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Das Spiel seine Lebens

Das Spiel seine Lebens

Titel: Das Spiel seine Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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stand ihr Schreibtisch?«
    »Wessen?«
    »Kathy Culvers.«
    Langsam, als w ürde er sich in eine mit heißem Wasser gefüllte Badewanne setzen, ließ Dekan Gordon sich auf seinen Stuhl nieder. »Sie hatte zusammen mit einer anderen Studentin einen Schreibtisch im Nebenraum.«
    Myron sagte: »Praktisch.«
    Dekan Gordon runzelte die Stirn. »Entschuldigen Sie, aber ich hatte Ihren Namen nicht verstanden.«
    »Deluise. Dom Deluise.«
    Der Dekan gestattete sich ein kurzes, spr ödes Lächeln. Er wirkte so angespannt, als könne er mit dem Hintern den Korken aus einer Flasche ziehen. Zweifellos spürte er die Daumenschrauben, seit er das Magazin bekommen hatte. Und Jakes gestriger Besuch hatte sie noch etwas fester angezogen. »Was kann ich für Sie tun, Mr. Deluise?«
    »Ich glaube, das brauche ich Ihnen nicht zu erklären.« Wieder das wissende Lächeln. Im Zusammenspiel mit den treuen, blauen Augen. Wenn Dekan Gordon eine Frau gewesen wäre, hätte er sich längst die Kleider vom Leib gerissen.
    » Ich muss Ihnen leider sagen, dass ich nicht die geringste Ahnung habe«, sagte der Dekan.
    Myron l ächelte weiter wissend. Er kam sich vor wie ein Idiot oder der Wettermann im Frühstücksfernsehen, falls da ein Unterschied bestand. Er versuchte es mit einem alten Trick. Er wollte sein Gegenüber zum Sprechen bringen, indem er vorgab, mehr zu wissen, als es tatsächlich der Fall war. Er ließ das, was kommen mochte, auf sich zukommen. Alles Weitere war Improvisation.
    Der Dekan faltete die H ände und legte sie auf den Schreibtisch. Er versuchte auszusehen, als hätte er alles unter Kontrolle. »Dieses Gespräch verläuft recht sonderbar. Vielleicht könnten Sie mir erklären, was Sie hier wollen.«
    »Ich dachte, wir sollten mal ein bisschen plaudern.«
    »Worüber?«
    »Fangen wir mit dem Englisch Fachbereich an. Müssen die Studenten immer noch Beowulf lesen?«
    »Bitte, wie immer Sie auch heißen, ich habe keine Zeit für Spielereien.«
    »Ich auch nicht.« Myron holte das Nips heraus und warf es auf den Schreibtisch. Das Heft sah allmählich so abgewetzt und zerknittert aus, als gehöre es einem pubertierenden Jugendlichen.
    Der Dekan sah es kaum an. »Was ist das?«
    »Wie war das mit dem Zeitmangel und den Spielereien?«
    Dekan Gordon lehnte sich zur ück. Er kratzte sich am Kinn. »Wer sind Sie?«, fragte er. »Wirklich.«
    »Das spielt keine Rolle. Ich bin nur der Kurier.«
    »Kurier von wem?«
    »Wessen Kurier?«, korrigierte Myron ihn. »Die Genetivkonstruktion ist viel eleganter als der Dativ. Sie als Collegedekan sollten das wissen.«
    »Ich muss mich von Ihnen nicht belehren lassen, junger Mann.«
    Myron sah ihn an. »Schluss mit dem Blödsinn.«
    Der Dekan holte tief Luft, als wollte er tauchen. »Was wollen Sie?«
    »Reicht es nicht, wenn ich sage, dass ich gerne in Ihrer Nähe bin?«
    »Diese Angelegenheit ist nicht komisch.«
    »Nein, das ist sie nicht.«
    »Dann lassen Sie bitte die Spielchen. Was wollen Sie von mir?«
    Myron probierte es wieder mit dem wissenden L ächeln. Dekan Gordon war einen Augenblick lang überrascht, erwiderte es dann aber. Auch er lächelte wissend.
    »Oder sollte ich fragen, wie viel?«, ergänzte der Dekan.
    Jetzt schien er sich sicherer zu f ühlen. Den Schlag hatte er verkraftet und sich wieder aufgerappelt. Ein Problem war aufgetreten. Doch es gab eine Lösung. Auf dieser Welt gab es immer eine Lösung.
    Geld.
    Er nahm ein Scheckheft aus der Schreibtischschublade.
    »Und?«
    »So einfach ist das nicht«, sagte Myron.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Finden Sie nicht, dass jemand dafür bezahlen sollte?«
    Dekan Gordon zuckte die Achseln. »Lassen Sie uns über den Betrag reden.«
    »Glauben Sie wirklich, dass man das hier mit Geld aus der Welt schaffen kann?«
    Er sah so verwirrt aus, als h ätte Myron gerade bestritten, dass so etwas wie die Schwerkraft existierte. »Ich verstehe nicht, was Sie meinen.«
    »Was ist mit der Gerechtigkeit?«, fragte Myron. »Jemand ist Kathy etwas schuldig. Und zwar eine ganze Menge.«
    »Da stimme ich Ihnen zu. Und ich bin bereit zu zahlen. Aber was nützt es ihr jetzt, wenn sie Rache nimmt? Sie sind der Kurier, nicht wahr?«
    »Bin ich.«
    »Dann richten Sie ihr aus, dass sie das Geld nehmen soll.«
    Myron blieb fast das Herz stehen. Dieser Mann, der eindeutig etwas mit dem zu tun hatte, was in jener Nacht geschehen war,
    glaubte, dass Myron der Kurier einer lebendigen, atmenden Kathy Culver war. Langsam, mein guter Myron. Immer sch ön

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