Das Spiel geht weiter
Pistole geschossen antwortete: »Hier ist Darcy Wallace.«
»Wallace? Wallace? Stammen Sie womöglich von William Wallace ab, dem schottischen Volkshelden?«
»Ähm … ja …« Verwirrt fuhr sie sich mit der Hand durchs Haar. »Er war ein Vorfahre väterlicherseits.«
»Gutes Blut. Hervorragende Erbmasse. Sie können stolz auf Ihr Erbe sein, Mädchen. Darcy, so heißen Sie doch, nicht wahr? Und sind Sie verheiratet, Darcy Wallace?«
»Nein, bin ich nicht. Ich …« Sie zügelte ihre Auskunftsbereitschaft. »Entschuldigung, wer spricht da eigentlich?«
»Hier ist Daniel MacGregor, und ich freue mich, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
Sie schnappte nach Luft. Schloss den Mund, öffnete ihn wieder. »Oh, Mr. MacGregor. Wie geht es Ihnen?«
»Prächtig, ganz prächtig, Darcy Wallace. Man hat mir gesagt, dass ich meinen Enkel bei Ihnen finden kann.«
»Ja, er ist hier.« Natürlich war er hier, ihre Lippen prickelten ja noch von seinem Kuss. »Ähm … möchten Sie mit ihm sprechen?«
»Das wäre nett. Sie haben eine hübsche, klare Stimme. Wie alt sind Sie denn?«
»Dreiundzwanzig.«
»Ich wette, Sie sind ein kerngesundes, gut gewachsenes Mädchen.«
Fassungslos nickte sie. »Ja, ich bin gesund.« Sie blinzelte Mac nur verwirrt an, als der ihr auch schon fluchend den Hörer aus der Hand riss.
»Soll ich vielleicht ihr Gebiss für dich überprüfen, Grandpa?«
»Ah, da bist du ja.« Nicht die geringste Spur von Verlegenheit oder Reue klang in der Stimme am anderen Ende. »Deine Sekretärin hat mich durchgestellt. Natürlich hätte ich nicht so lange in der Leitung hängen müssen, wenn mein ältester Enkel sich mal die Mühe machen und von allein anrufen würde. Du solltest dich wirklich bei deiner Großmutter melden. Sie fühlt sich sträflich vernachlässigt.«
Der alte Trick. Mac seufzte. »Es ist keine Woche her, seit ich dich und Grandma angerufen habe.«
»In unserem Alter ist eine Woche ein ganzes Leben, Junge.«
»Unsinn.« Gegen seinen Willen musste Mac lächeln. »Ihr beide lebt ewig.«
»So haben wir es zumindest vor. Also, wie ich von deiner Mutter höre – die sich zumindest die Mühe macht, ab und zu anzurufen –, hast du 1,8 Millionen verloren.«
Mac warf Darcy einen Blick zu. »Mal gewinnt man, mal verliert man.«
»Wie wahr, wie wahr. Und war das eben das Mädel, das dich um dieses hübsche Sümmchen erleichtert hat?«
»Ja.«
»Eine Wallace. Gute, klare Stimme, beste Manieren. Ist sie hübsch?«
Mac setzte sich mit einer Hüfte auf den Schreibtisch. Er kannte seinen Großvater genau. »Geht so, wenn man über den Buckel und den Silberblick hinwegsieht.« Angelegentlich schlug er den Notizblock auf, während das dröhnende Gelächter seines Großvaters an sein Ohr drang.
»Dann ist sie also hübsch. Und du hast ein Auge auf sie geworfen, ja?«
Mac hob den Blick von den eng beschriebenen Seiten und sah zu Darcy hinüber, die ans Fenster getreten war. Ihr Haar glänzte in der Sonne. Die Hände hielt sie gefaltet vor sich. Sie sah bezaubernd aus, wie eine zarte Wildblume in der erbarmungslosen Hitze der Wüste.
»Nein«, sagte er schließlich entschieden, auch um sich selbst zu überzeugen. »Das habe ich nicht.«
»Und warum nicht? Hast du vor, dein Leben als Single zu beschließen? Ein Mann in deinem Alter braucht eine Frau. Du solltest wirklich langsam daran denken, eine Familie zu gründen.«
Und während Daniel über Verantwortung, Pflichten und den Erhalt des Familiennamens losdonnerte, legte Mac den Kopf schräg und las eine Seite. Der Text handelte von einer Frau, die allein im Dunkeln an einem Fenster saß und die Lichter der Stadt draußen beobachtete. Das Gefühl von Einsamkeit, das durchschimmerte, war herzzerreißend.
Gedankenversunken schloss er den Block wieder und sah zurück zu Darcy, die zum Fenster auf die Stadt hinausblickte.
»Aber es macht mir doch so viel Spaß, die Showgirls alle durchzuprobieren, Grandpa«, entgegnete er, als Daniel endlich einmal Luft holte.
Daraufhin herrschte kurze Zeit Schweigen. Dann ertönte ein röhrendes Lachen. »Du hattest schon immer ein loses Mundwerk. Du fehlst mir, Robbie.«
Daniel war der Einzige, der Mac bei seinem Namen aus der Kindheit nannte – und er tat es selten. Aber der Liebe konnte man nicht entfliehen, dachte Mac. »Du fehlst mir auch. Ihr fehlt mir alle«, sagte er sanft.
»Nun, wenn du es irgendwann mal schaffen würdest, dich von deinen Showgirls loszureißen, könntest du deine arme alte Großmutter
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