Wasserplätschern konnte sie nicht mehr hören, und auch das schwarz-weiße Muster des Pfades unter ihren Füßen war verschwunden. Die Luft wurde immer feuchter, und in das süße Aroma mischte sich der Geruch von Fäulnis und Moder. Ihre Füße versanken in Fallobst. Hier und da krabbelten Käfer; die Fliegen summten.
    Schon bald war sie feucht vor Fruchtsaft und Schweiß; ihre Hände waren zerkratzt, weil sie sich durch ein Rosengestrüpp hatte zwängen müssen. Die entnervende Flötenmusik war verstummt – wenigstens etwas –, aber dafür hörte sie jetzt alle möglichen unheimlichen Geräusche: leises Rascheln und Kratzen und ein Scharren im Unterholz. Sie rief nach den anderen, in der Hoffnung, dass Toby oder Flora oder vielleicht sogar Blaine ihr antworten würden, aber alles blieb still.
    Endlich kam sie an ein Dickicht, das undurchdringlich zu sein schien. Sie hockte sich in eine kleine Vertiefung hinter ein Büschel Zierfarn, wo die Erde trocken und sehr weich war. Wenn sie nur wieder zu Atem kommen, sich ein bisschen ausruhen konnte … um die anderen konnte sie sich später noch Sorgen machen; alles hatte

Weitere Kostenlose Bücher