Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen

Titel: Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Ryan

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müssen. Wie habe ich sie nur so enttäuschen können? Und wie kann Syd so grausam sein, sie jetzt hier zu erwähnen? Das ist die schlimmste Challenge von allen. Hätte ich nicht bei Risk mitgemacht, dann wäre ich nach der Aufführung hiergeblieben und hätte meinen Eltern gezeigt, dass alles gut ist und sie sich keine Sorgen machen müssen. Aber ich habe alles für ein neues Handy und ein Paar Schuhe sausen lassen. Tränen der Enttäuschung und des Zorns laufen mir über die Wangen.
    Plötzlich steht Ian neben mir.
    » Seid ihr Arschlöcher jetzt zufrieden? « , ruft er, springt ohne Vorwarnung auf Jake zu und reißt ihm das Tablet weg. » Mach dieses Ding aus, bevor ich dich damit verprügle! «
    Ich fasse nach Ians Arm. » Jake ist in Ordnung, Ian. Lass ihn. «
    Ian schüttelt meine Hand ab und baut sich vor Jake auf. » Verschwinde hier, du Pisser! «
    Jake weicht eilig zurück; er sieht aus, als sei er den Tränen nahe. Im Rückwärtsgehen stolpert er über mehrere Stühle.
    Ian fasst nach meiner Hand. » Komm! «
    Wenn er sich so aufführt, will ich nicht mit ihm gehen. Aber hierzubleiben, wo mich alle anstarren wie eine Verbrecherin, erscheint mir noch schlimmer.
    Als wir an Tommy vorbeikommen, lässt er die Kamera sinken. Unter seinen Augen sind tiefe Ringe.
    » Großartige Vorstellung, Vee, wirklich. «
    Ich sehe ihn böse an. » Ich hoffe, sie bezahlen dich gut für deine kleine Filmproduktion, Tommy. «
    Er schnaubt und spielt mit dem Objektiv. » Ich habe, was ich wollte. «
    Etwas veranlasst mich, stehen zu bleiben und zu sagen: » Nur damit du es weißt: Als wir vorhin telefoniert haben, da war es mir ernst damit, dass ich das Spiel abbrechen wollte. Aber Risk hat mir etwas angeboten, was einfach zu verlockend war, um zu widerstehen. «
    Er verzieht das Gesicht. » Wenn du das, was du hier abgezogen hast, verlockend nennst, dann bist du nicht das Mädchen, für das ich dich gehalten habe. «
    Ich bin auch nicht das Mädchen, für das ich mich gehalten habe. Ich weiß nicht, wer ich bin, außer der Person, die mit hängendem Kopf hinter Ian aus dem Theater flüchtet.
    Im Foyer holt uns Sydney ein. Hat sie ihre Meinung geändert?
    » Auch wenn ich stinksauer auf dich bin, Vee: Bitte geh nicht mit ihm « , ruft sie atemlos. » Hör auf mit Risk. Diese Nutten-Challenge war schon verdammt gefährlich, und du siehst ja, was bei der hier jetzt rauskommt. Willst du echt mit diesem Scheißkerl abziehen, so wie er sich Jake gegenüber gerade aufgeführt hat? «
    Sie sieht Ian böse an, der auf einmal ziemlich verlegen wirkt. Der Zorn von eben scheint verflogen. Ist er so eine Art Dr. Jekyll und Mister Hyde?
    » Ich will nur noch nach Hause « , sage ich leise.
    » Könntest du uns mal einen Augenblick allein lassen? « , sagt Syd zu Ian. » Ohne dass du jemanden zusammenschlägst? «
    Er stößt laut die Luft aus und geht dann durch den Haupteingang raus.
    Syd schüttelt den Kopf. » Er ist echt heiß, das gebe ich zu– aber im Ernst, Vee, ich muss dir doch nicht erklären, warum du nicht mit ihm mitgehen solltest, oder? «
    Auf einmal bin ich unendlich müde.
    » Wofür hältst du mich eigentlich? Eine hirnlose Tusse, die nicht auf sich aufpassen kann? «
    Syd wedelt mit ihrem perfekt manikürten Finger vor meinem Gesicht herum. » Ich sage dir das als deine Freundin, obwohl du dich in den letzten paar Minuten nicht wie meine Freundin verhalten hast. Dieser Kerl bedeutet Ärger. «
    » Woher willst du das wissen? « , frage ich.
    » Du hast doch gesehen, wie er Jake gerade behandelt hat « , erwidert sie und zieht die Nase kraus. » Und schon vorher, da war etwas… Er ist irgendwie einfach zu perfekt. «
    Ich spüre, wie sich meine Schultern versteifen. » Zu perfekt für mich, meinst du? «
    » Das meine ich überhaupt nicht. «
    Aber ich sehe ihr an, dass es genau so ist.
    » Gute Nacht, Syd. « Ohne ein weiteres Wort drehe ich mich um und laufe hinaus. Ich muss dringend nachdenken.
    Ian steht mit hochgezogenen Schultern unter dem Baldachin über der Tür, der nicht viel Schutz vor Wind und Regen bietet. Er sieht nicht sauer aus, sondern traurig, trotzdem will ich nicht in einem Auto mit ihm sitzen.
    Also halte ich Abstand und frage: » Was zum Teufel war das gerade da drinnen? «
    Er schlägt mit der Faust gegen die Mauer. » Das war meine Challenge. Diese Schweine von Risk wollten, dass ich etwas tue, was ich total verabscheue. Es tut mir leid. «
    Verdammt, natürlich! Das Spiel treibt uns beide dazu,