Das Spiel seine Lebens
umgebracht.«
»Das macht sich bestimmt gut im Lebenslauf«, sagte Myron.
»Ich will es dir mal ganz deutlich sagen, Myron: Wenn du uns verarschst, bring ich dich um.«
»Zitter. Bibber.« Myron war nicht so zuversichtlich, wie seine Ironie vorgab, aber er durfte keine Angst zeigen. Typen wie Aaron sind wie Hunde. Wenn sie Angst riechen, greifen sie an.
Aaron lachte wieder. Er lachte heute viel. Entweder fand er das alles sehr komisch, oder er hatte zu viel Gas geschn üffelt. Er drehte sich um und ging zur Tür. »Das ist die letzte Warnung«, sagte er. »Entweder Landreaux hält sich an den Vertrag mit Mr. O'Connor, oder ihr beide seid Wurmfutter.«
Wurmfutter. Erst Haferbrei. Jetzt Wurmfutter.
»Ich mag dich, Myron. Ich fände es wirklich schade, wenn dir etwas zustößt. Aber du weißt schon.«
»Geschäft ist Geschäft.«
»Genau.«
Esperanza erschien in der T ür.
Aaron empfing sie mit einem Haifischl ächeln. »Hallo, hallo«, sagte er. Dann folgte sein bestes Macker Zwinkern. Es gelang Esperanza, sich nicht auf der Stelle die Kleider vom Leib zu reißen. Fabelhafte Selbstbeherrschung.
»Leitung zwei«, sagte sie.
»Hör gut zu, was der Anrufer dir erzählt, Myron«, fügte Aaron mit einem letzten Grinsen hinzu. »Damit du den Ernst der Lage erfasst. Und denk daran. Wurmfutter.«
»Wurmfutter. Werd ich nicht vergessen.«
Aaron warf Esperanza eine Kusshand zu und ging.
»Bezaubernd«, sagte sie.
»Wer ist am Telefon?«
»Chaz Landreaux.«
Myron setzte das Headset auf. »Hallo?«
»Die Schweine waren bei meiner Mom!«, schrie Chaz. »Sie haben zu ihr gesagt, dass sie mir die Eier abschneiden und ihr in einer Geschenkverpackung schicken! Meiner Mutter, Mann! Das haben die zu meiner Mutter gesagt!«
Myron sp ürte, wie seine Hände sich zu Fäusten ballten. »Ich kümmere mich darum«, sagte er langsam. »Sie werden deine M o m nicht noch einmal belästigen.«
Genug der Spielereien. Es war Zeit zu handeln.
Es war an der Zeit, Win von Roy O'Connor zu erz ählen.
Win l ächelte wie ein Junge, der an einem verschneiten Tag im Radio h ört, dass die Schule heute geschlossen bleibt. »Roy O'Connor «, sagte er.
»Ich will nicht, dass er verletzt wird. Versprich es mir.« Wins Blick schweifte verträumt ins Nichts. Möglich, dass er genickt hatte, aber sicher war Myron nicht.
13
Baumgart's an der Palisades Avenue. Ihre alten Jagdgr ünde.
Peter Chin begr üßte sie an der Tür. Seine Augen weiteten sich erfreut und überrascht, als er Jessica sah. »Miss Culver! Wunderbar, dass Sie wieder einmal hereinschauen.«
»Nett, Sie wieder zu sehen, Peter.«
»Sie sind so schön wie immer. Ihre Anwesenheit ist die Krönung meines Restaurants.«
Myron sagte: »Hallo, Peter.«
»Yeah, sowieso.« Er tat Myron mit einer kurzen Handbewegung ab. Seine ganze Aufmerksamkeit gehörte Jessica. Selbst ein Krokodil, das an seinem Fuß herumknabberte, hätte daran nichts ändern können. »Sie sehen mir etwas dünn aus, Miss Culver.«
»In Washington ist das Essen nicht so gut.«
»Komisch«, sagte Myron. »Ich dachte, sie wäre etwas fülliger geworden.«
Jessica musterte ihn. »Du bist ein toter Mann.«
Baumgart's war eine Institution in Englewood, New Jersey. F ünfzig Jahre lang war es ein altes jüdisches Delikatessengeschäft und Cafe gewesen. Es war berühmt für seine phantastische Eiscreme und die Desserts. Als Peter C hin es vor acht Jahren gekauft hatte, bewahrte er die Tradition, ergänzte die Speisekarte jedoch durch die beste chinesische Nouvelle Cuisine in ganz New Jersey. Die Kombination war ein Hammer. Eine normale Bestellung war zum Beispiel Peking-Ente, Sesam-Nudeln, ein Schoko-Milchshake, Pommes frites und zum Nachtisch einen Eisbecher, der einen durch eine Überdosis Schokolade umbringen konnte. Als Myron und Jessica noch zusammenlebten, hatten sie mindestens einmal in der Woche bei Baumgart's gegessen.
Myron kam immer noch einmal die Woche her. Normalerweise mit Win oder Esperanza. Manchmal auch allein. Eine Freundin hatte er nie mitgebracht.
Peter f ührte sie an den Getränketheken vorbei und platzierte sie unter einem riesigen Gemälde. Moderne Kunst. Entweder ein Porträt von Cher oder von Barbara Bush. Vielleicht beide. Sehr esoterisch.
Myron und Jessica sa ßen sich schweigend gegenüber. Die Situation überwältigte sie fast. Plötzlich waren sie wieder hier, so nah beieinander - beide hatten damit gerechnet, dass ein wenig Nostalgie aufkommen könnte. Doch das hier war eher
Weitere Kostenlose Bücher