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Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen

Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen

Titel: Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Ryan
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Okay, ihr macht jetzt einfach weiter Party. Das hier wird früh genug gesendet. «
    Niemand rührt sich.
    Nervös reibe ich die Handflächen aneinander. » Das war es auch schon, was ich dir sagen wollte, Sydney. Ich gehe jetzt. Ach, und eine Sache noch: Die Verhör-Szene hast du ein bisschen übertrieben gespielt. «
    Das sollte für die Challenge reichen. Und jetzt, wo ich es gesagt habe, bin ich ihr gar nicht mehr so böse. Wen interessiert schon Matthew.
    Aber Syd packt mich am Arm. » Übertrieben, ja? Wenn hier jemand übertreibt, dann ja wohl du! Du hast mir gerade vorgeworfen, ich hätte dich betrogen! Ich hatte keine Ahnung, dass du dich immer noch für Matthew interessierst, schließlich hatte ich dich oft genug vor ihm gewarnt. « Ihre Wangen haben sich gerötet, was bei jedem anderen Mädchen schrecklich aussehen würde, bei ihr aber nur ihre perfekten Wangenknochen betont. » Du hast mir schon früher solche Gemeinheiten vorgeworfen, dabei würde ich dir niemals in den Rücken fallen. Hast du nicht gesehen, wie fest mich Matthew auf der Bühne angepackt hat? Ich konnte überhaupt nichts tun. Siehst du diesen blauen Fleck? « Sie deutet auf ihren Arm.
    Matthew hat sie nicht losgelassen? Es stimmt, er hatte sie wirklich fest an sich gepresst. Und dass er ihr Blumen geschickt hat, heißt noch lange nicht, dass sie seine Gefühle erwidert. Oh Mann, was habe ich gemacht? Ich weiche zwei Schritte zurück.
    » Das tut mir leid, Syd. Lass uns morgen darüber reden, ja? «
    Syd springt vor. » Nein! Wir reden jetzt. Dazu sind die Kameras schließlich hier. «
    Sie stemmt die Hände in die Hüften und überragt mich dank der Stilettos, die ich für ihr Kostüm gewählt habe, um gute fünfzehn Zentimeter.
    Im Theater ist es still geworden. Als ich mich kurz umschaue, sehe ich nur ernste Gesichter und Kameralinsen. Verdammt. Ich habe wirklich richtigen Mist gebaut. Und Sydney steht vor mir, groß, strahlend und zu Recht empört. Sie hat die Oberhand– wie immer.
    » Ich erwarte eine Erklärung, Vee « , sagt sie und tippt mit der Fußspitze ungeduldig auf den Boden.
    Alle anderen scheinen die gleiche Haltung eingenommen zu haben. Ich könnte schwören, dass auch sie mit den Fußspitzen trommeln. Das Theater scheint sich in einen Gerichtssaal verwandelt zu haben und ich bin die Angeklagte. Wieder einmal ziehe ich gegen Sydney den Kürzeren, nur dass mein Scheitern dieses Mal von Tausenden von Leuten beobachtet wird und es keinen Vorhang gibt, hinter dem ich mich verstecken kann.
    Die Zeit scheint stehen zu bleiben. Wie kann ich sie zurückdrehen zu dem kostbaren Moment in Ians Auto, bevor er diese grauenhafte Erniedrigung miterleben musste? Zu dumm, dass auch Tommy wütend auf mich ist. Wenn jemand eine Zeitmaschine erfinden könnte, dann er.
    Als letzten Ausweg hebe ich meine rechte Hand, um Sydneys Aufmerksamkeit zu erregen. Als sie hinsieht, sage ich ihr in Zeichensprache: Es tut mir leid, ehrlich. Lass mich gehen, bitte!
    Sie beobachtet meine Hand und ihr Blick wird weicher. Erlöst sie mich? Sie muss doch verstehen, warum ich so etwas gedacht und warum ich das getan habe. Wer kennt mich besser als sie? Und wer will mich immer beschützen?
    Ich halte den Atem an und signalisiere ihr noch einmal: Bitte!
    Sie wirft den Kopf in den Nacken. » Ich verlange eine Entschuldigung. Jetzt und hier. «
    Ich habe mich gerade in Zeichensprache entschuldigt. Will sie mich in aller Öffentlichkeit demütigen? Ja, genau das will sie. Aus Rache. Wie konnte es nur so weit kommen, dass alles so aus dem Ruder läuft? Ich spüre, wie mir heiß wird.
    » Ich muss jetzt gehen. «
    Sie starrt mich an. » Schon wieder? Nachdem du mich vor aller Welt als Verräterin hingestellt und mir ungefragt deine Expertenmeinung zu meiner Vorstellung mitgeteilt hast? « Sie schüttelt den Kopf. » Du hättest die Sache gleich nach dem Stück klären sollen. Ohne Kamera. Aber du bist ja nicht mal lange genug geblieben, um deine Eltern zu begrüßen. «
    Mir stockt der Atem. » Meine Eltern? «
    Sie lächelt geringschätzig. » Ganz genau. Sie waren so unglaublich stolz auf dich. Bis sie gemerkt haben, dass du verschwunden bist, ohne irgendjemandem zu sagen, wohin. Gut gemacht, Vee. «
    Ich sehe die Gesichter meiner Eltern vor mir. Es hat sie eine Menge gekostet, mich heute Abend in die Freiheit zu entlassen und darauf zu vertrauen, dass nichts passieren wird. Und ich hatte ihnen doch so gerne beweisen wollen, dass sie sich keine Sorgen machen

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