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Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen

Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen

Titel: Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Ryan
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unsere Grenzen zu überschreiten. Ich gehe zu ihm und gemeinsam laufen wir zum Auto. Als wir es fast erreicht haben, reißt Sydney die Tür des Theaters auf und ruft uns noch etwas nach, was vom Wind verweht wird.
    Im Wagen dreht Ian die Heizung auf. Er sieht immer noch angespannt aus. » Glaubst du, mit diesem Jake ist alles okay? «
    » Ja, bestimmt, schließlich hast du ihn ja nicht wirklich geschlagen. «
    » Aber ich habe ihn gedemütigt. Und ich habe ihm Angst gemacht. Glaub mir, manchmal ist es besser, eine reinzubekommen, als so etwas zu erleben. «
    » Ja. Diese Challenge war total mies. Meine Freunde hassen mich jetzt alle. «
    Er nimmt meine Hand. » Aber ein Gutes hat die Sache doch gehabt. Du hast dich gegen Sydney behauptet. Und du siehst total süß aus, wenn du die Fäuste ballst. «
    » Ach ja? Ich wünschte, man könnte auf die Risk -Seite gehen und alles löschen. « Ich sehe auf mein Handy. Es ist zehn vor zwölf. Selbst wenn wir zur Bowlingbahn rasen, um mein Auto zu holen, werde ich niemals rechtzeitig nach Hause kommen. Tja, aber ein neuer Hausarrest kann mein Leben auch nicht noch mehr ruinieren. Das habe ich gerade gründlich selbst besorgt.
    » Wir sollten los « , sage ich.
    Ian nickt und wirkt ebenso niedergeschlagen wie ich. Doch bevor er vom Parkplatz fahren kann, klingeln unsere Handys mit leisen Harfen und Glöckchen. Ich bringe nicht die Energie auf, es aus der Tasche zu ziehen und aufs Display zu sehen. Dieses Spiel hat mein Leben zerstört und jetzt soll ich mit ein bisschen himmlischem Geklimper besänftigt werden? Sobald ich dazu in der Lage bin, werde ich Risk eine SMS schreiben, in der ganz groß » ICH HÖRE AUF ! « steht. Aber im Moment kann ich nur den Kopf in den Händen vergraben. Gleich werden wahre Tränensturzbäche mein Gesicht überfluten wie ein Tsunami und riesige Mascara-Pfützen darauf hinterlassen.
    Erst jetzt bemerke ich, dass Ian immer noch nicht losgefahren ist. Gleich darauf höre ich ihn leise pfeifen.
    » Das wirst du nicht glauben! «

ZEHN
    » Bring mich bitte nach Hause. «
    In der Hoffnung, den Zusammenbruch wenigstens so lange zu vermeiden, bis ich sicher in meinem Zimmer sitze, versuche ich, an eine Zeit zu denken, in der ich noch nicht vollkommen verrückt gewesen bin. Zum Beispiel an den Tag vor einem Jahr, als mein Entwurf für ein Ballkleid, das man alltagstauglich umwandeln kann, ein silbernes Band beim Modewettbewerb gewonnen hat. Sydney hat damals gestrahlt, und ich musste ihr versprechen, dass ich später mal ihr Brautkleid entwerfe. Aber sogar das erinnert mich daran, dass ich selbst in dem, was ich wirklich gut kann, immer nur die Zweite bin und nie der Star. Und dass Syd diejenige ist, die loyal war und nicht ich. Jetzt hat Ian mit eigenen Augen gesehen, was ich wirklich bin: eine graue Maus, die sich in Sydneys Megawatt-Glanz sonnt. Nicht dass sie oder sonst irgendjemand nach diesem Abend noch mit mir befreundet sein will.
    Ian neigt sich so dicht zu mir, dass ich seinen Atem an meinem Ohr spüre.
    » Schau dir das an! «
    Ich nehme die Hände von den Augen und sehe sein Handy vor meiner Nase, auf dessen Display ein Zusammenschnitt unserer bisherigen Challenges des heutigen Abends zu sehen ist sowie ein Banner mit der Aufschrift: Guckt mal, wen wir für die große Preisrunde wollen!
    » Sie sind in Seattle « , sagt Ian mit glänzenden Augen. » Wenn ich die Runde auch noch schaffe, gewinne ich ein eigenes Auto und einen gigantischen Tankgutschein, der ausreicht, um überallhin zu fahren. «
    » Wo willst du denn so dringend hin? «
    Er schluckt. » Mir geht es darum, tun zu können, was ich will, und gehen zu können, wann ich will. Um Freiheit. «
    » Aber was sollst du für das Auto tun? Bungee-Springen ohne Seil? «
    Er lacht. » Das ist mein Mädchen! «
    Sein Mädchen? Und was findet er an mir so amüsant? » Ich meine es ernst. Die Challenges sind ganz bestimmt so, dass man sie gar nicht schaffen kann. «
    Er zuckt mit den Schultern. » Das finden wir schon früh genug heraus. Schau doch mal nach, was dein Hauptgewinn wäre. «
    » Wen interessiert’s? «
    » Dich « , grinst er.
    Ich schließe die Augen. Er hat recht. Trotz meines eben noch auflodernden Hasses auf das Spiel bin ich neugierig. Den ganzen Abend über hat mich Risk mit den Dingen gelockt, die ich mir am meisten gewünscht habe. Was glauben sie, was mich nach der katastrophalen Challenge mit Sydney wohl in Versuchung bringen könnte? Ein gefälschter Pass und ein

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