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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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bedanken«, meinte er, während der Aufzug ruckelnd anfuhr. Er strich mit der Hand über ihren Hals und durch ihr kurzes blondes Haar, beugte sich vor und küßte sie.

58. KAPITEL
    »Letzter Aufruf für Northwest Airlines Flug 1168 nach Minneapolis-Saint Paul«, verkündete eine weibliche Stimme im Lautsprecher des Flughafens von Rapid City. »Alle Passagiere mit gültigem Ticket sollten jetzt an Bord gehen.«
    Die Flughafenangestellte schaltete die Sprechanlage aus und drehte sich zu Janos um. Sie kontrollierte seine Bordkarte und seinen Führerschein. »Schönen Tag, Mr. Franklin.«
    Janos schaute hoch, aber nur, weil sein Handy in diesem Moment in seiner Brusttasche vibrierte. Als er es herausnahm, lächelte die Angestellte ihn an. »Aber bitte nur ein kurzer Anruf, Sir. Wir sind gleich abflugbereit...«
    Janos bedachte die Angestellte mit einem finsteren Blick und ging weiter. Er mußte nicht auf die ID des Anrufers schauen, um zu wissen, wer dran war.
    »Haben Sie eine Vorstellung, wieviel Geld mich Ihre Nachlässigkeit soeben gekostet hat?« fragte Sauls. Seine Stimme war so gelassen wie schon lange nicht mehr. Offenbar war es noch schlimmer, als Janos erwartet hatte.
    »Nicht jetzt«, erwiderte er.
    »Er hat den Techniker in die Kugel geworfen. Vierundsechzig Fotozellen sind zerstört. Wissen Sie, wieviel jede einzelne davon kostet? Die Komponenten kommen aus England, Frankreich und Japan. Sie müssen zusammengezogen, getestet, verschifft und unter sterilen Bedingungen erneut zusammengestellt werden. Das dürfen wir jetzt vierundsechzigmal wiederholen.«
    »Sind Sie fertig?«
    »Sie haben mich wohl nicht verstanden, Janos? Sie haben es versaut.«
    »Ich kümmere mich darum.«
    Sauls schwieg einen Moment. »Das sagen Sie jetzt zum dritten Mal«, knurrte er schließlich. »Ich verspreche Ihnen jetzt etwas, Janos. Wenn Sie die Sache nicht bald bereinigen, engagieren wir jemanden, der sich um Sie kümmert.«
    Mit einem leisen Klicken wurde die Verbindung unterbrochen.
    »Schön, Sie heute abend an Bord zu haben, Sir,« sagte eine Flugbegleiterin, als Janos einstieg.
    Er ignorierte sie, ging zu seinem Platz in der Business-Klasse und schaute aus dem ovalen Fenster auf die Betonbahn. In einem Punkt hatte Sauls recht. Er wurde in letzter Zeit nachlässig. Erst das Problem mit dem Früh-flug, dann die Sache mit dem zweiten Aufzug. Er hätte es kommen sehen müssen. Obwohl Viv ihn aufhielt und trotz der Panik, die er empfinden mußte, war es Harris gelungen, einige Züge im voraus zu planen. Zweifellos halfen ihm dabei seine Jahre im Senat weiter. Nur war dies hier eine viel ernstere Angelegenheit als Politik. Janos lehnte sich gegen die Kopfstütze und lauschte dem Dröhnen der Triebwerke. Er schloß die Augen und betrachtete die Puzzleteile an der Tafel. Es wurde Zeit, sich auf die Grundlagen zu konzentrieren. Keine Frage, Harris spielte großartig Schach, aber selbst die besten Großmeister wußten, daß es keine perfekte Partie gab.

59. KAPITEL
    »Daddy geht jetzt zur Arbeit!« rief Lowell Nash seiner vierjährigen Tochter zu.
    Sie starrte gebannt auf die Mattscheibe und antwortete nicht.
    Als Stellvertretender Generalstaatsanwalt war Lowell es nicht gewohnt, ignoriert zu werden. Bei seiner Familie war das eine ganze andere Geschichte. Er lachte unwillkürlich.
    »Verabschiede dich von Daddy«, rief Lowells Frau aus dem Wohnzimmer ihres Hauses in Bethesda, Maryland.
    Cassie Nash nahm ihren Blick nicht von dem Video der Sesamstraße, nuckelte an der Spitze ihres Zopfes und winkte ihrem Dad zu. »Bye, Elmo ...«
    Lowell lächelte und verabschiedete sich von seiner Frau. Bei formalen Anlässen nannten seine Kollegen im Justizministerium ihn Vize-General Nash. Für diesen Titel hatte er fünfundzwanzig Jahre geschuftet. Seit seine Tochter jedoch herausgefunden hatte, daß Elmos Stimme von einem großen schwarzen Mann gesprochen wurde, der ihrem Dad ähnlich sah, hatte sie Lowell umgetauft. Gegen Elmo hatte Vize-General keine Chance.
    Lowell verließ sein Haus um einige Minuten nach sieben. Er schloß die Tür hinter sich ab und überprüfte dreimal den Türknauf. Der Himmel war grau, die Sonne versteckte sich hinter den Wolken. Es würde bald regnen. Auf der Auffahrt neben dem alten Kolonialhaus war sein Lächeln bereits erloschen. Wie immer seit einer Woche überprüfte er jeden Busch, jeden Baum und jeden Strauch in seiner Nähe. Er musterte die parkenden Wagen auf der Straße. Dann entriegelte er mit einem

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