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Das Spiel seine Lebens

Das Spiel seine Lebens

Titel: Das Spiel seine Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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davon flatterten. Dunkelheit umgab ihn, aber keine Stille. So etwas wie Stille gab es in einem Football-Camp nicht. Christian h örte, wie Fässer herumgeworfen wurden, laute Musik, Gelächter, Gesang und Flüche. Im Nebenzimmer hörte er Charles und Eddie, seine Offensive Tackles. Sie konnten nicht leise sein, waren wie ein Radio, bei dem man bei voller Lautstärke den Einstellknopf abgebrochen hatte. Christian ging auch auf Partys und feierte, bis er den Porzellanaltar umarmte und seine Opfergaben heraus kotzte. Aber nicht heute Nacht.
    Herrgott, nicht heute Nacht.
    »Kathy«, sagte er noch einmal.
    Es passierte so viel auf einmal. Die Schule war zu Ende. Übermorgen fing das Minicamp der Titans an. Die Medien nahmen ihn immer genauer unter die Lupe. Ihm gefiel die Aufmerksamkeit, ihm gefiel es, dass sein Bild auf dem Umschlag von Sports lllustrated war, und ihm gefiel die Ehrfurcht in den Gesichtern der Leute, die mit ihm sprachen. Netter Bursche, sagten sie immer. Wirklich nett. Als rechneten sie damit, auf einen unhöflichen Trampel zu treffen, nur weil er einen eiförmigen Lederball präzise werfen konnte. Als müsste er sich wie eine höher entwickelte Gattung fühlen, als stünde er weit über ihnen, nur weil er ein guter Sportler war.
    Christian war aufgeregt. Er hatte Angst. Trotzdem musste er an die Zukunft denken. Myron hatte ihm von den Gefahren erz ählt, und wie kurzlebig der Ruhm sein konnte. Schließlich war Myron selbst ein klassisches Beispiel. Er hatte Christian erzählt, wie wichtig es war, jetzt Kasse zu machen, dass seine Karriere höchstens zehn Jahre dauern würde. So viel stand auf dem Spiel. Ungeheuer viel. Jetzt war er berühmt, doch zwischen der Berühmtheit eines College- und der eines Profi-Footballers bestand ein himmelweiter Unterschied. Bald würde er all das haben. Den Wettkampf. Ruhm. Viel Geld - nicht nur die heimlich zugesteckten Handgelder.
    Ja, und?
    »Kathy...«
    Das Telefon klingelte.
    Christian schoss hoch. Sein Herz schlug wie das eines Hasen. Blitzschnelle Reflexe. Manchmal waren sie auch hinderlich. Es war nur das Telefon. Wahrscheinlich Charles oder Eddie, die ihm sagen wollten: »Hey, komm rüber. Hier ist Party angesagt!« Sie waren auch von Profiteams gedraftet worden. Charles in der zweiten Runde von Dallas, und Eddie in der F ünften von den Rams.
    Er nahm den H örer ab. »Hallo?«
    Keine Antwort.
    »Hallo?«, wiederholte er.
    Nichts. Doch der Anrufer hatte nicht aufgelegt. Jemand war dran und hielt sich schweigend den H örer ans Ohr.
    »Wer ist da?«
    Nichts.
    Christian legte auf. Er wollte sich gerade wieder hinlegen, als das Telefon von neuem klingelte. Er nahm den H örer ab.
    »Hallo?«
    Wieder Stille. Christian versuchte, genauer hinzuh ören. Nichts. Oder - oder hörte er jemanden atmen? Er geriet in Panik. Er wusste nicht, warum. Es war nur ein Witzbold, der seine Geheimnummer anwählte. Vielleicht waren es sogar Charles und Eddie, die ihm einen Streich spielen wollten. Nichts, worüber man sich aufregen müsste.
    Aber er regte sich auf.
    Er r äusperte sich. »Was wollen Sie?«
    Immer noch nichts.
    »Wenn Sie noch einmal anrufen, zeige ich Sie an.«
    Er knallte den H örer auf die Gabel. Seine Hand zitterte. Als er langsam wieder ruhiger wurde, fiel ihm etwas ein.
    Sternchen. Sechs. Neun.
    Die Telefongesellschaft hatte ihm einen Brief geschickt. Und im Fernsehen war ein Spot gelaufen - eine hoch schwangere Frau stapft, so schnell sie kann, auf das klingelnde Telefon zu, doch als sie ankommt, hat der Anrufer schon aufgelegt. Was nun? Sie nimmt den H örer ab, und die Stimme aus dem Off - Cliff Robertson oder jemand in der Art- sagt etwas wie: »Sie haben gerade einen Anruf verpasst? War es etwas Wichtiges? War es je mand, mit dem Sie reden wollten? Es gibt nur eine M öglichkeit, das festzustellen. Tippen Sie erst das Sternchen, dann die Sechs und die Neun.« Für den Fall, daß jemand nicht wusste, wie man ein Telefon bedient, wurde es auf dem Bildschirm noch einmal vorgeführt. Dann fuhr die Stimme fort: »Sie werden mit Ihrem letzten Anrufer verbunden, selbst wenn dieser Anschluss besetzt sein sollte. Wir wählen die Nummer für Sie, bis jemand das Gespräch annimmt, sodass Sie in der Zwischenzeit andere Anrufe machen oder entgegennehmen können.«
    Die schwangere Frau h örte das Klingelzeichen am anderen Ende der Leitung, und wurde dann mit ihrem erleichterten Ehemann verbunden, der an einem Zeichenbrett stand und irgendetwas entwarf.
    Christian nahm

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