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Das Spiel seine Lebens

Das Spiel seine Lebens

Titel: Das Spiel seine Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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längste Periode seines Lebens in Freiheit war die Zeit auf der Reston University gewesen. Hauptsächlich wegen Drogen. Ein bewaffneter Raubüberfall. Zwei Anklagen wegen sexueller Nötigung. 24 Jahre alt und ein ausgemachtes Arschloch. Wie die meisten Gefängnisinsassen hatte er hinter Gittern Bodybuilding betrieben. Gewichte gestemmt. Unsere Strafanstalten fördern die Körperkraft gewalttätiger Männer, sodass sie nach ihrer Entlassung mit noch größerem Nachdruck andere Leute einschüchtern und zu Krüppeln schlagen können. Nettes System.
    Jessica war nicht mitgekommen. Sie r äumte das Büro ihres Vaters aus und suchte nach weiteren versteckten Tretminen. Paul Duncan zur Rede zu stellen hatte Myron ihr ausreden können. Er wollte erst noch mehr wissen. Sie hatte ihm nur widerwillig zugehört, ließ sich aber auch sonst nicht gerne etwas sagen.
    Mit einem Handschlag schloss Horty seinen Deal mit einem Jungen ab, der nicht älter als zwölf aussah, und machte sich auf den Weg Richtung Westen. Er trug keinen Walkman, bewegte sich aber, als hätte er einen auf. Sehr nervös. Seine Augen waren rot. Alle paar Schritte zog er die Nase hoch und wischte mit dem Handrücken darüber.
    »So, Kinder, könnt ihr denn alle schon »Kokser« sagen?«
    »Hat wahrscheinlich Grippe«, sagte Win.
    »Ja, die kolumbianische.«
    Er kam n äher, und sie zogen sich zurück. Als Horty den Eingang zu ihrer Gasse erreichte, trat Myron ihm in den Weg.
    »Junior Horton?«
    Horty warf ihm einen ver ächtlichen Straßenblick zu. »Welcher Wichser will das wissen?«
    »Sehr schlagfertig«, sagte Myron.
    »Verpiss d ich, oder ich trete dir in den Arsch.« Er erblickte Win. »Ich trete auch beiden in den Arsch.«
    »Die Ärsche«, korrigierte Win. »Ein Arsch, zwei Ärsche. Plural.«
    »Scheiße, was -«
    »Wir wollen mit dir reden«, sagte Myron.
    »Du kannst mich mal, Mann.«
    Myron drehte sich zu Win um. »Das ist ja ein ganz Böser.«
    »In der Tat«, sagte Win. »Ich fürchte, ich werde mir in die Hose machen.«
    Horty trat auf Win zu. Er war mindestens 15 Zentimeter gr ößer und 30 Kilo schwerer. Wahrscheinlich hielt er es für eine gute Idee, sich den Kleineren herauszupicken. Myron versuchte sich das Lächeln zu verkneifen, als Horty fauchte: »Ich hau dich zu Klump, Arschloch.«
    » Wenn du Noch einmal ein Schimpfwort benutzt«, sagte Win im Tonfall eines Kindergärtners, »sehe ich mich gezwungen, hier für Ruhe zu sorgen.«
    »Du?« Horty lachte aus vollem Hals. Er dehnte seine Muskeln kurz und bückte sich dann, bis seine Nase beinahe Wins berührte. Win rührte sich nicht. »Du willst hier für Ruhe sorgen, du kleiner Weißarsch, du -«
    Win bewegte sich kaum. Sein Arm schoss nach oben, die flache Hand traf Hortys Solarplexus und kehrte zur ück an Wins Seite. Das Ganze schien kaum mehr als eine Zehntelsekunde zu dauern. Horty taumelte japsend rückwärts und bekam keine Luft mehr.
    »Ich hatte dich gebeten, keine Schimpfworte zu benutzen«, sagte Win.
    Horty brauchte fast eine halbe Minute, um sich zu erholen. Als es so weit war, kam zuerst sein Mundwerk wieder in Gang. »Du mieser, hinterhältiger Motherfucker«, sagte er und richtete sich auf. »Ich reiß dir den Arsch auf.«
    Er ging mit ausgestreckten Armen auf Win los, als wollte er einen Fullback aufhalten. Win wich aus und traf ihn mit einem raschen Tritt von der Seite ein zweites Mal in den Solarplexus. Horty klappte zusammen und ging zu Boden. Auf seinem Gesicht zeichnete sich eine Mischung aus Wut, Schmerz, Überraschung und natürlich Scham ab. Er sah sich um, vergewisserte sich, dass niemand zusah. Schließlich bekam er gerade eine Tracht Prügel von Mr. Weißbrot.
    »Es gibt zweihundertsechs Knochen im menschlichen Körper«, sagte Win gleichmütig. »Beim nächsten Mal breche ich einen.«
    Aber Horty h örte nicht zu. Seine Augen quollen hervor. Wut verdunkelte sein Gesicht und vernebelte seinen beschränkten Geist. Er stand taumelnd auf und gab sich schwerer verletzt, als er tatsächlich war. Das Überraschungsmoment. Als er nahe genug herangekommen war, schlug er zu.
    Er muss v öllig zugekokst sein, sinnierte Myron. Oder völlig bescheuert. Vermutlich beides.
    Win wich zur ück und trat gegen Hortys Unterschenkel. Es knackte als wäre er auf einen dürren Zweig getreten. Horty schrie auf und ging zu Boden. Win hob das Bein zu einem letzten Tritt, aber Myron hielt ihn mit einem Kopfschütteln zurück.
    »Zweihundertfünf«, sagte Win und ließ den Fuß sinken.

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