Das Spiel geht weiter
er überhaupt da war, mit der Rose, und sie anlächelte.
Ein Gedanke allerdings hatte sie seit dem Anruf nach Boston nicht mehr losgelassen.
»Caine MacGregor ist Ihr Onkel.«
»Ja.«
»Er war der Generalstaatsanwalt.«
»Stimmt.« Sanft drückte Mac ihr die Rose in die Hand.
»Und Alan MacGregor war Präsident.«
»Ja, das habe ich mir auch sagen lassen. Wollen Sie mich nicht hereinbitten?«
»Oh … ja … natürlich. Aber ich meine, er war der Präsident der Vereinigten Staaten«, wiederholte sie betont, so als hätte er sie nicht richtig verstanden. »Ihr Onkel. Acht Jahre lang.«
»Sie haben die Geschichtsprüfung bestanden.« Mac schloss die Tür hinter sich und musterte sie eingehend mit anerkennendem Blick. »Sie sehen toll aus.«
»Ich … wirklich?« Verlegen wegen des Kompliments schaute sie an sich herab und strich mit einer Hand über das kupferfarbene Cocktailkleid, das kürzer, enger und mit Sicherheit wagemutiger war als alle Garderobe, die sie je besessen hatte. »Myra aus der Boutique hat es ausgesucht. Sie meinte, ich brauche lebendige Farben.«
»Myra hat einen exzellenten Geschmack.« Sie verdient eine Gehaltserhöhung . Mac machte sich in Gedanken eine Notiz. »Drehen Sie sich mal.«
»Drehen …« Ihr Lachen klang geschmeichelt und befangen, während sie eine langsame Drehung vollführte.
Eine ansehnliche Gehaltserhöhung, fügte er der Notiz hinzu, als der ausgestellte Rock um erstaunlich entzückende Beine wirbelte. »Da sind gar keine.«
»Keine was?« Unsicher legte Darcy die Hand auf den Magen.
»Keine Flügel. Ich hatte eigentlich erwartet, Elfenflügel zu sehen.«
Erleichtert lachte sie auf. »So wie der heutige Tag verlaufen ist, wäre ich nicht überrascht, wenn mir welche gewachsen wären.«
»Warum trinken wir nicht einen Schluck, bevor wir zum Essen gehen? Dann können Sie mir erzählen, wie Sie Ihren Tag verbracht haben.«
Er ging zur Bar und nahm eine Flasche Champagner aus dem Kühlschrank. Sie liebte es, seine Bewegungen zu verfolgen. Er besaß diese fast animalische Eleganz, von der sie bis jetzt nur gelesen hatte, dass es sie geben sollte. Geschmeidig und selbstsicher – und ein bisschen gefährlich. Aber es jetzt mit eigenen Augen zu sehen … Sie seufzte. Das war viel besser.
»Charles hat mir die Haare geschnitten«, begann sie, erregt von dem beschwingten »Plopp« des knallenden Korkens.
»Charles?«
»Unten im Salon.«
»Ah, der Charles.« Mac nahm zwei Champagnerflöten aus dem Regal und schenkte ein. »Meine Gäste zittern vor ihm, aber sie gehen dennoch immer wieder in seinen Salon.«
»Ich hatte schon Angst, er wirft mich gleich wieder raus, wenn er sieht, was ich gemacht habe.« Sie zupfte an ihren kurzen Haaren. »Aber er hat sich meiner erbarmt. Er ist ein Mensch mit sehr genauen Vorstellungen.«
Mac musterte ihre Frisur, hielt ihr ein Glas hin und schaute ihr dann in die Augen. »Ich würde sagen, er hat die Elfenflügel bei Ihnen gesehen.«
»Ich habe strikte Anweisung, eine Schere nur noch zum Schneiden von Papier zur Hand zu nehmen. Und sollte ich weiterhin an meinen Nägel knabbern, erwartet mich eine Strafe. Ich habe mich gar nicht getraut zu fragen, welche. Oh, das schmeckt wundervoll«, murmelte sie, nachdem sie einen Schluck getrunken hatte. Sie schloss die Augen und nippte noch einmal an ihrem Glas. »Da fragt man sich doch, wie jemand überhaupt je etwas anderes trinken kann.«
Die pure sinnliche Freude auf ihrem Gesicht beschleunigte Macs Puls. Ein verlorenes Kind im Wald. Es war wohl besser, auf der anderen Seite der Bar stehen zu bleiben. »Und was haben Sie sonst noch so gemacht?«
»Oh, im Salon habe ich eine Ewigkeit verbracht. Charles hat noch mehr gefunden, was seiner Meinung nach unverzichtbar ist. Ich bekam sogar eine Pediküre.« In ihren Augen tanzten Fünkchen. »Ich hatte ja keine Ahnung, was für ein wunderbares Gefühl es ist, wenn einem die Füße massiert werden. Sheila hat pfundweise Creme einmassiert. In meine Hände auch. Fühlen Sie mal.«
Er nahm die Hand, die sie ihm in aller Unschuld hinstreckte. Eine kleine, schmale Hand, die Haut so glatt wie die eines Kindes. Er musste sich zurückhalten, um diese Hand nicht an den Mund zu ziehen. »Sehr hübsch.«
»Ja, nicht wahr?« Darcy lächelte glücklich. »Charles sagte, ich bräuchte eine Ganzkörpermassage und irgendeine Art Schlammbad und … ach, ich weiß gar nicht mehr genau. Er schrieb es alles auf und schickte mich dann zu Alice in die
Weitere Kostenlose Bücher