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Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen

Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen

Titel: Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Ryan
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aber vor allem ging es darum, zu signalisieren, dass sie besondere Dienste anboten, die der oralen Art, du verstehst. «
    » Oh. « Ich blinzle ihn an. » Erst deine Recherche über Keuschheit, dann die über die Preise für eine Nummer auf dem Straßenstrich und jetzt antike Huren. Ich lerne heute Abend eine Menge über Sex. «
    » Wir können auch über etwas anderes als Sex reden. « Ian holt sein Handy heraus. » Wusstest du zum Beispiel, dass die Menschen in manchen Kulturen glauben, dass man ihnen die Seele raubt, wenn man sie fotografiert? «
    » Echt? Und ich dachte immer, das sei einer von diesen modernen Mythen, erfunden von Leuten mit Frisurproblemen. «
    Ian richtet die Handykamera auf mich. » Wie du meinst. «
    Ich ziehe meinen schönsten Supermodel-Schmollmund und er fotografiert mich ein paarmal. Das wievielte Foto von mir ist das heute Abend?
    Ian fährt sich durch die Haare. » Wir sollten jetzt besser anfangen. Es wird bestimmt nicht ganz leicht werden, eine der viel beschäftigten Damen dazu zu überreden, mir eine Nummer zu spendieren. «
    Ich wette, mit seinen dunklen Augen und dem wissenden Lächeln bekommt er haufenweise Angebote. » Du schaffst das schon. «
    Wir gehen schnell, was mir ganz recht ist, denn erstens ist es kühl und zweitens hoffe ich, so das nervöse Pochen in meiner Brust zu beruhigen. Trotzdem muss ich mich bemühen, mit Ians langen Schritten mitzuhalten.
    Als wir an der Hauptstraße ankommen, wird er langsamer.
    » Geh du ein Stück voraus und ich filme. Bleib so weit wie möglich im Licht der Laternen. «
    Einen besseren Plan haben wir nicht. Ein Lächeln und ein Winken, dann bin ich allein. Ich schlendere hüftschwingend weiter und versuche, so viel Zuversicht wie möglich in mir zu mobilisieren, was allerdings nicht ganz einfach ist, vor allem als ein kalter Windstoß unter meinen Rock fährt und meinen Po ganz taub werden lässt. Auf den Gehwegen treiben sich die unterschiedlichsten Leute herum– eine Horde betrunkener Studenten mit Bierflaschen in der Hand, Pärchen, die Arm in Arm an mir vorbeiflanieren, und unrasierte Typen mit fünf Schichten Kleidung, die die Passanten um Geld für » was zu essen « bitten.
    Die Studenten lachen und rülpsen. Reizend. Als sie an mir vorbeistolpern, verschränke ich die Arme vor der Brust und sehe weg. Mein Job im Einzelhandel hat mich gelehrt, zahlende Kunden von denen zu unterscheiden, die sich nur umsehen wollen.
    » Hey, Baby, wie viel? « , ruft einer von ihnen.
    » Mehr als du dir leisten kannst! « , gebe ich zurück und gehe, wie ich hoffe, mit verführerischem Hurenhüftschwung weiter. Ich habe Sydney zwar schon bei den Proben für einige Rollen geholfen, aber eine Prostituierte hat sie noch nie gespielt, daher habe ich auf dem Gebiet nicht viel Erfahrung.
    Ich stolziere davon und höre noch, wie der Student von seinen Freunden aufgezogen wird. Zum Glück folgt er mir nicht, um mir seine Männlichkeit zu beweisen.
    Ich habe mich so auf die Studenten konzentriert, dass ich gar nicht bemerke, dass ich zwei der professionellen Mädchen aufgefallen bin, einem hellhäutigen in Neonfarben und einem dunkelhäutigen im Metallic-Look. Sie scheinen beide etwa so alt zu sein wie ich, aber ihre Augen sind müder als die meiner Mutter. Ihre knappen Tops und Hotpants entblößen jede Menge nackte Haut, was mich in der kalten Nachtluft gleich mitfrieren lässt.
    Die Neonfarbene lässt einen Goldzahn blitzen und knurrt mich an: » Was machst du hier? «
    » Ich laufe nur ein bisschen rum « , antworte ich und ziehe meine Jacke vor der Brust zu, um das zu verdecken, was ich bis eben noch für ein Dekolletee gehalten habe.
    Das Metallic-Mädchen deutet mit einem Finger auf mich. Ihre Nägel sind mindestens drei Zentimeter lang und dunkel lackiert.
    » Und das ist besser auch alles, was du hier tust! « , droht sie und kommt mit ihrer Freundin näher.
    Ich versuche, mir nicht auszumalen, was ihre Krallen mit meinem Gesicht anrichten könnten, trotzdem drängt sich mir das Bild einer Wildkatze auf, die ihre Beute ausweidet. Diese Challenge ist furchtbar. Noch furchtbarer als die letzte. Aber ich bin nicht ganz allein, auch Ian muss eine schwere Aufgabe bewältigen. Plötzlich kommt mir eine Idee.
    Ich zwinge mich, stehen zu bleiben und nicht zurückzuweichen, so wie es mir die Ranger im Yellowstone-Nationalpark beigebracht haben, falls mir ein Bär begegnen sollte. Als die Mädchen fast auf Armlänge an mich herangekommen sind, sage ich: »

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