Das Spiel geht weiter
Spiel setzen darf, das man sich nicht leisten kann zu verlieren.«
»Wer sagt denn, dass ich verlieren werde?«, murmelte sie leise, als er die Tür hinter sich geschlossen hatte.
Sie blieb den Rest des Tages für sich und schrieb eifrig an ihrem Manuskript. Die Werkstatt, die ihr Auto abgeschleppt hatte, rief an, um ihr zu sagen, dass es repariert sei. Spontan fragte sie den Mechaniker, ob er jemanden kenne, der vielleicht Interesse daran hätte, es zu kaufen. Sie war fertig damit, ebenso wie mit allem anderen – mit Ausnahme ihrer Notizbücher –, was sie aus Trader’s Corner mitgebracht hatte.
Als der Mechaniker ihr einen Tausender anbot, nahm sie ohne zu zögern an und machte sich dann zu Fuß auf den Weg in die Werkstatt, um den Kaufvertrag zu unterschreiben.
Bei Darcys Rückkehr stand auf ihrem Schreibtisch ein hypermodernes flaches Notebook, dem ein kurzes Schreiben beigefügt war, aus dem hervorging, dass das Hotel es ihr für die Dauer ihres Aufenthalts zur Verfügung stellte. Aufgeregt untersuchte Darcy den Computer und experimentierte damit herum. Dann setzte sie sich hin, um ihre handschriftlichen Notizen einzugeben.
Sie vergaß das Abendessen und arbeitete bis in den späten Abend hinein. Irgendwann jedoch verschwamm ihr alles vor den Augen, und ihre Finger schmerzten. Ihr Magen meldete sich lautstark. Es war eine große Versuchung, nach dem Telefonhörer zu greifen und sich etwas aufs Zimmer zu bestellen. Sich zu verstecken.
Stattdessen griff sie nach ihrer Handtasche und straffte die Schultern. Sie würde ausgehen, beschloss sie. Erst wollte sie etwas essen, vielleicht ein Glas Wein dazu.
Und dann, bei Gott, würde sie spielen.
An den Tischen drängten sich die Menschen, die Luft war stickig von dem vielen Rauch und Parfüm, als Darcy das Casino betrat. Sie wollte beobachten, Menschen und Situationen studieren. Man muss sich seine Gewinnchancen ausrechnen, hatte Mac gesagt. Die Spielregeln lernen. Genau das würde sie jetzt tun. Diese Welt hier gefiel ihr, das Schrille, das Risiko.
Sie schlenderte durch den Saal und blieb lange genug an einem Blackjack-Tisch stehen, um zu sehen, wie ein hemdsärmliger Mann mit einer dünnen Zigarre zwischen den Zähnen fünftausend Dollar verlor, ohne mit der Wimper zu zucken.
Erstaunlich.
Sie schaute zu, wie sich das Rouletterad drehte, wie die kleine silberne Kugel spielerisch hüpfte. Sah Chips-Stapel kommen und gehen. Gerade oder Ungerade. Schwarz oder Rot.
Faszinierend.
Im Hintergrund ertönte das nie endende Piepsen, Pfeifen und Klimpern der Automaten. Blinkende Lämpchen flammten auf. Jackpot. Sie studierte die Technik einer älteren Dame, die, auf einen Gehstock gestützt, die Maschine beschwörte. Und einen erfreuten Aufschrei ausstieß, als Vierteldollarmünzen in den metallenen Auffangkorb fielen.
»Fünfzig Dollar«, triumphierte die alte Dame mit einem zufriedenen Lächeln. »Wurde auch Zeit, dass das Ding mal was ausspuckt.«
»Glückwunsch. Das ist Poker, oder?«
»Richtig. Stehe jetzt hier schon seit zwei Stunden, aber langsam komme ich in Fahrt.« Die alte Dame klopfte mit ihrem Gehstock gegen den Automaten und drückte erneut auf den roten Knopf. »Dann lass uns mal weitermachen, Herzchen.«
Es sieht aus, als macht es Spaß, dachte Darcy. Einfach und unkompliziert und ein hervorragender Ort, um einen Anfang zu machen. Sie ging die Automatenreihe entlang, bis sie einen freien Automaten fand, und setzte sich auf den Stuhl. Nachdem sie die Bedienungsanleitung gelesen hatte, schob sie einen Zwanziger in den Schlitz. Dann drückte sie auf den Knopf und strahlte, als ihre Karten ausgeteilt wurden.
Mac beobachtete sie in seinem Büro auf dem Monitor. Er konnte nur den Kopf schütteln. Sie spielte katastrophal schlecht, nur mit einer Hand. Wenn sie gewinnen wollte, musste sie einen Vierer spielen. Und jetzt behielt sie auch noch ihre beiden Könige, anstatt auf Straight Flush zu spielen.
Es war erschreckend offensichtlich, dass sie noch nie in ihrem Leben Poker gespielt hatte. Nun, er würde sie im Auge behalten und dafür sorgen, dass sie nicht mehr als ein paar Hunderter verlor.
Er schaute zur Tür, weil es klopfte. Dann lächelte er erfreut, als seine Mutter den Kopf hereinsteckte.
»Hallo, Hübscher.«
»Hallo, schöne Frau.« Er drückte sie fest an sich und gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Ich habe dich erst in ein oder zwei Tagen erwartet.«
»Wir waren früher fertig.« Sie umrahmte sein Gesicht mit den Händen und
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