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Das Spiel seine Lebens

Das Spiel seine Lebens

Titel: Das Spiel seine Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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treiben es bis zum Äußersten und hören dann auf. Wir haben immer darauf gewartet, das jemand sagt, »Schluss jetzt«.« Er hielt wieder inne.
    Myron sagte: »Aber niemand hat »Schluss jetzt« gesagt.«
    Er nickte langsam. »Wir haben schon aufgehört. Aber zu spät. Wir haben Schluss gemacht, als ich dran war und nein gesagt habe.«
    »Als die anderen schon dran gewesen waren?«
    »Ja. Ich hab dagestanden und zugesehen. Ich hab sie sogar angefeuert.« Schweigen. »Du hast ihren Slip behalten?«
    »Ja.«
    »Als du erfahren hast, dass die Polizei ermittelt, hast du ihn weggeworfen.«
    Er sah Myron an. »Nein«, sagte er, und verzog das Gesicht zu etwas, das der Andeutung eines Lächelns ähnelte. »Ich wäre nicht so blöd gewesen, ihn oben auf einer Mülltonne liegen zu lassen. Ich hätte ihn verbrannt.«
    Myron dachte einen Augenblick dar über nach. Das, dachte er, war ein exzellenter Einwand. »Wer hat ihn dann weggeworfen?«
    Ricky zuckte die Schultern. »Kathy, nehme ich an. Ich hab ihn ihr gegeben.«
    »Wann?«
    »Später.«
    »Wann später?«
    »So gegen Mitternacht, Glaub ich. Nachdem es passiert war... nachdem sie den Umkleideraum verlassen hatte, war es, als hätte uns jemand ein Gegenmittel verpasst. Oder als hätte jemand auf einmal das Licht angemacht, sodass wir sehen konnten, was wir getan hatten. Wir sind alle ganz still geworden und haben uns verzogen. Außer Horty. Er hat gelacht wie eine gottverdammte Hyäne und wurde immer hemmungsloser. Wir anderen sind auf unsere Zimmer gegangen. Keiner hat ein Wort gesagt. Ich hab mich ins Bett gelegt, für eine Weile wenigstens. Dann hab ich mich angezogen und bin wieder rausgegangen. Ich hatte keinen Plan. Keinen richtigen. Ich wollte sie bloß finden. Irgendwas zu ihr sagen. Ich wollte bloß... Scheiße, ich weiß auch nicht.«
    Seine Finger spielten kindlich mit seinem Haar und drehten es zu Locken. Er sah jetzt kleiner aus. »Schließlich hab ich sie gefunden.«
    »Wo?«
    »Sie ist über das Unigelände gelaufen.«
    »Wo genau?«
    »In der Mitte, glaub ich. Auf der Wiese.«
    »In welche Richtung ist sie gelaufen?«
    Er überlegte einen Moment. »Nach Süden.«
    »Als käme sie von den Dienstwohnungen?«
    »Ja.«
    Nachdem sie bei Dekan Gordon gewesen war, dachte er.
    »Erzähl weiter.«
    »Ich bin auf sie zugegangen. Hab ihren Namen gerufen. Ich hab gedacht, sie würde weglaufen, weißt du? Es war ja dunkel und so. Aber sie ist nicht weggelaufen. Sie hat sich bloß umgedreht und mich angestarrt. Sie hat sich nicht gefürchtet. Sie hat nicht gezittert. Sie stand nur da und hat mich angestarrt. Ich hab ihr gesagt, dass es mir Leid tut. Sie hat gar nichts gesagt. Ich hab ihr den Slip gegeben. Ich hab ihr gesagt, dass sie ihn als Beweismittel verwenden kann. Ich hab ihr sogar gesagt, dass ich als Zeuge aussagen würde. Das hatte ich gar nicht vorgehabt. Es ist mir einfach so rausgerutscht. Kathy hat den Slip genommen und ist gegangen. Sie hat die ganze Zeit kein Wort gesagt.«
    »War das das letzte Mal, dass du sie gesehen hast?«
    »Ja.«
    »Was hat sie angehabt?« »Angehabt?«
    »Als du sie zuletzt gesehen hast.«
    Er blickte auf und versuchte sich zu erinnern. »Was Blaues, glaube ich.« »Nicht gelb?«
    »Nein. Gelb bestimmt nicht.«
    »Sie hatte sich nach der Vergewaltigung nicht umgezogen?« »Ich glaube nicht. Nein, es waren die gleichen Sachen.« Myron ging zur Tür. »Du brauchst nicht nur einen neuen Agenten, Ricky. Du brauchst auch einen guten Anwalt.«

40
    Jake sa ß neben Esperanza im Vorzimmer. Als Myron und Win eintraten, stand er auf.
    »Haben Sie einen Augenblick Zeit?«
    Myron nickte. »In meinem Büro.«
    Jake sagte: »Allein.«
    Wortlos drehte Win sich um und verschwand.
    »Ist nichts Persönliches«, sagte Jake. »Aber wenn ich den Kerl seh, krieg ich 'ne Gänsehaut.«
    »Kommen Sie rein.« Myron blieb an Esperanzas Schreibtisch stehen.
    »Hast du Chaz erreicht?«
    »Noch nicht.«
    Er gab ihr einen Umschlag. »Da drin ist ein Foto. Geh damit zu Lucy. Frag, ob sie ihn erkennt.«
    Esperanza nickte.
    Myron folgte Jake ins B üro. Die Klimaanlage lief auf vollen Touren. Angenehm.
    »Na, was führt Sie in den Big Apple, Jake?«
    »Ich war drüben im John Jay«, sagte er, »und hab was prüfen lassen.«
    »Das kriminologische Labor?«
    »Genau.«
    »Und? Was rausgekriegt?«, fragte Myron.
    Jake antwortete nicht. Er beugte sich vor, kniff die Augen zusammen und begutachtete die Bilder an der Klientenwand. »Von ein paar von den Jungs hab ich

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