Das Spiel geht weiter
normalerweise mit einem Haarschnitt einherging.
»Sie brauchen unbedingt eine Maniküre«, stellte Charles etwas später fest. »Sheila, schieben Sie noch eine Maniküre und eine Pediküre dazwischen für … Wie war doch gleich Ihr Name, meine Liebe?«
»Darcy. Eine Pediküre?« Die Vorstellung, sich die Fußnägel lackieren zu lassen, war geradezu exotisch.
»Hmm. Und Sie hören auf der Stelle damit auf, an Ihren Fingernägeln herumzuknabbern.«
Zu Tode beschämt versteckte Darcy schnell ihre Hände unter dem Umhang. »Es ist eine schreckliche Angewohnheit.«
»Sehr unschön. Aber Sie können sich glücklich schätzen. Sie haben dichtes, gesundes Haar. Eine hübsche Farbe. Die lassen wir, wie sie ist.« Er teilte eine Strähne ab, nahm sie zwischen zwei Finger und schnitt. »Wie pflegen Sie Ihr Gesicht?«
»Normalerweise benutzte ich eine Feuchtigkeitscreme, aber die habe ich verloren.« Verlegen rieb sie sich über die Nase.
»Die Sommersprossen sind charmant. Die lassen Sie auch so.«
»Aber ich möchte lieber …«
»Nehmen Sie schon wieder das Skalpell zur Hand?«, fragte er mit einer tadelnd hochgezogenen Augenbraue. Seine Miene wurde nachgiebiger, als sie hastig den Kopf schüttelte. »Um Ihr Gesicht kümmere ich mich selbst. Wenn es Ihnen hinterher nicht gefällt, brauchen Sie nichts zu bezahlen. Wenn es Ihnen gefällt, müssen Sie nicht nur bezahlen, sondern auch die Produkte kaufen.«
Noch eine Wette, dachte Darcy. Aber vielleicht hatte sie ja wirklich eine Glückssträhne. »Abgemacht.«
»Das ist die richtige Einstellung. Und jetzt …« Er drückte ihren Kopf zur Seite und schnitt wieder. »Erzählen Sie mir von Ihrem Liebesleben.«
»Ich habe keins.«
»Sie werden bald eins haben.« Er zwinkerte ihr zu. »Meine Arbeit verfehlt nie ihre Wirkung.«
Um drei kehrte Darcy in ihre Suite zurück. Sie war bis obenhin bepackt mit Einkäufen und schwebte dennoch mindestens zehn Zentimeter über dem Erdboden. Kaum hatte sie ihre Suite betreten, ließ sie ihre Einkaufstüten auf die Couch fallen und eilte zum Spiegel. Myra hatte recht gehabt. Charles war ein Genie. Ihre Frisur wirkte kess, fast weltgewandt. Ihr Haar war jetzt noch kürzer, als sie es selbst zu schneiden gewagt hatte, und wirkte frisch und frech.
Der Pony hing ihr nicht mehr in die Augen, sondern fiel in spitz zulaufenden Strähnen in die Stirn. Und ihr Gesicht … War es nicht erstaunlich, was man mit diesen Tuben und Quasten und Pudern alles anstellen konnte? In eine atemberaubende Schönheit hatte sie sich nicht verwandelt, aber Darcy hoffte doch, dass sie zumindest als »hübsch« durchgehen würde.
»Ich bin fast hübsch«, sagte sie lächelnd zu ihrem Spiegelbild. »Ja, doch. Oh, die Ohrringe!« Sie wirbelte auf dem Absatz herum und eilte zu ihren Einkäufen zurück, malte sich schon aus, wie der glitzernde Schmuck ihr neues Gesicht ergänzen würde.
Dann sah sie das rote Lämpchen des Anrufbeantworters an ihrem Telefon aufblinken.
Niemand wusste doch, wo sie war! Wie konnte sie angerufen werden, wenn niemand ihren Aufenthaltsort kannte? Die Presse? Nein, hoffte sie und rang die Hände. Mac hatte versprochen, ihren Namen zurückzuhalten. Er hatte es versprochen.
Trotzdem klopfte ihr das Herz bis zum Hals, als sie auf den Knopf drückte. Es waren zwei Nachrichten auf dem Band. Die erste war von Macs Assistentin. Sie teilte ihr mit, dass Mr. Blade sie um halb acht zum Essen abholen würde. Sollte es nicht passen, möge sie sich bitte zwecks Terminänderung melden.
»Um halb acht«, flüsterte Darcy träumerisch. »Halb acht ist perfekt.«
Die zweite Nachricht stammte von Caine MacGregor, der sich als Macs Onkel vorstellte und sie bat, sich bei Gelegenheit mit ihm in Verbindung zu setzen.
Sie zögerte. Im Grunde hatte sie gar keine rechte Lust, sich mit den Realitäten auseinanderzusetzen. Es war doch ein so schöner Traum, so romantisch und eigentlich unglaublich. Doch sie war dazu erzogen worden, Anrufe sofort zu beantworten. Also zog sie sich den Stuhl unter dem Schreibtisch heraus und wählte die Nummer in Boston.
Als Darcy ihre Tür öffnete, stand Mac mit einer einzelnen weißen Rose in der Hand vor ihr. Was für sie ein weiteres kleines Wunder war. Er sah aus wie der Held in einer ihrer Geschichten, die sie seit Jahren heimlich in ihr Notizbuch schrieb. Groß, dunkel, männlich elegant und atemberaubend gut aussehend, mit einem Hauch von Verwegenheit, die verhinderte, dass er zu glatt wirkte.
Das Wunder war, dass
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