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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brad Meltzer
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sich zur Rezeption umdreht.
    Er verschwindet durch die Tür. Nun ist die Wette offiziell. Ich sitze da und starre auf seinen Hinterkopf. Es ist kein gutes Gefühl, und das nicht nur, weil er jeden Dollar mitnimmt, den ich besitze, und dazu auch noch die Ersparnisse meines besten Freundes. Es ist etwas Archaischeres. Ich spüre es bis in den letzten Wirbel meines Rückgrats. Als würde man ein Auge schließen, wenn man ein dreidimensionales Bild in einem Dia-Betrachter ansieht. Es ist nicht direkt etwas falsch, aber ganz richtig ist es auch nicht.
    Ich werfe Dinah einen Blick zu. Sie telefoniert immer noch. Mir bleibt noch eine halbe Stunde, bis ich den Kampf mit Trish wiederaufnehmen muß. Genug Zeit für einen kurzen Sprint zur Garderobe des Senats, um die Dinge im Auge zu behalten. Ich springe von meinem Stuhl und renne um meinen Schreibtisch herum.
    »Wohin so eilig?« ruft Dinah mir nach, als ich zur Tür stürme.
    »Zum Essen. Wenn Trish nervt, sagen Sie ihr, daß es nicht lange dauert...«
    Sie nickt mir zu, und ich laufe zur Rezeption. Der Page kann nicht mehr als dreißig Sekunden Vorsprung haben.
    Ich sprinte zu den Aufzügen. Ich sehe ihn etwa hundert Meter vor mir. Er schwingt die Arme an der Seite und ist vollkommen unbekümmert. Während seine Schuhe auf dem Marmorboden klacken, erwarte ich, daß er zur Untergrundbahn geht, die ihn zum Capitol zurückbringt. Zu meiner Überraschung biegt er jedoch scharf rechts ab und geht eine kurze Treppe hinunter. Ich halte meinen Abstand und folge ihm die Treppe hinunter an zwei Police Officers des Capitols vorbei. Links von mir bugsieren Beamte die ankommenden Mitarbeiter und Besucher durch den Röntgenschirm und den Metalldetektor. Die Glastüren, die auf die Independence Avenue führen, schwingen zu. Die Untergrundbahn ist viel schneller. Warum geht er nach draußen?
    Als ich mich durch die Tür zwänge und die Außentreppe hinuntergehe, verstehe ich. Die Bürgersteige sind voll mit Kollegen, die gerade vom Essen zurückkommen. Der Septemberhimmel ist zwar bewölkt, aber es ist noch warm. Nachdem er den ganzen Tag in den Fluren herumgelaufen ist, möchte er vielleicht mal frische Luft schöpfen. Außerdem gibt es mehr als eine Abkürzung zum Capitol.
    Das rede ich mir immer noch ein, während er den Block entlanggeht. Fünf Schritte später greift er in die Tasche und zieht ein Handy heraus. Vielleicht war das der Grund ... Hier draußen ist der Empfang besser. Doch als er das Telefon an sein Ohr drückt, macht er etwas sehr Seltsames. An der Ecke Independence und South Capitol braucht er nur nach links abzubiegen und die Straße zu überqueren. Stattdessen bleibt er kurz stehen und biegt rechts ab. Weg vom Capitol.
    Mein Hals zieht sich zusammen. Was geht hier vor?

6. KAPITEL
    An der Ecke dreht sich der Page um und überprüft, ob jemand hinter ihm ist. Ich ducke mich hinter einige Mitarbeiter und verwünsche erneut meine Größe. Doch der Page scheint mich nicht bemerkt zu haben. Vielleicht bin ich zu weit entfernt. Als ich wieder hinsehe, ist er längst um die Ecke verschwunden.
    Ich schiebe meinen Kopf um die Ecke. Der Page hat bereits die halbe South Capitol hinter sich. Er geht sehr schnell. Obwohl er telefoniert, weiß er genau, wohin er will.
    Ich weiß nicht, was ich tun soll, und folge meinem ersten Instinkt. Ich ziehe mein eigenes Handy heraus und wähle Harris' Nummer. Seine Mailbox antwortet, das heißt, er telefoniert oder ißt gerade zu Mittag. Ich drücke die Wahlwiederholung und hoffe, daß sein Assistent abhebt. Tut er jedoch nicht.
    Ich versuche mir immer noch weiszumachen, daß es Sinn hat. Vielleicht spielen die Kerkermeister es ja so. Der letzte Transfer wird außerhalb des Campus abgesetzt. Irgendwo muß ja die eigentliche Homebase liegen. Je länger ich darüber nachdenke, desto logischer erscheint es mir. Trotzdem kann ich die Realitätspille nicht leichter schlucken. Er hat unser ganzes Geld. Ich will wissen, wohin er damit geht.
    Am Ende des Blocks biegt der Page nach links in die C-Street ein und verschwindet um die nächste Ecke. Ich folge ihm und benutze dabei jeden Passanten als Dekkung, den ich finden kann. Hauptsache, ich gerate nicht in sein Blickfeld.
    Als er nach rechts in die New Jersey Avenue einbiegt, bin ich mindestens fünfzig Meter hinter ihm. Er geht immer noch schnell und redet dabei ständig in sein Telefon. Mittlerweile haben wir die anderen Mitarbeiter und die Bürogebäude des Kongresses längst hinter uns gelassen

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