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Das Spiel seine Lebens

Das Spiel seine Lebens

Titel: Das Spiel seine Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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ihr Geld in den Slip schiebt.«
    »Glaub ich nicht«, sagte Myron. »Ihr gefiel meine Stimme. Sie hat gesagt, dass ich heiß klinge.«
    »Oh, das war mir nicht bewusst. Wahrscheinlich warst du der Erste, zu dem sie das gesagt hat.«
    »Genau das habe ich mir auch gedacht«, sagte Myron. Ein paar Minuten später legte er den Hörer auf. »Wie lange hat das gedauert?«
    Win sah auf die Uhr. »Dreiundzwanzig Minuten.« Er griff nach einem Taschenrechner. »Dreiundzwanzig mal dreineun-undneunzig.« Er tippte die Zahlen ein. »Der Anruf kostet dich einundneunzig Dollar und sechsundsiebzig Cents.«
    »Ein echtes Schnäppchen«, sagte Myron. »Weißt du, was komisch ist? Sie hat kein einziges schmutziges Wort benutzt.«
    »Was?«
    »Die Frau am Telefon. Sie hat überhaupt nichts Obszönes oder Sexuelles gesagt.«
    »Und jetzt bist du enttäuscht.«
    »Ist das nicht ziemlich seltsam?«
    Win zuckte die Achseln und überflog das Magazin noch einmal. »Hast du dir das mal richtig angeguckt?«
    »Nein.«
    »Das Heft ist halb voll mit Anzeigen für Telefonsex-Nummern. Ganz offensichtlich ein Bombengeschäft.«
    »Safer Sex«, sagte Myron. »Sicherer geht's nicht.«
    Es klopfte an der T ür.
    »Herein«, rief Win.
    Esperanza öffnete die Tür. »Ein Anruf für dich. Otto Burke.«
    »Sag ihm, ich bin sofort für ihn da.«
    Sie nickte und ging.
    »Ich habe gerade etwas Zeit«, sagte Win. »Ich versuche mal herauszubekommen, wer die Anzeige aufgegeben hat. Außerdem brauchen wir eine Handschriftprobe von Kathy Culver zum Vergleich.«
    »Ich schau mal, was ich kriegen kann.«
    Win legte die Fingerspitzen wieder zusammen und klopfte sie sanft und nachdenklich gegeneinander. »Dir ist doch klar«, setzte er an, »dass das Foto wahrscheinlich vollkommen bedeutungslos ist. Vermutlich gibt es dafür eine ganz einfache Erklärung.«
    »Möglich«, stimmte Myron zu und stand auf. Dasselbe hatte er sich in den letzten zwei Stunden auch immer wieder gesagt. Er glaubte nicht mehr daran.
    »Myron?«
    »Ja?«
    »Du glaubst nicht, dass es Zufall war - ich meine, Jessica unten in der Bar.«
    »Nein«, sagte Myron. »Wohl nicht.«
    Win nickte. »Sei vorsichtig«, sagte er. »Nur so als Tipp.«

4
    Mistkerl.
    Jessica Culver sa ß bei ihren Eltern in der Küche, auf dem Stuhl, auf dem sie schon als Kind immer gesessen hatte.
    Sie h ätte es besser wissen müssen. Sie hätte das Ganze von Anfang bis Ende durchdenken und auf alles vorbereitet sein müssen. Und was hatte sie stattdessen getan? Sie war nervös geworden. Hatte gezögert. Sie hatte sich in die Bar in der Nähe seines Büros gesetzt, um etwas zu trinken.
    Bescheuert.
    Aber das war noch nicht alles. Er hatte sie überrascht und sie war in Panik geraten.
    Warum?
    Sie h ätte Myron die Wahrheit sagen sollen. Sie hätte ihm mit ruhiger, unaufgeregter Stimme erzählen sollen, warum sie wirklich dort war. Doch das hatte sie nicht getan. Sie hatte ahnungslos getrunken, und er war plötzlich aufgetaucht und hatte so gut ausgesehen, und so verletzt und - Schei ße nochmal, Jessie, du bist vielleicht kaputt.
    Sie nickte sich zu. Jawoll. Kaputt. Selbstzerst örerisch. Und dazu noch eine ganze Reihe anderer wenig schmeichelhafter Adjektive, die ihr gerade nicht einfielen. Ihr Verleger und ihr Agent sahen das natürlich anders. Sie schätzten ihre »Eigenheiten« (ihre Formulierung-Jessie zog »Macken« vor) und ermutigten diese sogar. Sie machten Jessie Culver zu einer so außergewöhnlichen Autorin. Sie gaben ihren Texten diesen gewissen »Biss« (wieder ihre Formulierung).
    Vielleicht stimmte das. Jessie wusste es nicht. Aber eins wusste sie genau: Diese eigenartigen Macken hatten ihr Leben versaut.
    Seht den leidenden K ünstler! Es blutet das Herz im Angesicht solch namenloser Qualen! »
    Mit einem Kopfsch ütteln verscheuchte sie den Spott. Sie war heute ungewöhnlich introvertiert, doch das war verständlich. Schließlich war sie Myron begegnet, und das hatte eine Menge »Was-wäre-wenns« nach sich gezogen - eine wahre Lawine nutzloser »Was-wäre-wenns« aus allen möglichen und unmöglichen Blickwinkeln.
    Was w äre - sie fing schon wieder damit an.
    In ihrer typischen, egozentrischen Art hatte sie die »Was-wäre-wenns« nur auf sich bezogen und Myron völlig außen vor gelassen. Jetzt dachte sie über ihn nach, darüber, wie er es wohl verkraftet hatte, dass seine Welt zerfallen war - nicht auf einen Schlag, sondern langsam, Stück für Stück. Vier Jahre. Sie hatte ihn vier Jahre lang nicht

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