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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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wetten, daß ich dieses Ding an den Leuten des Senats vorbei in den Haushaltsplan schmuggeln kann. Etwas ganz anderes ist es, das auch zu tun.
    »Wie schön, daß Sie pünktlich sind«, begrüßt mich Trish gereizt, als ich hereinschneie.
    Ich bin der letzte der vier apokalyptischen Reiter. Das ist pure Berechnung. Sollen sie glauben, ich hätte es nicht eilig mit der Agenda. Wie üblich sitzt Ezra auf meiner Seite des Konferenztisches. Trish und Georgia, unsere Pendants von der Seite des Senats, sitzen uns gegenüber. Rechts an der Wand hängt ein Schwarzweißfoto vom Yosemite National Park. Es ist von Ansei Adams und zeigt die glasklare Oberfläche des Merced River, der von dem schneebedeckten Gipfel des Half Dome darüber dominiert wird. Manche Menschen brauchen Kaffee, ich brauche Frischluft. Wie das Foto vom Grand Canyon in meinem Büro entspannt mich auch dieses Bild augenblicklich.
    »Gibt's was Neues?« Trish will wissen, was ich diesmal im Ärmel habe.
    »Nein.« Wir beide kennen die Schritte des Präkonferenz-Tangos genau. Jeden Tag taucht ein neues Projekt auf, das einer unserer Bosse »vergessen« hat in den Haushalt aufzunehmen. Letzte Woche habe ich ihr dreihunderttausend Dollar für die Manatee-Produktion in Florida gewährt. Sie hat sich erkenntlich gezeigt, indem sie mir vierhunderttausend bewilligt hat, um eine Studie über giftigen Schimmel an der Universität von Michigan zu finanzieren. Mit dem Ergebnis, daß jetzt ein Senator aus Florida und ein Kongreßabgeordneter aus Michigan etwas in der Hand haben, womit sie bei ihrem Wahlkampf auftrumpfen können. Wir nennen solche Projekte »unbefleckte Empfängnis«. Es sind politische Gefallen, die aus dem Nichts auftauchen.
    Im Kopf habe ich eine Liste von jedem einzelnen Projekt, das ich unterbringen muß, bevor das Vorspiel der Konferenz gelaufen ist. Einschließlich der Goldmine. Das gilt auch für Trish. Keiner von uns will seine Karten zuerst auf den Tisch legen. Also halten wir uns zwei Stunden lang an das Drehbuch.
    »Franklin Delano Roosevelts Präsidentenbibliothek«, beginnt Trish. »Der Senat veranschlagt sechs Millionen. Ihr wollt nur vier Millionen herausrücken.«
    »Treffen wir uns bei fünf?«
    »Abgemacht.«
    »Auf nach Philadelphia«, sage ich. »Was ist mit den neuen Bürgersteigen für die Independence Hall? Wir haben neunhunderttausend dafür veranschlagt. Der Senat hat es aus irgendeinem Grund gestrichen.«
    »Nur, um Senator Didio eine Lektion zu erteilen. Er hat in Newsweek einige spitze Bemerkungen über meinen Boß fallen lassen. Das mögen wir gar nicht.«
    »Wissen Sie, wie rachsüchtig und kindisch das ist?«
    »Nicht halb so kindisch wie das, was ihr bei Transpo macht. Als einer der Senatoren von North Carolina diesen Unterausschußvorsitzenden angepflaumt hat, haben sie die Finanzierung für Amtrak beschnitten, so daß die Züge jetzt nicht mehr in Greensboro halten.«
    Ich schüttele den Kopf. Ich liebe die Mitarbeiter des Bewilligungsausschusses. »Also kriegt die Freiheitsglocke ihre volle Finanzierung?«
    »Natürlich«, erwidert Trish. »Laß die Freiheit bimmeln.«
    Gegen Mittag schaut Trish auf die Uhr. Zeit für Lunch. Sollte sie noch ein Projekt in der Tasche haben, spielt sie es wirklich besonders cool. Deshalb frage ich mich heute zum ersten Mal, ob ich meine Karten nicht zuerst aufdecken soll.
    »Treffen wir uns um eins wieder hier?« fragt sie. Ich nicke und klappe meinen Aktenordner zu. »Übrigens«, sagt sie, als ich gerade in mein Büro gehen will. »Eines habe ich fast vergessen ...«
    Ich bleibe stehen und drehe mich um. Ich muß mich wirklich zusammenreißen, nicht über beide Ohren zu grinsen.
    »Da ist dieses Kanalisationsprojekt in Marblehead, Massachusetts«, eröffnet Trish. »Senator Schrecks Heimatstadt.«
    »Oh, Mist«, erwidere ich. »Da hätte ich doch beinahe diesen Landverkauf vergessen, nach dem ich im Auftrag von Grayson fragen sollte.«
    Trish neigt den Kopf, als würde sie mir glauben. Ich mache dasselbe. Höflichkeit unter Profis.
    »Wie teuer soll die Kanalisierung werden?« Ich versuche, jetzt bloß keinen Druck auszuüben.
    »Hundertzwanzigtausend. Und der Landverkauf?«
    »Kostet uns gar nichts. Sie wollen das Land von uns kaufen. Allerdings kommt das Ersuchen von Grayson.«
    Sie zuckt nicht mit der Wimper, als ich Graysons Namen erwähne. Wenn die Erinnerung mich nicht trügt, dann hatte sie vor ein paar Jahren einen Zusammenstoß mit ihm. Angeblich hat er sie angebaggert. Falls

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