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Das Spiel seine Lebens

Das Spiel seine Lebens

Titel: Das Spiel seine Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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selbst verrückt.
    Sie holte ein paar Mal tief Luft und entspannte sich. Dann sah sie noch einmal durchs Fenster. Als sie den Lichtstreifen betrachtete, geschah es.
    Jemand ging vorbei.
    Jessica machte einen Satz r ückwärts. Sie hatte die Person nicht gesehen, hatte nichts gesehen, au ßer dass der Lichtstreifen für den Bruchteil einer Sekunde verschwunden war. Sie sah wieder hin. Nichts. Doch es war jemand vorbeigegangen und hatte den Lichtstreifen verdeckt. Sie legte die Hand auf den Türknauf.
    Diese T ür war nicht verschlossen. Der Knauf drehte sich.
    Geh nicht einfach rein, du dumme Gans! Ruf die Polizei!
    Um was zu sagen? Ich habe an die T ür geklopft und keiner hat aufgemacht? Und dann habe ich durchs Fenster geschaut und da ist jemand herumgelaufen?
    Das klingt doch gar nicht so übel.
    Ich finde, es klingt ganz sch ön blöd. Außerdem müsste ich erst noch ein Telefon suchen. In der Zwischenzeit könnte das, was hier passiert, längst vorbei sein. Meine Gelegenheit könnte verpasst sein.
    Gelegenheit wozu?
    Sie verdr ängte die Stimme und öffnete die Tür. Sie rechnete mit einem gewaltigen Quietschen, doch die Tür bewegte sich außergewöhnlich leise. Sie ließ sie offen stehen und ging in die Küche. So konnte sie schneller fliehen.
    »Nancy?«
    »Kathy?«
    Sie hielt sich mit der Hand den M und zu. Das hatte sie nicht gewollt. Kathy war nicht hier. Jessica w ünschte verzweifelt, sie wäre hier, aber so einfach war das alles nicht. Kathy war nicht hier. Und wenn sie hier wäre, hätte sie gewiss keine Angst davor, ihrer Schwester die Tür zu öffnen. Ihre kleine Schwester. Die Schwester mit dem freundlichen Lächeln. Ihre geliebte Schwester...
    Die Schwester, die dir fremd geworden war. Die Schwester, die du in der Nacht, in der sie verschwunden ist, hastig am Telefon abgewimmelt hast.
    Jessica blieb ein paar Minuten in der K üche. Außer den nervtötenden Heuschrecken war nichts zu hören. Kein tropfender Wasserhahn. Kein Rauschen der Dusche. Kein Getrappel. Keine Schritte. Sie öffnete die Handtasche und holte die Brieftasche heraus. Führerschein und ein Sortiment Kreditkarten - alle auf den Namen Nancy Serat. Sie blätterte sie durch und hielt plötzlich bei einem Foto inne.
    Das Foto. Das Foto der Schwesternschaft. Das letzte Foto von Kathy.
    Sie lie ß die Brieftasche fallen, als wäre es etwas Glitschiges, Lebendiges. Schluss jetzt, sagte Jessica sich. Sie ging auf das Licht zu. Ein Fuß tastete voran, der andere folgte. Nach wenigen Sekunden war Jessica an der Tür. Ein Spalt war offen, durch den der Lichtstreifen jetzt ungehindert in die Küche fiel. Sie stieß sie auf und ging geduckt, wie ein Polizist mit einer Pistole, hindurch und bereitete sich auf das Schlimmste vor.
    Und das erwartete sie auch.
    Jessica stolperte r ückwärts. »Mein Gott -«
    Nancy lag ausgestreckt auf dem R ücken, die Hände neben dem Körper. Ihre Augen quollen so weit aus den Höhlen, dass sie wie Golfbälle aussahen, und starrten Jessica an. Ihr Gesicht war violett angelaufen wie ein riesiger Bluterguss. Ihr Mund war aufgerissen und in Todesangst verzerrt. Die Zunge hing heraus wie ein toter Fisch. Nancy Serats ganzer Ausdruck war in einer Haltung erstarrt, in der jede ihrer Körperzellen nach Sauerstoff zu schreien schien. An ihrem Kinn klebte ein dünner, noch nasser Speichelfaden.
    Eine Schnur - nein, ein d ünner, fast unsichtbarer Draht lag um ihren Hals. An den meisten Stellen hatte er die Haut durchschnitten. Ein feiner, dunkelroter Blutstreifen markierte die Stelle, an der der Draht ins Fleisch eingedrungen war.
    Jessica starrte verloren ins Nichts . Die Welt um sie herum verschwand f ür mehrere Augenblicke und hinterließ nur Schrecken. Sie vergaß das Getrappel bei ihrem ersten Klingeln. Sie vergaß den Schatten, der den Lichtstrahl verdeckt hatte.
    Jessica h örte die Schritte nicht, die sich ihr näherten. Sie starrte immer noch Nancys Gesicht an, konnte sich nicht von dem Anblick losreißen, als plötzlich ein heftiger Schmerz ihren Kopf durchzuckte. Sie sah weiße Blitze. Ihr Körper knickte zusammen und stürzte nach vorn. Dann spürte sie ein taubes Kribbeln.
    Dann nichts mehr.

25
    Fedora wusste, was er tat.
    »Bleib ein paar Schritte hinter mir«, blaffte er seinen neuen Partner an.
    In der Tiefgarage hatten Fedora und der Klotzkopf (der, wie Myron befriedigt feststellte, au ßer Dienst zu sein schien) ihn unterschätzt. Den Fehler würde Fedora nicht Noch einmal machen. Er behielt Myron

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