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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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Knopfdruck die Türen seines silberfarbenen Audis und kontrollierte das Innere. Der Riß in der Scheibe war noch da, aber Janos war weg. Vorläufig.
    Lowell startete den Wagen. Er ließ den Blick über die nächstgelegenen Häuser einschließlich der Dächer gleiten. Seit seinem Abschluß auf der Columbia Law School war er sehr vorsichtig gewesen, was sein Berufsleben anging. Er hatte seine Putzfrauen offiziell bezahlt, seinen Steuerberater angewiesen, nicht zu gierig an den Steuern zu sparen, und in dieser Hauptstadt der Werbegeschenke hatte er jedes Präsent angegeben, das er je von einem Lobbyisten bekommen hatte. Keine Drogen, kein übermäßiges Trinken, keine Dummheiten bei den gesellschaftlichen Ereignissen, die er in all den Jahren besucht hatte. Schade nur, daß man das nicht auch von seiner Frau sagen konnte. Eine einzige Dummheit, selbst für das Collegemädchen, das sie damals noch gewesen war. Ein paar Drinks zuviel. Das Taxi brauchte zu lange. Wenn sie selbst fuhr, war sie in einigen Minuten zu Hause statt nach einer Stunde.
    Der Junge blieb gelähmt. Der Wagen hatte ihn so hart getroffen, daß er seinen Unterleib zerschmettert hatte. Durch die schnelle Reaktion und einige kostspielige Manöver hatten die Anwälte ihr Führungszeugnis reingewaschen. Janos hatte es herausgefunden. Der nächste Colin Powell? titelte die Legal Times. Nicht, wenn das herauskommt, hatte Janos ihn in der Nacht gewarnt, in der er zum ersten Mal aufgetaucht war.
    Lowell kümmerte es nicht, und er hatte auch keine Angst, es Janos zu sagen. Er war nicht die Nummer zwei im Justizsystem geworden, weil er weglief und sich vor jeder politischen Drohung versteckte. Früher oder später würden die Neuigkeiten über seine Frau durchsickern. Jedenfalls würde er Harris deswegen keinen Schaden zufügen.
    Daraufhin tauchte Janos in Cassies Vorschule auf und an dem Spielplatz, zu dem sie am Wochenende mit ihr gingen. Lowell erkannte ihn sofort. Er tat nichts Ungesetzliches. Er stand einfach nur da - mit seinen dunklen, bösartigen Augen. Für Lowell genügte es. Wenn es um die Familie ging, war das etwas anderes.
    Janos wollte nicht viel. Lowell sollte ihn nur informieren, wenn Harris anrief, und sich ansonsten aus der Sache heraushalten.
    Lowell hatte geglaubt, es wäre einfach, doch es war viel schwerer, als er sich je erträumt hätte. Er schlief immer schlechter. Letzte Nacht hatte er so lange wach gelegen, daß er hörte, wie die Zeitung um fünf Uhr früh vor seine Tür geworfen wurde. Als er nun in die Connecticut Avenue einbog und nach Downtown fuhr, konnte er den Wagen kaum auf der Straße halten. Es fing an zu regnen. Lowell achtete nicht darauf.
    Seit dem Tag, an dem er sein Examen gemacht hatte, war er vorsichtig gewesen. Vorsichtig mit seinem Geld, mit seiner Karriere und mit seiner Zukunft. Jetzt, als der Regen auf seine Windschutzscheibe prasselte, begriff er allmählich, daß es eine feine Grenze zwischen Vorsicht und Feigheit gab. Ein Acura überholte ihn. Lowell drehte den Kopf zur Seite, nahm aber nur den feinen Riß in der Scheibe wahr. Er schaute auf die Straße, doch der Riß verschwand nicht vor seinen Augen.
    Elmo schlägt Vize-General, dachte er. Je länger er darüber nachdachte, desto klarer wurde ihm, daß er die Sache aus genau diesem Grund nicht einfach aussitzen konnte. Er nahm sein Handy und wählte die Nummer seines Büros.
    »Büro des Vize-Generalstaatsanwalts. William Joseph Williams am Apparat«, antwortete eine männliche Stimme. Als er sich um diesen Job beworben hatte, hatte Williams gesagt, seine Mutter hätte diesen Namen ausgesucht, weil er wie der eines Präsidenten klänge. Er war immer noch Lowells Assistent.
    »William, ich bin's. Sie müssen mir einen Gefallen tun.«
    »Selbstverständlich. Welchen?«
    »In der obersten linken Schublade meines Schreibtisches sind die Fingerabdrücke, die ich letzte Woche von meiner Fahrertür habe machen lassen.«
    »Von diesen Kindern, die Ihre Scheibe zertrümmert haben? Ich dachte, Sie hätten sie schon überprüfen lassen.«
    »Ich habe mich bisher dagegen entschieden«, erwiderte Lowell.
    »Und jetzt?«
    »Jetzt habe ich es mir anders überlegt. Geben Sie die Abdrücke ein und veranlassen Sie eine vollständige Überprüfung. Alle Datenbanken, auf die wir Zugriff haben.« Lowell schaltete den Scheibenwischer an. »Und bitten Sie Dan, jemanden abzustellen, der meine Familie beobachtet.«
    »Was ist los, Lowell?«
    »Das weiß ich noch nicht.« Er starrte

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