Das Spiel geht weiter
Vereinigten Staaten – mein Anwalt! Er sagte, er würde sich um alle Papiere kümmern. Er schien nicht davon auszugehen, dass es sehr lange dauert.«
»Die MacGregors verstehen es, die Dinge zu beschleunigen.«
»Ich habe schon so viel über Ihre Familie gelesen.« Darcy nahm gedankenverloren die in Leder gebundene Speisekarte entgegen. »Ihr Großvater ist eine lebende Legende.«
»Das hört er gern. Aber eigentlich ist er eher ein Original. Eine Persönlichkeit. Sie würden ihn mögen.«
»Wirklich? Wie ist er denn?«
Wie sollte man Daniel MacGregor beschreiben? »Riesig, laut, kühn. Ein Schotte, der mit eigener Hände Arbeit, viel Schweiß und noch mehr Gerissenheit ein Imperium aus dem Boden gestampft hat. Er raucht heimlich Zigarren – vielmehr lässt meine Großmutter ihn glauben, dass er sie heimlich raucht. Er würde Ihnen beim Poker das Fell über die Ohren ziehen, niemand blufft besser als er. Er hat ein erstaunliches Herz, groß, stark und weich. Seine Familie ist sein Ein und Alles.«
»Sie lieben ihn.«
»Sehr.« Und weil er überzeugt war, ihr würde die Geschichte gefallen, erzählte er ihr, wie ein junger, forscher Daniel MacGregor nach Boston gekommen war, um sich eine Frau zu suchen, sein Augenmerk auf Anna Whitfield gerichtet und nicht aufgehört hatte, um sie zu werben, bis sie ihm ihr Herz schenkte.
»Sie muss sehr mutig gewesen sein, sich damals für eine Karriere als Ärztin zu entscheiden. Es gab doch so viele Vorurteile.«
»Ja, sie ist wirklich eine außergewöhnliche Frau.«
»Haben Sie Brüder? Schwestern?«
»Einen Bruder, zwei Schwestern. Unzählige Cousins und Cousinen, Neffen, Nichten. Wenn wir alle zusammenkommen, ist es wie in einer Irrenanstalt.«
Darcy lachte auf. »Aber Sie würden es um keinen Preis der Welt anders wollen.«
»Nein, niemals.«
Sie öffnete ihre Speisekarte. »Ich habe mich immer gefragt, wie es wohl sein muss, in einer … Ach du meine Güte. Schauen Sie sich das bloß alles an. Wie soll sich da ein Mensch entscheiden können?«
»Was mögen Sie denn am liebsten?«
Sie schaute auf, ihre goldenen Augen glitzerten. »Alles.«
Darcy probierte, so viel sie nur konnte. Ententerrine, verschiedene Wildgemüse, Lachsschnittchen mit Kaviar. Unfähig zu widerstehen, häufte Mac ein bisschen von seinem gefüllten Hummer auf seine Gabel und hielt ihr diese an den Mund. Mit geschlossenen Augen rieb sie sanft die Lippen aneinander, während sie genüsslich seufzte. Und sein Blut begann zu sieden.
Er war nie einer Frau begegnet, die so genussfähig war, die alles Neue so freudig aufnahm und sich daran ergötzte. Im Bett würde sie wahrscheinlich unglaublich sein. Aufnahmebereit, willig, jede Berührung genießend, jeden Geschmack, jede Liebkosung auskostend.
Er konnte es sich genau vorstellen – viel zu genau –, die kleinen Seufzer und das leise Murmeln … das Erwachen ihrer Lust.
Jetzt gab sie einen dieser leisen Seufzer von sich, während sie unendlich langsam die Lider wieder öffnete. »Es ist wundervoll. Alles ist wundervoll.«
Es floss durch sie hindurch, durch ihren Geist und ihren Körper – das weiche Licht, die köstlichen Düfte, der prickelnde Champagner … und sein Gesicht. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie sich nach vorn gelehnt hatte. »Sie sind so attraktiv. Sie haben ein so ausdrucksstarkes Gesicht. Ich liebe es, Ihr Gesicht anzuschauen.«
Aus dem Mund einer anderen Frau wäre das eine Einladung gewesen. Aus ihrem war es, wie Mac sich ermahnte, eine Mischung aus Weinseligkeit und Naivität. »Woher kommen Sie?«
»Aus Kansas.« Sie lächelte. »Aber das meinten Sie nicht, stimmt’s? Ich habe keine Finesse«, gestand sie. »Und wenn ich entspannt bin, neige ich dazu, einfach zu sagen, was mir in den Kopf kommt. Normalerweise bin ich in Gesellschaft von Männern nervös. Ich weiß dann nie, was ich sagen soll.«
Er hob eine Augenbraue. »Ich mache Sie offensichtlich nicht nervös. Damit versetzen Sie meinem Ego aber einen Schlag, von dem es sich nur schwer erholen wird.«
Sie kicherte und schüttelte den Kopf. »Von Männern wie Ihnen träumen Frauen ihr ganzes Leben. Aber Sie machen mich nicht nervös, weil ich weiß, dass Sie mich nicht in dieser Weise betrachten.«
»Nein?«
»Männer denken generell nicht so von mir.« Sie gestikulierte mit ihrem Glas, bevor sie einen Schluck trank. »Männer fühlen sich nicht schnell angezogen von Frauen, die nicht sonderlich attraktiv sind. Schlanke Blondinen«, fuhr sie fort, während
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