Das Spiel seine Lebens
und ließ sie langsam wieder ausströmen. »Nancy Serat, Kathy Culvers Zimmergenossin, hat beim Sicherheitsdienst des Campus angerufen. Kathy und Nancy hatten zusammen ein Zimmer im Haus der Psi-Omega-Schwesternschaft. H übsches Haus. Lauter hübsche weiße Mädels mit blonden Haaren und weißen Zähnen. Sehen alle gleich aus und reden alle gleich. Sie können sich's vorstellen.«
Myron nickte. Ihm fiel auf, dass Jake nicht aus einer Akte vorlas oder auch nur einen Blick in eine geworfen hatte. Er hatte alles im Kopf.
»Nancy Serat hat diesem Miet-Cop erklärt, dass Kathy Culver drei Tage nicht in ihrem Zimmer war.«
»Warum erst so spät?«, fragte Myron.
»Wie es aussieht, hat Kathy sowieso nicht allzu viele Nächte im Haus der Schwesternschaft verbracht. Meistens hat sie im Zimmer Ihres Klienten übernachtet. Sie wissen schon, der, der keine Schimpfwörter benutzt.« Ein kurzes Lächeln. »Jedenfalls sind Nancy und Ihr Junge dann irgendwann ins Gespräch gekommen, wobei sie feststellten, dass beide dachten, Kathy wäre mit dem anderen zusammen gewesen. Nachdem sie also gemerkt hatten, dass sie verschwunden war, haben sie den Sicherheitsdienst angerufen.
Der Sicherheitsdienst hat uns Bescheid gesagt, aber wir haben uns nicht gro ß darum gekümmert. Wenn eine Studentin für ein paar Tage verschwindet, geht davon die Welt nicht unter. Aber dann hat einer der Miet-Cops ihren Slip oben auf einem Abfalleimer gefunden, und, na ja, was dann passiert ist, wissen Sie ja. Die Geschichte hat sich verbreitet wie ein Fettfleck auf Elvis' Kopfkissen.«
»Ich habe gehört, dass der Slip blutig war«, sagte Myron.
»Eine Übertreibung der Medien. Ein eingetrockneter Blutfleck war drauf, wahrscheinlich Menstruationsblut. Wir haben die Blutgruppe bestimmen lassen. B negativ. Genau wie Kathy Culvers. Aber Sperma war auch drauf. Genug Antik örper für einen DNA - und einen Bluttest.«
»Gab es Verdächtige?«
»Nur einen«, sagte Jake. »Ihren Jungen. Christian Steele.«
»Wieso ihn?«
»Die üblichen Gründe. Er war ihr Liebhaber. Als sie verschwunden ist, war sie auf dem Weg zu ihm. Nichts Bestimmtes oder besonders Ehrenrühriges. Aber der DNA-Test des Spermas hat ihn entlastet.« Er öffnete einen kleinen Kühlschrank hinter sich. »Cola?«
»Nein, danke.«
Jake nahm sich eine Dose und öffnete sie. »Und das Folgende wissen Sie vermutlich aus der Presse«, fuhr er fort. »Kathy ist auf einer Cocktail-Party der Schwesternschaft. Sie nimmt ein oder zwei Drinks, nicht so viel, dass es sie umgehauen hätte, geht gegen zehn, um sich mit Christian zu treffen, und wird nicht wieder gesehen. Ende der Geschichte. Aber ein paar Details kann ich noch hinzufügen.«
Myron beugte sich vor. Jake trank einen Schluck Cola und wischte sich mit dem baumdicken Unterarm den Mund ab.
»Nach übereinstimmender Auskunft mehrerer ihrer Mitbewohnerinnen von der Verbindung«, sagte er, »war Kathy völlig außer sich. Sie war wie von Sinnen. Des Weiteren ist uns bekannt, dass sie ein paar Minuten bevor sie das Haus verließ einen Anruf bekommen hatte. Sie erzählte Nancy Serat, dass es Christian war, und dass sie sich mit ihm treffen würde. Christian streitet ab, diesen Anruf gemacht zu haben. Diese Telefonate haben alle im universitätsinternen Telefonnetz stattgefunden, daher wissen wir nicht mehr darüber. Aber die Zimmergenossin sagt, Kathy hätte am Telefon ziemlich gestresst geklungen, nicht so, als würde sie mit der Liebe ihres Lebens sprechen, Ihrem Mr. Saubermann.
Kathy legte auf und ging mit Nancy zusammen wieder nach unten. Dann posierte sie noch f ür das mittlerweile berühmte letzte Foto und verschwand.«
Er öffnete seine Schreibtischschublade und gab Myron das Foto. Myron hatte es natürlich schon unzählige Male gesehen. Jeder Zeitungskiosk und jede Fernsehstation im Land hatte das Bild mit morbider Faszination gezeigt. Ein Bild von zwölf Verbindungsschwestern. Kathy war die Zweite von links. Sie trug einen blauen Pullover und einen blauen Rock. Perlen schmückten ihren Hals. Ganz Tochter aus gutem Hause. Kathys Mitbewohnerinnen hatten ausgesagt, dass Kathy gleich nachdem das Foto gemachten worden war das Haus verlassen hatte. Sie war nie wieder zurückgekommen.
»Okay«, sagte Jake. »Sie verlässt also die Cocktail-Party. Es gibt nur eine Person, von der wir sicher wissen, dass sie sie hinterher noch gesehen hat.«
»Wer?«, fragte Myron.
»Der Footballtrainer. Tony Gardola. Seltsamerweise hat er sie gesehen,
Weitere Kostenlose Bücher