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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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telefonsüchtig und hängt an der Strippe. Ich muß aufpassen, was ich sage. »Wenn die Abgeordneten den Entwurf verabschieden, was sie immer tun, weil viele Bonbons für sie selbst drin sind, sind wir am Ziel.«
    »Du bist sicher, daß da nicht noch ein aufrechter Abgeordneter auftaucht, der den Haushaltsentwurf durchliest und die Goldmine herausstreicht?« will Harris wissen.
    »Machst du Witze? Niemand liest ihn. Letztes Jahr umfaßte der komplette Haushaltsentwurf über eintausendeinhundert Seiten. Ich selbst lese ihn nicht mal ganz, dabei ist das mein Job. Verläßt der Entwurf die Konferenz, ist es ein Riesenstapel Papier, der unter einem Berg Notizzetteln verschwindet. Das Abgeordnetenhaus macht ein paar Kopien und der Senat ein paar mehr. Das ist ihre einzige Chance, es zu überprüfen, etwa eine Stunde vor der Abstimmung. Glaub mir, nicht mal die Bürger gegen die Verschwendung von Regierungsgeldern würden auch nur ein Viertel von dem Fett finden, das wir darin verstecken. Sie haben damals die Fünfzigtausend-Dollar-Studie über den Schweiß der Aborigines aufgespürt, die die Regierung finanziert hat.«
    »Du hast tatsächlich fünfzig Riesen für eine Untersuchung von Aborigine-Schweiß gewährt?« fragt Harris ungläubig.
    »Als die Wissenschaftler letzten Monat einen großen Schritt in der Heilung von Meningitis verkündet haben, rate mal, wo der Durchbruch hergekommen ist?«
    »Aborigine-Schweiß?«
    »Bingo, Aborigine-Schweiß. Denk das nächste Mal daran, wenn du etwas über Schweinefleisch in der Zeitung liest.«
    »Großartig. Ich halte die Augen auf«, meint Harris. »Hast du alles andere?«
    Ich greife in meine Jackentasche und ziehe einen weißen Briefumschlag heraus. Zum siebten Mal an diesem Tag überprüfe ich seinen Inhalt. Ich schlage die Lasche auf und blicke auf die beiden Schecks. Einer über $ 4000 und der andere über $ 8600. Einer ist von Harris, der andere von mir. Beides Barschecks. Man kann sie nicht zurückverfolgen.
    »Sie liegen vor mir«, sage ich, als ich den Briefumschlag versiegele und ihn in einen größeren Umschlag schiebe.
    »Sie haben ihn noch nicht abgeholt?« fragt Harris. »Normalerweise kommen sie pünktlich gegen Mittag.«
    »Mach dir keinen Streß. Sie werden schon ...«
    Jemand hüstelt leise und höflich, als die Außentür von meinem Büro geöffnet wird. »Ich suche Matthew ...?« sagt ein afroamerikanischer Page und tritt ein.
    »... jede Sekunde hier sein«, sage ich Harris. »Ich muß los. Die Arbeit ruft.«
    Ich lege auf und winke den Pagen herein. »Ich bin Matthew. Kommen Sie rein.«
    Der Page tritt an meinen Schreibtisch. Mir fällt auf, daß er einen blauen Anzug trägt und nicht die übliche Kombination aus blauem Blazer und grauer Hose. Dieser Junge ist kein Page vom Abgeordnetenhaus, er kommt vom Senat. Selbst die Pagen sind dort besser angezogen.
    »Wie läuft's?« frage ich ihn.
    »Ziemlich gut. Bin nur müde vom vielen Herumlaufen.«
    »Ist eine ganz schöne Strecke vom Senat bis hierher, was?«
    »Mir wird gesagt, wo ich hingehen muß. Ich kann es mir nicht aussuchen.« Er lacht. »Sie haben ein Paket für mich?«
    »Hier.« Ich versiegele den übergroßen Umschlag, schreibe das Wort Vertraulich hinten drauf und beuge mich über den Schreibtisch, um ihm dem Umschlag in die Hand zu drücken. Diesmal wird nichts ausgeliefert, sondern etwas abgeholt. Am Tag nach Wettschluß erwarten die Kerkermeister, daß man seine Wette deckt.
    »Sie wissen, wohin das geht?« frage ich und suche immer noch nach zusätzlicher Information.
    »Zurück in die Garderobe«, erwidert er achselzuckend. »Da holt man es ab.«
    Als er den Umschlag entgegennimmt, bemerke ich einen silbernen Ring an seinem Daumen und einen anderen an seinem Zeigefinger. Ich hätte nicht gedacht, daß sie Pagen Schmuck tragen lassen.
    »Was soll denn dieser ausgestopfte Fuchs da?« Er deutet mit dem Kinn auf das Buchregal.
    »Das ist ein Frettchen. Mit freundlichen Grüßen von der NRA.«
    »Der was?«
    »Der NRA, Sie wissen schon, die National Rifle ...«
    »Ja, ja ... Ich dachte, Sie hätten etwas anderes gesagt«, unterbricht er mich und fährt sich mit der Hand über sein kurzgeschorenes Haar. Der Ring an seinem Zeigefinger glänzt im Licht. Er bleckt seine Zähne, als er breit lächelt.
    Ich erwidere sein Lächeln. Im gleichen Moment wird mir klar, daß ich einem Fremden zwölftausend Dollar in die Hand drücke.
    »Das ist jetzt in guten Händen«, singt er, als er den Umschlag nimmt und

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